Wolnzach
Aufs falsche Pferd gesetzt

Hopfenring fehlen nach Investment über 400.000 Euro - Mitglieder verweigern Führung die Entlastung

07.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr
Neue Gesichter: Lukas Raith (links) ist seit Dezember Hopfenring-Geschäftsfüher, Stefan Gandorfer (rechts) seit Dienstagabend Vorsitzender. Im Amt bestätigt aus der bisherigen Führung wurde der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Metzger (Mitte). −Foto: Karin Trouboukis

Wolnzach (WZ) Der Hopfenring hat auf eine Investmentfirma gesetzt, die jetzt pleite ist: 401219,03 Euro fehlen im Jahresergebnis. Die Ringmitglieder machen zwei Personen verantwortlich: ihren jetzt Ex-Vorsitzenden Johann Kreitmeier und den pensionierten Geschäftsführer Ludwig Hörmansperger.

Es war schon eine eigenartige Stimmung im Saal des Gasthauses Hillerbrand in Aiglsbach. Die Hopfenringmitglieder - der eingetragene Verein hat derer in ganz Deutschland 1511 - drängten sich geradezu auf den eng stehenden Tischen, 236 Stimmberechtigte sollten es am Ende sein. Nun ist diese Jahresmitgliederversammlung zwar obligatorisch, ebenso übrigens wie der Veranstaltungsort, die Vorzeichen allerdings waren bei diesem Treffen besonders, um nicht zu sagen, ungut. Denn so sehr an den Tischen anfangs auch geflachst und gelacht wurde, so sehr waberte doch das im Saal, weswegen sie alle gekommen waren: die große Frage, wie das nur passieren konnte, warum niemand etwas gesagt hat.
 
Denn der Hopfenring als eingetragener Verein hat auf Risikoinvestments gesetzt - und verloren. Die vom Hopfenring beauftragte Investmentfirma hat im November 2017 beim Insolvenzgericht Ingolstadt Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt, 401219,03 Euro stehen als Fehlbetrag im Jahresergebnis des Hopfenrings, der als eingetragener Verein mit ehrenamtlichem Vorsitzenden, ehrenamtlichen Beiräten und ebensolchen Kassenprüfern so eigentlich gar nicht hätte agieren dürfen. Das weiß jetzt auch Johann Kreitmeier (kleines Foto), der 25 Jahre lang Vorsitzender des Hopfenrings war und am Dienstagabend sein Amt niedergelegt hat. Auch oder gerade wegen dieser Sache. "Diese unglückliche Geschichte soll unabhängig aufgearbeitet werden", begründete er seine Entscheidung. Vom Anwalt habe er erfahren, dass der Hopfenring "bereits vor fünf, sechs, sieben Jahren" eigentlich eine Grenze überschritten habe und als eingetragener Verein nicht mehr hätte geführt werden dürfen - sondern eben als Wirtschaftsbetrieb.

Zuvor hatte er noch geschildert, was genau passiert ist: Zusammen mit Geschäftsführer Hörmansperger habe er nach der Finanzkrise von 2008 Alternativen zur Geldanlage gesucht und sei auf diese Investmentfirma gestoßen, die einen "guten Eindruck" machte und Zinserträge um die 4,5 Prozent oder höher versprach. "Für relativ geringes Risiko", so Kreitmeier. Angeblich sollte das Geld in Immobilienfonds, Rohstoffen und Wertpapieren angelegt werden. Anfangs sei auch alles gut gelaufen.

Das dicke Ende kam dann per Brief, Ende vergangenen Jahres wurde der Hopfenring über die Insolvenz der Investmentfirma informiert, die erste Gläubigerversammlung ist für den 12. April angesetzt. Was herauskommt, weiß zwar niemand, wirklich hoffnungsfroh stimmte dieser Termin allerdings kaum jemanden im Hillerbrand-Saal.

Die vier ehrenamtlichen Hopfenring-Rechnungsprüfer haben bereits hingeworfen, der langjährige Geschäftsführer Ludwig Hörmansperger ist schon im Ruhestand, das ganze Schlamassel traf seinen Nachfolger Lukas Raith mit voller Wucht. "Damit habe ich auch nicht gerechnet, als ich mich Ihnen vor einem Jahr hier an gleichem Ort vorgestellt habe", gab Raith am Dienstagabend offen zu.

