Schrobenhausen
"Wirtschaft geht sorgsam mit Flächen um"

IHK im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen spricht sich gegen eine pauschale Obergrenze aus

07.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr
Die IHK verlangt eine ehrliche Diskussion: (v.l.) Robert Obermeier, Elke Christian und Hartmut Beutler, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Neuburg-Schrobenhausen. −Foto: Tyroller

Schrobenhausen (SZ) "Ist unser Landkreis tatsächlich zubetoniert und vollgepflastert mit Gewerbeflächen, Parkplätzen und Einkaufszentren?", so leitet Hartmut Beutler, der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Neuburg-Schrobenhausen, in die Thematik ein.

Aufgrund der Berichterstattung und der politischen Reden der vergangenen Wochen und Monate könne laut ihm durchaus dieser Eindruck entstehen. "Aber wie so oft sind subjektive Wahrnehmung und Realität zwei unterschiedliche Paar Schuhe", fährt Beutler erklärend fort.

Dementsprechend fällt die Antwort auch verblüffend aus: Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sei in der Tat von einem grünen Landschaftsbild geprägt. Aus den Zahlen des Landesamtes für Statistik lasse sich ablesen, dass Ende 2016 über 88 Prozent der Flächen entweder Natur waren oder landwirtschaftlich genutzt wurden. Im Gegensatz dazu beanspruchten Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen gerade einmal 1,1 Prozent der Flächen.

"Die Wirtschaft geht sorgsam und effizient mit der ihr anvertrauten Ressource Boden um", versichert Beutler. Dies zeige sich auch in der geringen Erhöhung des Anteils der Gewerbe- und Industrieflächen zwischen 2011 und 2015 von lediglich 0,9 auf 1 Prozent.

Dabei muss auf die Werte von 2011 bis 2015 zurückgegriffen werden, da das Landesamt für Statistik mit der Veröffentlichung der Daten für 2016 seine Erhebungssystematik umgestellt hat. "Um die reale Flächennutzung exakter abzubilden, wurde die Erhebung vom analogen Liegenschaftsbuch auf digital ermittelte geometrische Flächen, bei denen überwiegend Luftbildaufnahmen genutzt werden, umgestellt", erklärt Robert Obermeier. Darum ist wegen der neuen Zuordnungen eine Zeitreihenbildung nicht mehr möglich.

Ebenso spricht sich die IHK gegen eine pauschale Flächen-Obergrenze für die Kommunen - wie sie derzeit politisch diskutiert wird - aus. "Mit einer künstlichen Verknappung der Flächen wird dringend benötigter Wohnraum noch teurer", so Beutler. Außerdem würden dadurch die verschiedenen Nutzungsarten wie Wohnen, Freizeit und Gewerbe in Konkurrenz zueinander treten.

Die Erschließung neuer Flächen sollte gründlich geprüft und alle möglichen Alternativen abgewägt werden. Ebenso schlägt die IHK vor, Brachflächen wiederzubeleben. Als Beispiel wird die Umnutzung der ehemaligen Tierkörperbeseitigungsanlage in Schrobenhausen aufgeführt. Für diese ist eine gemischte Nutzung aus Gewerbe und Wohnungen geplant.

So sollte nicht pauschal ein "Jetzt ist es genug" ausgesprochen werden. Stattdessen sollte eine flächenschonende Entwicklung, aufbauend auf der kommunalen Planungshoheit, im Vordergrund stehen. Um dies umsetzen zu können, schlägt die IHK zwei verschiedene Vorhaben vor.

Zum einen spricht sie sich für eine Einführung eines Flächenmanagements aus. Derzeit beschränkt sich ein aktives Flächenmanagement vorwiegend auf größere Kommunen. Allerdings wäre ein solches Flächenmanagement, welches sich am Angebot und dem voraussichtlichen Bedarf orientiert, auch für kleinere Kommunen sinnvoll. Um eine Flächeneffizienz auf allen Ebenen bekommen zu können, müssten die Innenentwicklungspotenziale beispielsweise durch Revitalisierung oder Umnutzung ausgeschöpft werden. Auch eine Erweiterung des Baurechts bei vorhandenen oder geplanten Bebauungsplänen sowie keine Mindestgrößen für Grundstücke in Wohnbaugebieten würden dazu beitragen.

Zum anderen sollten laut der IHK interkommunale Kooperationen gestärkt werden. Durch eine effizientere Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden könnten Flächen und Kosten eingespart werden. Somit würde ein gemeindeübergreifendes Flächenmanagement mit einer aktiven, bedarfsorientierten und strategischen Steuerung der Nutzung die bestmöglichste Lösung darstellen.

Schließlich appelliert Beutler auch an die Landespolitik: "Wir verlangen von allen politischen Akteuren und Parteien eine ehrliche Diskussion. Wer nur die vermeintlich flächenverschwenderische Wirtschaft an den Pranger stellt und jegliche Entwicklung mit Versiegelung und Betonflut gleichsetzt, führt die Bürger bewusst in die Irre."