Neuburg
Aus dem Wohnzimmer in den Stadtrat

40 Jahre Frauenunion Neuburg "In der Politik immer noch unterrepräsentiert"

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Die Frauenunion im November 2002 zu Besuch bei Angela Fürstin Fugger von Glött (oben). Unten ist Brigitte Bößhenz im Wahlkampf zu sehen, in der Mitte ein Bild aus dem Jahr 2005 mit den FU-Mitgliedern (v. l.) Eva Lanig, Elke Heyne, Birgitt Schulz-Ludwig, Irmgard Keßler, Roswitha Haß, Hilde Oswald und Annemarie Höcht. ‹ŒArch - fotos: FU/Heumann

Neuburg (DK) Chancengleichheit und eine bessere Partnerschaft in Berufsleben, Familie Gesellschaft und Politik schreibt sich die Frauenunion (FU) auf die Fahnen. Genau 40 Jahre ist es her, dass ein eigener Ortsverband in Neuburg aus der Taufe gehoben wurde. Erste Vorsitzende war Elke Heyne.

In ihrem Wohnzimmer trafen sich im September 1976 die Frauen zur Gründungsversammlung. Heyne übernahm den Vorsitz, ihre Stellvertreterin war Hilde Sangl, als Schriftführerin war Elfriede Mueller, als Schatzmeisterin Christine Ruder und als Beisitzer Maria Beck, Maria Roll, Hildegard Seidel und Irmgard Keßler, die damals noch Sens hieß, dabei. Die Frauenunion startete mit circa 60 Mitgliedern - genauso vielen, wie sie auch heute noch hat. Die vergleichsweise hohe Zahl erklärt sich damit, dass es bereits zuvor zahlreiche Aktivitäten gab, damals noch im Verbund mit Schrobenhausen, bis Heyne anregte, angesichts der zahlreichen aktiven Damen einen eigenen Verband in Neuburg zu gründen. 1975 hatten beispielsweise 13 Veranstaltungen stattgefunden, wie Vorsitzende Roswitha Haß dem dicken Ordner entnommen hat, der die Geschichte der Frauenunion enthält.

Zu den eigenen Aktionen ab 1976 gehörten gemeinsame Weihnachtsbasare mit dem Katholischen Frauenbund, Adventsfahrten, Buch- und Spielzeugausstellungen im Rahmen einer pädagogischen Reihe im Kolpinghaus mit verschiedenen Referenten, die Bücher und Spielsachen zu bestimmten Themen vorstellten. Im Projekt "Einkauf frei Haus" wurden älteren oder kranken Frauen auf Anruf Einkäufe erledigt und nach Hause gebracht. Natürlich gab es damals schon Vorträge zu pädagogischen oder politischen Themen wie Umweltschutz, Sekten, Familienplanung - schließlich ging es Heyne und ihren Mitstreiterinnen von Anfang an auch darum, Frauen die Politik näher zu bringen, damit sie selbstbewusst Initiative und Verantwortung in Staat und Gesellschaft übernehmen.

So setzten sich die Damen der FU Anfang der 90er-Jahre im Interesse des Jugendschutzes vehement gegen weitere Spielotheken zur Wehr. "Seit 1992 hat es keine neuen Spielotheken mehr gegeben", bilanziert Haß. Weitere Themen waren die Verschärfung des Sexualstrafrechts, die Teilnahme am Frauentag im Landratsamt und Spendenaktionen. So wurde der Kinderplanet der Kliniken mit 7000 Euro aus einer Benefizoper unterstützt.

Heyne war die erste Frau, die es über die CSU-Liste in den Stadtrat schaffte, sie wurde Kreisrätin und Bürgermeisterin. Ihr folgten weitere Frauen, darunter auch Brigitte Bößhenz, die Haß immer noch unterstützt, obwohl sie keine Funktion mehr innehat. Bislang stammen alle CSU-Stadträtinnen aus den Reihen der FU. Als Heyne anno 2005 den FU-Vorsitz abgab, übernahm Birgitt Schulz-Ludwig den Posten, gab ihn aber aus gesundheitlichen Gründen schnell an ihre damalige Stellvertreterin Roswitha Haß weiter, die 2007 zur neuen Vorsitzenden gewählt und von ihren Stellvertreterinnen Eva Lanig, Uschi Braun, Uschi Thiele und Michaela Heckl-Stadler unterstützt wird. Unter ihrer Ägide wurden die Osterbrunnentradition eingeführt und das politische Frauenfrühstück, für das Haß zahlreiche prominente Redner gewinnen konnte, darunter Erwin Huber, Günther Beckstein, Thomas Goppel, Peter Gauweiler, Angelika Niebler und - gleich dreimal - Christine Haderthauer. Kontakte zu Verbänden in den Nachbarlandkreisen werden gepflegt, regelmäßig Betriebsbesichtigungen und Führungen angeboten und nach wie vor ist es Ziel, Frauen zu politischem Engagement zu motivieren. "Frauen sind in der Politik immer noch unterrepräsentiert", findet Haß, "aber Politik und Wirtschaft können es sich nicht mehr leisten, auf Erfahrung und Kompetenz der Frauen zu verzichten".