"Wer Geld verwaltet, das ihm nicht gehört, sollte nicht so ein Risiko eingehen." "Mit fremdem Geld macht man so etwas nicht." "Warum haben die Kassenprüfer nicht gesagt, dass das riskant ist?" Nur ein paar wenige Fragen kamen aus den Mitgliederreihen, die Resignation war praktisch fühlbar und gleichermaßen die Erkenntnis greifbar, dass das Kind in den Brunnen gefallen ist - ohne, dass jemand versucht hat, das zu verhindern. Als Noch-Vorsitzender übte sich Kreitmeier in Schadensbegrenzung zu seiner Person, verwies auf die guten Absichten beim fraglichen Investment, nahm die Kassenprüfer aus der Verantwortung, die das als Ehrenamtliche eben nicht hätten einschätzen können. Ludwig Hörmansperger, ehemaliger Geschäftsführer, gab sich eher zurückhaltend, antwortete aber, als er direkt angesprochen wurde: Ja, auch er selbst habe privat auf diesen Vermögensberater gesetzt, sein Geld aber vor der Pleite herausgenommen, weil es für einen Hausbau gebraucht wurde. Wäre das nicht eingetroffen, stünde auch er jetzt auf der Gläubigerliste.

Nur eine Handvoll Wortmeldungen bei über 200 stimmberechtigten Mitgliedern im Saal - das ist nicht viel. Aber trotzdem zeigten die Mitglieder, wie sie zur Sache stehen, nämlich bei der schriftlichen Abstimmung zur Entlastung: Gegen die Entlastung des Geschäftsführers Ludwig Hörmansperger stimmten 190 Mitglieder, gegen die des Vorsitzenden Johann Kreitmeier 156. Der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Metzger dagegen wurde mit 122 Pro- und 107 Gegenstimmen knapp entlastet, voll aus der Verantwortung genommen ist der neue Geschäftsführer Lukas Raith, dem 217 Mitglieder die Entlastung aussprachen.

Wie geht es jetzt weiter? Der Hopfenring geht mit einer neuen Führung in die Zukunft, das Ruder als Vorsitzender hat Stefan Gandorfer aus Kollersdorf bei Nandlstadt übernommen, mit 207 Stimmen bekam er einen klaren Auftrag. "Weil es ja weitergehen muss", sagte er. Wenngleich er sich einen anderen Start gewünscht hätte. Wolfgang Metzger bleibt stellvertretender Vorsitzender, nach seiner knappen Entlastung bekam er dann doch wieder 184 Pro-Stimmen.

Was das Insolvenzverfahren bringen wird, ob und welches Nachspiel die Fehlinvestition hat, das werden Juristen zu klären haben. Betraut sind mit der Causa Hopfenring jedenfalls schon einige Advokaten: Ex-Vorsitzender Kreitmeier kommuniziert nach eigener Aussage momentan schon mit fünf Rechtsanwälten.

HOPFENRING-BEIRÄTE

Diese Hopfenpflanzer wurden am Dienstag in den Beirat gewählt:

Andreas Auernhammer, Hauslach (Siegelbezirk Spalt); Leonhard Berger, Aiglsbach-Buch (SB Mainburg); Florian Bogensberger, Barthhof (SB Wolnzach); Josef Daniel, Eberstetten (SB Pfaffenhofen); Karl Karrer, Train (SB Siegenburg); Ralph Kluge, Simonshofen (SB Hersbruck); Werner Krieglmeier, Wiesenhofen (SB Kinding); Johannes Kuffer, Engelbrechtsmünster (SB Geisenfeld); Robert Meier, Offenstetten (SB Abensberg); Georg Nutz, Oberulrain (SB Neustadt/Donau); Willibald Retzer junior, Gressau (SB Rottenburg/Laaber); Martin Schleibinger, Niederlauterbach (SB Wolnzach); Martin Schmailzl, Oberhartheim (SB Altmannstein); Matthias Siebler, Wolnzach-Buch (SB Au); Stephan Weingart, Hohenthann-Mießling (SB Pfeffenhausen); Josef Wimmer, Neuhub (SB Au). | WZ