Pfaffenhofen
"Auf die Größe allein kommt's nicht an"

Erich Irlstorfer zur Kliniksanierung - CSU-Parteifreunde fragen Gesundheitsexperten nicht um Rat

08.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:55 Uhr
Die Pfaffenhofener Ilmtalklinik ist ein Politikum - unter anderem wegen der aktuellen Debatte um die Sanierungspläne. −Foto: K. Ebensberger

Pfaffenhofen (PK) Der grobe Plan für die Generalsanierung der Pfaffenhofener Ilmtalklinik steht eigentlich seit Mitte vergangenen Jahres.

Aber eben nur eigentlich. Denn der Kreistag hat sich zwar mit breiter Mehrheit hinter das Vorhaben gestellt, das Krankenhaus nur um einen Teilneubau zu erweitern, es aber bei einem 220-Betten-Haus zu belassen. Dieses Vorhaben missfällt jedoch der FDP-Fraktion, die sich einen kompletten Neubau und eine deutliche Vergrößerung des Krankenhauses wünscht. Die Liberalen beziehen sich in dieser Forderung auf angebliche Vorgaben aus dem Bundesgesundheitsministerium, nach denen in Zukunft nur noch Häuser mit 400 Betten aufwärts gewünscht seien.

Nun ist Erich Irlstorfer als CSU-Bundestagsabgeordneter nicht nur für die Belange von Freising und Pfaffenhofen zuständig, sondern im Gesundheitsbereich auch ein ausgewiesener Spezialist. Zu Wort ist er im Rahmen der Debatte rund um die Ilmtalklinik bislang noch nicht gekommen. Darum hat die Heimatzeitung direkt bei ihm nachgefragt, wie er zu dem Themenkomplex steht. Und seine Antworten sind in Teilen durchaus überraschend.

"Gleich vorneweg: Mit mir hat noch nie jemand zum Thema Neubau oder Sanierung der Ilmtalklinik ein Wort gewechselt", eröffnet Irlstorfer das Gespräch. Angesicht seiner Position als Abgeordneter in Berlin und seiner Kompetenz in Gesundheitsfragen ist das doch ungewöhnlich. Schließlich werden auch das Landratsamt und der Aufsichtsrat der Ilmtalklinik von Martin Wolf - also einem CSU-Mann - geführt. Und selten trifft Irlstorfer die führenden Parteikollegen aus Pfaffenhofen, etwa den Landtagsabgeordneten Karl Straub, Bezirksrat Fabian Flössler oder die CSU-Bürgermeister um Kreisfraktionssprecher Reinhard Heinrich, der ebenfalls im Aufsichtsrat sitzt, ja nun auch wieder nicht. "Das ist aber nicht schlimm", entgegnet Irlstorfer. "Und schon gar kein Problem. " Schließlich hält der Freisinger "wenig bis gar nichts davon, wenn Abgeordnete zu allen kommunalen Themen ihre Meinung abgeben. "

Nur wenn er schon gefragt wird, dann nennt Irlstorfer auch seine Ansichten. Und da bleibt er auch in Sachen Kliniksanierung seiner Linie treu. Laut aktuellem Plan soll das Pfaffenhofener Krankenhaus in seiner bekannten Form an Ort und Stelle erhalten bleiben. Es wird aber um Anbauten ergänzt. Für bis zu 100 Millionen Euro soll das Gebäude im Lauf der nächsten zehn Jahre modernisiert werden. Die Ziegelfassade bleibt ebenso erhalten wie die Zimmergrößen und die innere Aufteilung des Hauses. Die Planung fußt auf Neuerungen bei der Medizintechnik und der EDV, auf Verbesserungen beim Brandschutz und einer verbesserten Zusammensetzung der Funktionsbereiche. Zudem erhält der medizinische Bereich einige Anbauten, um den erhöhten Raumbedarf, etwa nach einem weiteren OP-Saal, zu decken.

Der Umbau soll während des laufenden Betriebs bewältigt werden. An einen Spatenstich vor dem Jahr 2020 ist aber nicht zu denken. Dann sollen möglichst viele Einzelmaßnahmen parallel laufen. Damit dies möglich ist, soll vor der Klinik ein Provisorium errichtet werden, in das immer wieder andere Abteilung ausgelagert werden. Neueste Überlegungen von Wolf beinhalten sogar, dieses Provisorium stehen zu lassen, um die Bettenzahl des Krankenhauses zu erhöhen.

Die Sorge, ob dieser Weg der richtige sei, treibt Irlstorfer durchaus um - zumindest seit er beim Tag der offenen Tür an der Ilmtalklinik immer wieder mit der Frage konfrontiert wurde, ob die Bundesregierung denn tatsächlich beabsichtige, kleine Krankenhäuser zu schließen. Diese Bedenken teilt der Bundestagsabgeordnete jedoch nicht. "Wirtschaftlichkeit hängt nicht von der Bettenzahl ab. Auf die Größe allein kommt's nicht an. " Entscheidend für die Überlebensfähigkeit einer Klinik sei etwas anderes. "Sie muss so aufgestellt sein, dass sie zukunftsfähig ist. Und da kommt es auf den Mix an Leistungen an, die über die Notfallversorgung hinaus angeboten werden. "

So sei es laut Irlstorfer absolut erlaubt, dass ein Krankenhaus Defizite mache. Es gebe schließlich einen Versorgungsauftrag, der für Kliniken genauso gelte wie für niedergelassene Ärzte. "Vor diesem Hintergrund muss man abwägen, ob es ein Krankenhaus an einem Standort braucht oder nicht. "

Bei der medizinischen Versorgung sei die Region um Pfaffenhofen gut aufgestellt. "Die Ausstattung passt in Pfaffenhofen, Mainburg, Schrobenhausen, Neuburg oder Ingolstadt. Jetzt muss man halt dafür sorgen, dass sie alle auf dem neuesten Stand bleiben", meint Irlstorfer.

In ganz Deutschland gebe es übrigens 2000 Krankenhäuser. Wie viele davon geschlossen werden müssen, sei schwer absehbar. Als Beispiel, wie komplex dieses Thema sei, brachte er die Situation in Nordrhein-Westfalen vor. "Dort stehen mehr Kliniken als in ganz Holland. Manchmal sogar mehrere Krankenhäuser in einer Straße nebeneinander - Mehrfachangebote inklusive", sagt er. Die Kliniklandschaft sei untersucht worden, das Ergebnis werde gerade ausgewertet. "Jetzt kommt es darauf an, dass wir einen Mix zusammenstellen, der für alle passt", so Irlstorfer.

Wirkliche Zukunftsängste brauche indes keine Klinik haben. "Der medizinische Bedarf ist überall enorm", führt der Bundestagsabgeordnete weiter aus. "Notfalls kommt halt eine Klinik weg - und es wird ein Pflegeheim draus. Und so etwas macht auch Sinn. "

Patrick Ermert