Hilpoltstein
Aus dem Urlaub in den Wahlkampf

CSU-Vorstand schlägt Ulla Dietzel in Abwesenheit als Bürgermeisterkandidatin vor

21.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:28 Uhr

Zum ersten Mal ins Rathaus als designierte Bürgermeisterkandidatin: Ulla Dietzel gestern Abend vor der Stadtratssitzung - Foto: J. Münch

Hilpoltstein (HK) Ulla Dietzel will für die CSU das Hilpoltsteiner Rathaus zurückerobern. Die 48-jährige Stadträtin soll Bürgermeister Markus Mahl (SPD) bei der Wahl im März 2014 herausfordern. Darauf einigte sich der CSU-Ortsvorstand bei einer Sitzung am Mittwoch – allerdings in Abwesenheit der Kandidatin.

Ulla Dietzel hat einen herrlich entspannten Urlaub verbracht. Zwei Wochen lang genoss die Hilpoltsteinerin das schöne Wetter auf La Palma und die Ruhe in einem einsam gelegenen Ferienhaus, mitten in einem Lavafeld auf der Kanareninsel. Kein Fernsehen, kein Computer und kein Handy. „Ich habe nicht mal mitbekommen, dass der Papst zurückgetreten ist“, sagt Dietzel. Doch mit der himmlischen Ruhe ist es seit ihrer Landung in der Heimat vorbei: Seit Mittwochabend überschlagen sich die Ereignisse um die 48-jährige CSU-Stadträtin.

Dass es auf Ulla Dietzel als Bürgermeisterkandidatin der Hilpoltsteiner CSU hinauslaufen würde, zeichnete sich parteiintern schon seit einer Fraktionssitzung zu Jahresbeginn ab, als sie im Kreis der Stadtratskollegen ihre grundsätzliche Bereitschaft signalisierte. Dass aber die Personalie jetzt öffentlich wurde, noch dazu, als Ulla Dietzel noch gar nicht zurück in Hilpoltstein war, ist der designierten Kandidatin ebenso unangenehm wie ihrem Ortsvorsitzenden. „Ich hätte die Sache gern noch eine Weile unter der Decke gehalten“, sagt Hans Meier. „Das war zwar alles so besprochen, dass ich antreten will, trotzdem kommt das jetzt alles zu früh“, sagt Ulla Dietzel, die aus der stillen Lavawüste mitten im Wahlkampftrubel angekommen ist.

Kurios an der Kandidatenkür der Hilpoltsteiner CSU ist jedoch, dass sowohl Meier als auch Dietzel die Freien Wähler als Beschleuniger der Bekanntgabe nennen. Am Rande des Vortrags von Margot Käßmann am Dienstagabend in der Rother Kulturfabrik, so berichtet Meier, soll Michael Pfeiffer, Fraktionschef der Freien Wähler im Hilpoltsteiner Stadtrat, im kleinen Kreis gesagt haben, dass Ulla Dietzel die Bürgermeisterkandidatin der CSU werde – was dann erst einen Tag später tatsächlich so beschlossen wurde. „Irgendwann wäre es ja eh rausgekommen“, sagt Dietzel, die erst nach der Sitzung am späten Mittwochabend erfuhr, dass der Ortsvorstand über ihre Kandidatur abgestimmt habe. „Aber ich verstehe die Freien Wähler nicht, weshalb sie das Ganze so forciert haben.“

Im Gegenzug versteht es Michael Pfeiffer nicht, wie die Hilpoltsteiner CSU nun darauf kommt, ihn und seine Fraktion als Beschleuniger der Bekanntgabe auszumachen. „Ich habe zwar schon oft gesagt, dass es Ulla Dietzel machen wird. Aber das war immer eine ganz persönliche Meinung von mir.“ Offiziell will Pfeiffer bis jetzt nichts Konkretes über die Kandidatensuche der CSU gewusst haben. „Aber eigentlich hat ja alles auf Ulla Dietzel hingedeutet.“ Rätselhaft ist für Pfeiffer nur, wer seine Aussage in Roth aufgeschnappt hat und weshalb die CSU ihre Entscheidung umgehend veröffentlichte.

Dass nun der Eindruck entstanden ist, die CSU lasse sich von den Freien Wählern durch den Ort treiben, stört jedenfalls Hans Meier nicht. Vielmehr zeigte er sich gestern erleichtert, dass die Geheimnistuerei endlich vorbei ist. Die ständigen Nachfragen, wer denn nun als Bürgermeisterkandidat der CSU ins Rennen gehe, hätten ihn immer mehr genervt. Zumal der Kreis der möglichen Kandidaten mit der Zeit immer kleiner geworden sei. „Eine Entscheidung war jetzt einfach fällig“, sagt der CSU-Fraktionschef, der überaus froh ist, dass es Dietzel macht. „Wenn sie nicht ihre Bereitschaft erklärt hätte, wär’s wohl an mir hängen geblieben.“

„Und ich glaube, dass sie gute Chancen hat, die Wahl zu gewinnen“, sagt Meier, der seiner Kandidatin alle Eigenschaften zuspricht, die man für das Bürgermeisteramt brauche. Und noch etwas Gutes kann Meier dem Vorstandsbeschluss vom Mittwoch abgewinnen: Auch wenn die offizielle Nominierung erst noch folgen muss, habe Ulla Dietzel jetzt noch fast 400 Tage, um sich für die Wahl zu positionieren. „Sie wird jetzt ganz anders wahrgenommen.“ Vielleicht schon gestern Abend im Stadtrat (Bericht folgt).