Aufklärung zu kurz gekommen

14.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:38 Uhr

Zum Bericht "Bund Naturschutz setzt auf Fakten und Aufklärung" (HK vom Mittwoch, 13. Februar 2019): Es freut mich, dass der Bund Naturschutz nach dem Erfolg des Volksbegehrens nun endlich wieder auf Fakten setzen will.

Bisher ist das leider ein wenig zu kurz gekommen, stattdessen spricht der Geschäftsführer des BN, Richard Radle, sogar davon, wir Bauern würden wüste Behauptungen in die Welt setzen.

An nur wenigen Beispielen möchte ich diese angeblich so "wüsten Behauptungen" näher erläutern. Eine "Behauptung" war, die kleineren Strukturen werden vom Volksbegehren stärker betroffen als größere. Die lässt sich ganz einfach mit der Geometrie erklären. Bei einem 25 Meter breiten Feld würden sich Gewässerrandstreifen von 5 Metern im Einzelfall sogar mit bis zu 40 Prozent Flächenverlust auswirken, ist das Feld 100 Meter breit wären es maximal noch 10 Prozent Verlust. Dabei ist festzustellen, dass dort wo die Strukturen kleiner sind, sich auch häufiger Bäche und Gräben befinden.

Dass diese Randstreifen dann weiter von jedem betreten werden dürfen, womöglich noch mit Hunden, ist eine viel größere Gefährdung der Artenvielfalt als es jede Bewirtschaftung sein kann. Davon, dass die durch das Volksbegehren angeheizte Bürokratie die kleineren Betriebe zusätzlich benachteiligt, noch gar nicht zu reden. Aber wer von den Unterzeichnern wäre auch bereit, auf 5 oder 10 Prozent seines Einkommens für den Artenschutz zu verzichten?

Eine weitere Behauptung ist die Gefährdung der bestehenden Biobetriebe. Tatsache ist hier, dass heute schon nur ein Teil der biologisch erzeugten Produkte auch tatsächlich zu Biopreisen vermarktet werden kann, bei Milch gibt es sogar einen Aufnahmestopp der Molkereien für Biobetriebe. Der Verweis auf Österreich ist nett, zielt aber daneben. Die bayerische Bioförderung in der Produktion ist heute schon auf dem Niveau der österreichischen, es fehlt allerdings bei uns am österreichischen Verbraucher, der eben deutlich mehr Geld für heimische Produkte ausgibt.

Es gäbe noch viel mehr Behauptungen aufzuklären. Leider ist die Aufklärung bisher bei den Veranstaltungen zum Volksbegehren zu kurz gekommen. So wussten die an Ständen für das Volksbegehren Werbenden in der Regel so gut wie nichts vom tatsächlichen Gesetzestext. Überraschend auch, dass vor den großen Verbrauchermärkten so viele Unterstützer gefunden wurden, da wäre der Hinweis auf den nächsten Hofladen für den Artenschutz wirksamer gewesen als die Werbung für ein Volksbegehren, dass als einzig Verantwortliche die Bauern verpflichtet. Wir alle müssen für den Artenschutz unser Verhalten ändern.

Josef Seitz
Eichelburg