Erfolgreiche
Auf und nieder, immer wieder

23.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Schrobenhausener Handball-Ass: Walter Sperrer begann im Alter von acht Jahren seine Karriere beim SSV. Später spielte er sogar in der Bundesliga. ‹Œ

Schrobenhausen (DK) Rasante Angriffe, schnelle Ballwechsel, Sprints, Sprünge: Handball verlangt seinen Spielern einiges ab, und gerade das macht den Sport so spannend. Die Schrobenhausener haben den Reiz des Handballs schon früh erkannt: In diesem Monat feiert der SSV sein 60-jähriges Bestehen. Grund genug, die vergangenen Jahre seit der Gründung 1956 Revue passieren zu lassen. Heute: 1986 bis 1999.

Erfolgreiche Saisons, der Bau der Dreifachturnhalle, ein Pfingstturnier mit 600 Gästen, aber auch Nachwuchssorgen - schon in den ersten 30 Jahren seit ihrer Gründung 1956 haben die Handballer des SSV Schrobenhausen viel erlebt. Und auch die Jahre 1986 bis 1999 hielten so einige schöne, spannende und auch nicht so schöne Momente für die Spieler bereit. Zu Letzteren zählte zweifelsohne der Verlust, den der Verein 1985 erlitt. Nachdem er noch das Pfingstturnier eröffnet hatte, kam der damalige Vorsitzende Hans Wolkersdorfer auf der Rückfahrt mit dem Rad vom SSV-Heim ums Leben. Zu seinem Gedenken wurde das Turnier ab '86 unter dem Namen "Hans Wolkersdorfer Gedächtnisturnier" ausgetragen. Bis 1989 hieß es so.

Obwohl der Verein noch immer mit Nachwuchs- und Trainerproblemen zu kämpfen hatte, bekam er 1986 Zuwachs: Der mittlerweile erwachsene Walter Sperrer kehrte zu seinem Heimatverein nach Schrobenhausen zurück. Sperrer hatte, nachdem er mit acht Jahren beim SSV angefangen hatte, diesen '81 verlassen, um beim damaligen Oberligisten TSV Aichach zu spielen. Nur ein Jahr später spielte das Schrobenhausener Ass schon beim TSV Milbertshofen, mit dem er in die Erste Bundesliga aufstieg. Als Sperrer sich nach einigen Verletzungen entschied, der Bundesliga den Rücken zu kehren, war die Freude in Schrobenhausen natürlich groß.

Auch in sportlicher Hinsicht konnte sich keiner beschweren: Im Abteilungsbericht von Robert Wenger kann man 1986 vom Siegeszug der Ersten Herrenmannschaft unter Trainer Edgar Sailer lesen. 1987 gelang den Herren der Aufstieg in die Bezirksliga. Als der Bezirksligist aus Ebersberg im Pokalspiel in Schrobenhausen antrat, erwies sich außerdem die Dreifachsporthalle erstmals als Anziehungspunkt für viele Handballfans - das ist bis heute so. Wie sich zeigte, war die Entscheidung zum Bau der Turnhalle goldrichtig gewesen. Denn wie sich mit der Zeit zeigte, wurde es immer unüblicher, im Freien auf einem Hartballplatz zu spielen - die Verletzungsgefahr war einfach zu groß. Heute werden Handballspiele ausschließlich in Hallen bestritten.

1988 war es wieder Walter Sperrer, der dem Verein Grund zum Aufatmen gab. Er übernahm die schwere Aufgabe und wurde Spielertrainer bei den Herren. Bittere Pille: 1991 stiegen die Schrobenhausener Herren ab. Der Wiederaufstieg für das nächste Jahr war jedoch fest eingeplant - und gelang auch. Denn Jürgen Heller übernahm den Trainerposten und Sperrer konnte sich nun wieder voll aufs Spielen konzentrieren. Zum Leidwesen aller verließ der Torschützenkönig Schrobenhausen nun doch wieder Richtung Aichach. Ein weiterer schmerzlicher Verlust für die Herrenmannschaft war der Weggang von Patrick Wolf nach der Saison '91/'92. Auch er wechselte nach Aichach, weil er hoffte, dort zusammen mit Walter Sperrer im Rückraum des Aufsteigers in der Verbandsliga zu spielen. Und noch ein Talent wechselte aus beruflichen Gründen in die Reserve: Jürgen Bulla. Vielleicht stiegen die Herren auch deshalb, nur ein Jahr nach dem Aufstieg, 1993 schon wieder ab. Der Wiederaufstieg gelang danach erst zwei Jahre später unter Trainer Udo Reichenauer.

