Ingolstadt
Auf der Lauer

Edeka kündigt im Streit um Abschlepppraxis Konsequenzen an

21.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:28 Uhr

Sieht sich einer Rufmordkampagne ausgesetzt: Der Abschleppunternehmer Josef Haberstroh. Er handele im Auftrag der Eigentümer, an jedem einzelnen Parkplatz steht ein Warnschild - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Abzocke wird einem Unternehmer vorgeworfen, der mit seiner umstrittenen Abschlepppraxis auf einem Parkplatz beim Klinikum für Unmut sorgt. Der Mann handelt im Auftrag der Eigentümergemeinschaft. Nun will Edeka Südbayern dieser Praxis einen Riegel vorschieben.

Was da gestern aus der Pressestelle von Edeka Südbayern in Gaimersheim verlautete, hätte nicht deutlicher ausfallen können. „Sollte uns als Hauptmieter der Räumlichkeiten kurzfristig vom Vermieter keine Änderung der Situation in Aussicht gestellt werden, sehen wir uns zunächst gezwungen, eine Mietminderung geltend zu machen. Sollte keine Einigung zustande kommen, stellt sich die Frage, ob der Standort weiterhin gehalten wird. Die jetzige Situation werden wir jedenfalls nicht mehr länger dulden“, betont Alexander Hippach, Pressesprecher der Edeka Südbayern. „Wir möchten, dass unsere Kunden zufrieden sind.“

Die Diskussion um die Abschlepppraxis von Josef Haberstroh schwelt bereits seit über einem Jahr. Der DONAUKURIER hat mehrfach über Beschwerden von Menschen, deren Wagen abgeschleppt wurde, berichtet. Wie Hans-Peter Kammerer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt, gestern auf Anfrage sagte, sind über ein Dutzend Anzeigen gegen den Abschleppunternehmer eingegangen. Die Kriminalpolizei ermittelte wegen Anfangsverdacht des Betruges. Meistens ging es jedoch um Beleidigung und Nötigung. Die Kripo hat ihre Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft Ingolstadt zur Verfügung gestellt.

Josef Haberstroh selbst sieht sich einer Rufmordkampagne ausgesetzt. Er verweist auf einen Vertrag, den er mit der Eigentümergemeinschaft habe, und betont: „Ich halte mich an die Gesetze.“ Weil der Parkplatz vor allem von Besuchern des nahen Klinikums zugeparkt werde, habe sich die Eigentümergemeinschaft des Geschäftshauses entschlossen, strikt gegen widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge vorzugehen. An jedem einzelnen der 73 Parkplätze wurde ein Warnschild angebracht. Der Abschleppwagen steht sichtbar auf dem Parkplatz. Abgeschleppt würde dann, wenn sich jemand vom Parkplatz entfernt – und das auch erst nach 25 Minuten, sagt Haberstroh. Dies bestätigt auch Martin Regineri, Geschäftsführer des Sicherheitsdienstes KR Security, der den Parkplatz überwacht. „Wenn ich sehe, dass jemand weggeht, warne ich ihn, sage, er darf hier nicht parken, sonst wird sein Wagen abgeschleppt, das kostet dann 220 Euro“, sagt Haberstroh. Viele winkten ab und gingen frech Richtung Klinikum. Wird das Fahrzeug versetzt, bekommt es der Fahrer erst gegen eine Zahlung von 220 Euro wieder zurück.

Rein rechtlich ist daran nichts auszusetzen. Haberstroh hat die diversen BGH-Urteile stets parat und zeigt eine Bestätigung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt vor, nach der gegen ihn keine Eintragungen im Bundeszentralregister vorhanden seien. „Ich hab’ nicht mal einen Punkt in Flensburg.“ Der Unternehmer wehrt sich gegen den Vorwurf der Abzockerei. Die Abschleppkosten lägen im üblichen Rahmen. Dies bestätigt auch ein anderer vom DK befragter Abschleppunternehmer. Grundsätzlich, sagt dieser, handele Haberstroh nach geltendem Recht. Dennoch nennt er die Art und Weise, wie sein Kollege vorgehe und quasi auf der Lauer liege, „unklug“.

Laut Josef Haberstroh geht die Zahl der widerrechtlich parkenden Autos, seitdem abgeschleppt werde, deutlich zurück. Manchmal, sagt er, seien es zehn Autos pro Tag, an anderen Tagen nur eines.

Nachdem auf Facebook sogar bereits Aufforderungen kursieren, besagten Supermarkt zu boykottieren, macht nun die Edeka-Zentrale Druck und stellt klar: „Das Vorgehen des Abschleppdienstes ist nicht in unserem Sinne.“