München (DK) Für den sechsjährigen Pascal, der mit seiner Mutter aus Fürstenfeldbruck angereist ist, ist der Auftritt von Mark Forster das allererste Konzert seines Lebens.
Der Song "Einmal", den der Popstar bereits als dritte Nummer spielt, ist sein Lieblingslied. Es sind natürlich auch ältere Fans in die seit Langem ausverkaufte Olympiahalle gekommen, aber gerade bei den ganz jungen und den Jungs hat der mit seinen 35 Jahren selber noch sehr jugendlich wirkende Forster einen besonders großen Stein im Brett. Viele Kids, auch viele weibliche, halten in der Arena selbstgemalte Schilder in die Höhe. Auf einem steht von Herzen umrandet "Mark, du bist der Coolste".
Ob cool oder nicht, lassen wir mal dahingestellt, aber die Sache mit den Herzchen macht Sinn, schließlich heißt das aktuelle Erfolgsalbum "Liebe" und der Titelsong eröffnet den Abend. Im himmelblauen, jungsfarbenen Hoodie und der unvermeidlichen Trademark-Cap mit dem nach oben gebogenen Schirm taucht Forster auf einer kleinen quadratischen Bühne in der Mitte der Halle auf - und die Fans rasten aus.
Er quittiert die Begeisterung mit sympathischem und strahlendem Lächeln und nicht ganz jugendfrei mit "München, ja leck mich doch am Arsch". Das war es aber schon mit "kontroversen" Äußerungen, schließlich steht Forster für massenkompatiblen Sound und Sensibilität. Gefühlvolle Nummern wie "Für immer Forever" oder "Zu dir (Weit weg)" haben zwar kaum Ecken und Kanten, aber durchaus Ausstrahlung. Auch die große Band mit Bläsern und Backgroundchor untermalt mehr, als dass sie akzentuiert.
Der Pop- und TV-Star - Forster ist Juror bei "The Voice Of Germany", "The Voice Kids" und Gast bei "Sing My Song" - weiß die Fans zu animieren. Seinen Aufforderungen zu kollektiven Emotionsgesten, wie dem Öffnen und Schließen der hochgereckten Hand wird willig Folge geleistet. Neben dem Echten auf der Bühne zeigen Cartoonsequenzen auf der Leinwand auch den kleinen Mark auf der Suche nach Liebe.
Die jugendkompatiblen Animationen erinnern dabei irgendwie an Peter Maffays Märchen "Tabaluga". Und war der kleine grüne Drache nicht seinerzeit auch auf der Suche nach Liebe? Selbst wenn es kitschig klingt und das Konzert über weite Strecken so wirkt, Liebe ist allgegenwärtig und schlägt dem sympathischen Bartträger, der 2016 der erfolgreichste deutschsprachige Musiker in den Charts war, im Übermaß entgegen.
Hits wie der vom ZDF zur Europameisterschaft eingesetzte "Wir sind groß" und der Song "Chöre" aus der Erfolgskomödie "Willkommen bei den Hartmanns" werden mit viel Licht, Flammen und Glitzerregen inszeniert und frenetisch beklatscht. Für den Titel "Danke Danke", im Original ein Duett mit Sido, überrascht Forster den Kollegen mit einem Facetime-Anruf. Und Sido macht den Spaß bereitwillig mit und wird auf der Leinwand eingeblendet. Im Gegensatz zu Michael Patrick Kelly, der in den U. S. A. weilt und schlaftrunken gleich wieder auflegt.
Forster legt dafür musikalisch noch ein paar Songs obendrauf und beendet nach weit über zwei Stunden "Gefühlschaos" den umjubelten Auftritt mit "Bauch und Kopf" aus dem Jahr 2014. Liebe kann so schön sein.
Martin Buchenberger
