Rennertshofen (lm) „Nein, solch einen 90. habe ich noch nicht erlebt“, kann sich auch Bürgermeister Ernst Gebert an Vergleichbares nicht erinnern. An ihrem 90. Geburtstag am Faschingssonntag – in Rennertshofen sowieso ein ganz besonderer Feiertag – will es Walburga Duschek, die’s sonst eher leise liebt, noch einmal richtig wissen.
Das fängt schon im sauberst gepflegten Garten an, der ein paar Veränderungen eher karnevalistischer Art erfuhr. Die „Tat“ der Nachbarn, die auch sonst ein perfektes Fest schmeißen. Das für seine humoristische Art bestens bekannte Krispi-Duo spielt auf, es wird geschunkelt und gesungen, das Kufstein-Lied umgedichtet auf die örtlichen Gegebenheiten und es fließt der Champagner, aus der Küche duftet es nach Kraut und sauren Zipfeln.
In beinahe 30 Jahren ist eine wunderbare nachbarschaftliche Symbiose herangewachsen. 1983 nämlich war Walburga Duschek, eine gebürtige Dußmann aus Bertoldsheim, hierher zurückgekehrt. Durchaus keine Selbstverständlichkeit in der damaligen Zeit: Als 14-jährige ging sie nach München, einen Beruf lernen, den Mann des Lebens kennenlernen – oder in ihren eigenen Worten: „Mit 14 Jahren wurde ich nach München exportiert. Dort verbrachte ich mein ganzes kaufmännisches Leben.“
In brillantester Handschrift hatte Walburga Duschek eigens für die Presse ihren Lebenslauf aufgeschrieben. In der Biografie liest man dann freilich auch einen Satz, der so gar nicht zu der Stimmung des Tages passen will: Heute „lebe ich allein – einsam und alt und krank.“ Da ist die andere Walburga Duschek, die es auch gibt, in Sorge, ihren eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden zu können. Gegen allzu viel Grübelei aber hat sie ein profundes Rezept: ihre eiserne Disziplin. Jeden Tag geht’s hinaus, auch wenn die Gelenke nicht so wollen, und den Haushalt schmeißt die 90-Jährige sowieso alleine.
Mitte der 60er Jahre bauten sich die Duscheks in Rennertshofen ein Haus und zogen 20 Jahre später auch hierher. Doch ihre Goldene Hochzeit sollten die Zwei nicht mehr gemeinsam erleben. Trotz Schicksalsschlägen hat sich Walburga Duschek ihren Humor bewahrt. Die Karnevalisten jedenfalls wussten schon, warum sie vor ihrem großen Umzug einen Abstecher zum Gratulieren machten.
