Eichstätt
Aufruhr wegen eines Kreuzes

Linda Wong berichtete am Gabrieli-Gymnasium über das Christentum in Malaysia

21.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:10 Uhr

Eichstätt (buk) Der islamische Halbmond ist allgegenwärtig, aber wehe wenn man es wagt, ein Kreuz öffentlich aufzuhängen – dann kommt es zum Aufstand auf der Straße. Diese Erkenntnis konnten die rund 50 Schüler zweier zehnter Klassen des Gabrieli-Gymnasiums nun gewinnen: Linda Wong aus Malaysia besuchte die gemeinsame evangelische und katholische Religionsstunde der GG-Klassen 10d und 10e, um über die missliche Lage des Christentums in Malaysia zu berichten.

Organisiert hatte die Veranstaltung die evangelische Religionslehrerin Barbara Krewin in Zusammenarbeit mit „Mission eine Welt“. Im Rahmen des Programms „Teaching Preaching“ ist Linda Wong im Juni in Bayern unterwegs, wobei sie von Pfarrer Manfred Kurth begleitet wird. Sie ist aktiv in der „Lutheran Church in Malaysia“(LCM), eine von zwei evangelisch-lutherischen Kirchen des südostasiatischen Staates, der aus zwei durch das südchinesische Meer getrennten Landesteilen besteht, wie Wong in ihrem auf Englisch gehaltenen Vortrag einleitend berichtete.

Die 54 Jahre alte Referentin und zweifache Mutter kommt aus Ipoh im Bundesstaat Perak, wo sie in der Immobilienbranche arbeitet. In ihrer Kirchengemeinde erfüllt sie viele Funktionen: So ist sie im Kirchenvorstand oder als Lehrerin in der Sonntagsschule aktiv, sie ist als Jugendberaterin, Liturgin und Schatzmeisterin ihres Distrikts tätig, außerdem wirkt sie im Missionsausschuss der LCM.

Dass sie angesichts ihres Glaubens und des dabei gezeigten Engagements kein leichtes Los in Malaysia hat, konnte sie den Schülern schnell klarmachen. In ihrem von Bildern und einem Film umrahmten Vortrag sprach sie über „Herausforderungen und Möglichkeiten für Christen in einem islamischen und multikulturellen Land“, in dem die Religion des Islam mit rund 60 Prozent dominiert; daneben gebe es Katholiken, Lutheraner, Baptisten, presbyterianische oder charismatische Bewegungen. Ethnisch und kulturell sei das Land vor allem von chinesischen, thailändischen oder indischen Einflüssen geprägt, ebenso von solchen aus Java oder Sumatra, was die Referentin anhand von typischer Kleidung und charakteristischen Speisen illustrierte.

Allerdings könne in Malaysia nur Karriere machen, wer Moslem ist – dieser Religion muss auch der König angehören. Selbst bei Abschlüssen von Geschäften wie Immobilienkäufen bekämen Moslems fünf Prozent Rabatt, Christen gingen leer aus. Anhand eines Filmes zeigte Linda Wong, wie rasch sich auf der Straße eine aggressive Menge zusammenballte, als Christen es wagten, an der Außenfassade eines Kirchenraums, der in einem Supermarkt eingerichtet worden war, ein Kreuz aufzuhängen.

In der Diskussion wurde zwar die Frage aufgeworfen, inwieweit auch in Bayern Proteste gegen Moschee-Bauten aufkämen. Aber wenn in einem Klassenzimmer etwa neben dem Kreuz ein Halbmond aufgehängt würde, hätten die GG-Schüler kein Problem damit: „Das würde mich nicht stören“, sagte einer der Zuhörer.