Pietenfeld
Duschen und Ventilatoren für Kühe

Vortrag über Hitzestress bei Infoveranstaltung des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten

14.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:38 Uhr
Sichtlich wohl fühlt sich Kuh Marianne hier unter der Dusche, die sie kühlt und auch ein Stück sauber macht. −Foto: Funk, LfL

Pietenfeld (fun) Der Strukturwandel bei den Milchviehhaltern geht unverändert weiter.

Mit dazu trägt natürlich die Diskussion um die Anbindehaltung bei, die im Dienstgebiet des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Ingolstadt (AELF) noch einen großen Anteil an der Zahl der Milchviehalter praktizieren.

Bei der Infoveranstaltung des Amtes in Pietenfeld erklärte Josef Schnell vom AELF, dass es im Amtsbereich noch 212 Milchviehhalter gebe. Das sei gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von 3,6 Prozent. Fast alle Aussteiger seien Anbindehalter gewesen. Der Durchschnittsbetrieb melke 39 Kühe. 60 Prozent der Kühe stünden nun in Laufställen. Der Druck auf Umstellung in die Laufstallhaltung werde, angeheizt auch durch Lebensmittelkonzerne, was wiederum die Molkereien spürten, immer stärker. Investitionen in die Laufstallhaltungsform würden von der Politik finanziell unterstützt, seien aber in Ortsinnenlagen oft nicht möglich. Nachbarn, die sich an Laufhöfen stören und Emissionen, die hier möglich sind, verhinderten billigere, kuhfreundliche Lösungen. "Neubauten in ortsfernen Lagen als Aussiedlung werden in der Regel zu teuer und daher unwirtschaftlich", so Schnell. Ein Weideaustrieb von Innerortsställen sei wegen der Verkehrsdichte und weiterem Unverständnis innerhalb der Bevölkerung wenig vorstellbar.

Schnell bat darum, den Druck von den wenigen Anbindehaltern zu nehmen, da dies ein Auslaufmodell sei. Schnelle Strukturbrüche seien nicht erwünscht. Die in der Regel kleinen Landwirtsbetriebe, eine Wunschgröße vieler Bürger, würden dadurch schnell verschwinden. Er sprach zudem ein weiteres zur Zeit heftig im Rahmen des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" diskutiertes Problem an. Garant für eine weniger intensive Landwirtschaft seien gewisse Betriebsgößen. "Wenn ein Kuhstall zugesperrt wird, finden auch viele Vogelarten keine Heimat mehr", so der Referent. Ausreichend Brutplätze und Insektennahrung fehlten.

Zudem seien viele Arten "Mitesser" der Futtermittel, auch auf den Silostandorten. Kleinbiotope wie Mist, Jauche und Güllelageplätzeaber auch Wasser und Fahrspurpfützen, vernässte Wiesen- und Gartenbereiche böten Nahrung für Larven, Schnaken, Fliegen und Laufkäfer. Diese unbeliebten Insekten machten den Großteil der 30 000 Insektenarten in Bayern aus und stellen über 90 Prozent der Insektenbiomasse. Der Rückgang der Rinderställe um 75 Prozent seit 1996 habe hierzu auch enorme Auswirkungen. Ein Trendwende sei wegen der gestiegenen Vorschriften hier aber nicht mehr vorstellbar. Deshalb bat er um Verständnis in der Diskussion um die Anbindehaltung, auch diese Aspekte seien überlegenswert.

Johannes Zahner von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hatte mit der Diskussion um den Hitzestress - auf das Jahr 2018 bezogen - ein "brandheißes" Thema anzusprechen. Der Wohfühlbereich der Kuh liege bei vier bis 16 Grad Außentemperatur. Ein Absenken werde derzeit diskutiert. Deshalb müsse im Innenstallbereich - Kühe können nicht schwitzen - die Temperatur und auch Luftfeuchte in einem unteren Rahmen gehalten werden. Dazu beziehe man auch die abgegebene Wärme der Tiere mit ein.

Bei Neubauten seien hier die Gebäudeform und die Stallausreichtung mit entscheiden. Die Seitenwände sollten offen sein. Im Außenbereich seien diese Anforderungen realisierbar, auch die Geruchsemissionen seien "einzupreisen". Wichtig im Sommer seien Ventilatoren mit hohem Luftdurchsatz. Diskutiert wurden auch Kuhduschen. Alle Kühe, so Willi Brems vom Ziegelhof, nehmen das Angebot im Stall nicht an, deshalb habe er die Duschen vor dem Melkstand angebracht. Dadurch seien die Tiere bei der Melkarbeit auch ruhiger und frei von Stechmücken.