Kommentar
Aufschwung im Eishockey hält an

Ein Kommentar zur Eishockey-Nationalmannschaft

22.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:07 Uhr
Leon Draisaitl (l) war der Matchwinner für das DEB-Team. −Foto: Monika Skolimowska

Ingolstadt (DK) Olympia-Silber 2018, der Einzug des EHC München ins Finale der Champions Hockey League 2019, Leon Draisaitls 105-Punkte-Saison in der nordamerikanischen Profiliga NHL und nun die beste Vorrunde bei einer Weltmeisterschaft: Die Erfolgsgeschichten im diesbezüglich nicht verwöhnten deutschen Eishockey reißen derzeit nicht ab.

Die Nationalmannschaft sammelte bei der Gruppenphase des Turniers in der Slowakei so viele Siege (5) und Punkte (15) wie nie zuvor. Im aktuellen Modus, der seit 2012 besteht, waren zuvor die 13 Zähler bei der WM 2016 die beste Ausbeute gewesen.  Als Belohnung hat die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) neben dem Einzug ins WM-Viertelfinale heute gegen Tschechien auch schon die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2022 in Peking sicher – im Eishockey gibt es neben der NHL keine größere Bühne. Für den Verband, der sich unter Präsident Franz Reindl und Sportdirektor Stefan Schaidnagel in den vergangenen Jahren strategisch neu aufgestellt hat, bedeutet die Olympia-Teilnahme Planungssicherheit – nicht zuletzt im Hinblick auf die gestiegenen Fördergelder des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).  Der Erfolg bei der WM hat vor allem zwei Gründe. Einer ist der neue Bundestrainer: Mit seiner sachlichen Art setzt Toni Söderholm das Werk Marco Sturms nahtlos fort. Wie sein Vorgänger schreckt der Finne nicht vor unpopulären Entscheidungen und öffentlicher Kritik zurück. Seine vergleichsweise geringe Erfahrung als Coach kompensiert Söderholm mit einem breiten Trainerteam, dem unter anderem der ehemalige Nürnberger Stürmer Steven Reinprecht angehört.  Der zweite Grund ist die Mannschaft: Neben dem traditionell guten Team- und Kampfgeist überzeugt das DEB-Team inzwischen mit spielerisch anspruchsvollem, mutigem Offensiv-Eishockey. Die NHL-Stars Draisaitl und Dominik Kahun verkörpern eine im deutschen Eishockey noch nie dagewesene Klasse, und mit Verteidiger Moritz Seider steht das nächste Top-Talent in den Startlöchern. Das lässt hoffen, dass weitere gute Nachrichten für das deutsche Eishockey folgen werden – vielleicht bei dieser WM, ganz bestimmt danach.

Alexander Petri