Während es bei den Herren rundging, feierte die Jugend Erfolge: Die männliche B-Jugend wurde unter Trainer Gerd Thurnhofer 1990 und 1992 Kreismeister, die männliche A-Jugend mit Trainer Robert Wenger 1993 und 1995, die weibliche C-Jugend 1993 mit Trainerin Helga Jüngling. Außerdem wurden 1994 die weibliche A-Jugend mit Trainerin Claudia Endres und 1995 die Minis mit Daniela Häusler Kreispokalsieger.

Aber auch abseits des Spielfeldes tat sich in den 90er-Jahren einiges im Verein. Mehr denn je wuchsen die Mitglieder zu einer großen Familie zusammen. Ausflüge, Busfahrten, Weihnachts-, Nikolaus- und Aufstiegsfeiern standen genauso im Mittelpunkt wie der Spielbetrieb selbst.

Ein ganz besonderes Fest, an das sich viele Mitglieder heute noch erinnern, wurde 1996 veranstaltet. Denn da feierte die Handballabteilung des SSV bereits ihr 40-jähriges Jubiläum. Mit Spitzensport, Zelt, Musik und Gaudi rund um die Dreifachsporthalle sollte das Ganze stattfinden. Was jedoch niemand kommen sehen hatte: Das Fest wurde zum Flop.

Der Handballknüller war das Spiel der Zweiten Bundesliga Süd - CSG Erlangen gegen die Kreisauswahl Donau/Ilm - am Freitagabend. Damit wollte man den Schrobenhausener Sportfans einen Leckerbissen bieten. Doch trotz intensiver Werbung verloren sich nur etwa 200 Zuschauer auf der Tribüne. Ebenso ernüchternd war der darauffolgende Tag, der Samstagabend im Festzelt, der den Ehemaligen gewidmet war. 300 Einladungen wurden verschickt, doch nur 25 der alten Spieler und Mitglieder kamen, um sich über frühere Zeiten zu unterhalten. Viel Spaß hatte man aber am dritten Tag, als die während der Punktspiele immer schimpfenden Väter und Mütter gegen die Kinder antreten mussten. Diese Demonstration war eine Lehrstunde für manchen Vater, denn einige hätten eigentlich schon nach zehn Minuten mit Roter Karte bestraft werden und das Spielfeld verlassen müssen.

Auch wenn in der Schrobenhausener Bevölkerung der Handballsport ein wenig den Reiz verloren hatte, die Spieler gaben noch immer Gas und legten 1997 wieder ein erfolgreiches Jahr hin. Die Damen konnten sich nach 16 Jahren wieder mit einem Kreismeistertitel schmücken und stiegen, wie die Herren als Tabellenzweiter, in die Bezirksklasse auf. Die männliche C-Jugend erreichte erstmals in der Vereinsgeschichte den Kreismeistertitel und die E-Jugend wurde Kreispokalsieger.

Eine herbe Enttäuschung erlebte der Verein allerdings in der Saison '98/'99. Erstmals konnte die Abteilung keine weibliche Jugend mehr stellen; es gab nur noch eine männliche A-, C- und D- und E-Jugendmannschaft.

Und auch bei den Damen, die wieder abgestiegen waren, war es nicht sicher, ob man eine Mannschaft melden konnte, da einige Spielerinnen aufhörten. Trotz intensiver Bemühungen wurden keine handballwilligen Mädchen gefunden. Kaum zu glauben, da man 1972 allein 35 Mädchen im Training- und Spielbetrieb hatte. Ob sich die Situation wieder besserte? Die Auflösung gibt es in der nächsten Folge.