Neuburg
Aus Abfall wird hochwertiger Rohstoff

Firma Wipag präsentiert neues Patent für Carbonfasern MdB Reinhard Brandl gratuliert

21.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:53 Uhr

Eine Kostprobe gefällig? Firmenchef Peter Wiedemann (links) prüft mit CSU-Politiker Reinhard Brandl das Granulat aus alten Kunststoffteilen. Es geht zur Wiederverwendung zurück an die Autoindustrie. - Foto: r

Neuburg (r) Sie verwerten Abfälle aus der Automobilproduktion und schicken ihr Kunststoffgranulat zurück zum Hersteller. Damit verhilft das Neuburger Unternehmen Wipag den Autofirmen zu guten Recyclingquoten und vermeidet etwa das Verbrennen von Abfällen.

Das neueste Patent beeindruckte MdB Reinhard Brandl bei einem Firmenbesuch ganz besonders: Wipag macht aus Carbonfasern einen neuen Kunststoff, der leicht, steif und chemisch beständig ist. Dieses Granulat finde Wiederverwendung im Automobilbau, man könne aber auch zum Beispiel Skibindungen daraus machen, sagt Firmenchef Peter Wiedemann. Die Eigenschaften des neuen Materials "faszinieren Ingenieure und Verbraucher".

So nimmt der Betrieb in der Nördlichen Grünauer Straße Carbonfasern, die bei der Fabrikation des Elektroautos BMW i3 als Abfälle übrigbleiben, als Rohstoff an und verarbeitet sie mit Spezialtechnik zu "Carbonregranulat". BMW verwende davon bis zu 30 Prozent für neue Carbon-Fahrgastzellen. Auch andere Hersteller setzen im Karosseriebau mehr auf leichtes und dennoch stabiles Carbon.

"Die Weiterentwicklung der Recyclingtechnologie beeindruckt mich sehr", sagt Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl. Der CSU-Politiker gratulierte den Inhabern und Firmengründern Peter und Renate Wiedemann zu den Eigenentwicklungen und Patenten. Wipag zeige damit, "dass auch der Mittelstand der Autoindustrie mit neuen Technologien helfen kann".

Der Neuburger Betrieb, heuer 25 Jahre alt geworden, entwickelt und baut seine Maschinen und Mühlen weitgehend selbst. Damit shreddert Wipag Stanzteile aus Armaturenbrettern, separiert die Bestandteile, holt den Lack aus alten Stoßfängern (bis zu 500 000 Stück jährlich) und macht aus Wegwerfmaterial neuen Rohstoff. Was aus der BMW-Instrumententafel übrigbleibt, geht recycelt zu 50 Prozent zurück an BMW. Aus dem Granulat werden aber auch Bodenbeläge oder Gartenschläuche. Diese Beiträge zur Kreislaufwirtschaft honorierten Verbände und Stiftungen mit diversen Preisen. Besonders stolz sei man auf den "großen Preis des Mittelstandes", den das Ehepaar heuer in Dresden entgegennehmen konnte. Nebenbei ist das Unternehmen mit 75 Mitarbeitern in Neuburg und Gardelegen (Sachsen-Anhalt) ein nennenswerter Arbeitgeber. 2017 peilt man 14 Millionen Euro Umsatz an und will 25 000 Tonnen Rohmaterial verarbeiten. Die Breitbandversorgung lässt noch Wünsche offen. Die Datenübertragung per Internet hat sich auf 15 Megabit pro Sekunde verbessert, so Peter Wiedemann, "aber nur, weil wir mit unseren Nachbarfirmen selbst die Initiative ergriffen haben".