Riva
Auf dem Weg zum Leader

Superstar Arjen Robben will beim FC Bayern mehr Verantwortung übernehmen

18.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:16 Uhr

Ein Herz für Fans: Nach der Trainingseinheit am Vormittag nahm sich Arjen Robben Zeit für einen jungen Bayern-Fan aus den Niederlanden, dessen Herz allem Anschein nach sowohl für den PSV Eindhoven als auch für den FC Bayern schlägt. - Foto: Widmann/dapd

Riva (DK) Er war der Pechvogel der vergangenen Saison. Erst verletzt, dann im entscheidenden Moment ohne Glück vom Elfmeterpunkt und am Ende sogar von den eigenen Fans ausgepfiffen. „Abgehakt“, sagt er. Arjen Robben hat die Sommerpause genutzt, um den Schalter umzulegen.

Die Worte von Matthias Sammer müssen dem sensiblen Superstar des FC Bayern runtergegangen sein wie Öl. Der neue Sportchef hatte am Dienstag noch einmal betont, dass man Robben schützen müsse. „Das tat richtig gut“, sagte der 28-Jährige gestern Nachmittag. „Im Verein muss man füreinander da sein.“

Es ist nicht zu übersehen: Der Holländer hat wieder richtig Lust auf Fußball. Vergessen die Vize-Saison mit den Bayern, abgehakt das peinliche Vorrunden-Aus bei der EM mit den Niederlanden. Bei den Trainingsspielen feuert Robben seine Mitspieler lautstark an, fordert den Ball und kann richtig sauer werden, wenn er – wie am Mittwoch geschehen – als Verlierer vom Platz geht. „Ich bin auch im Training voll bei der Sache“, sagt er. Auch den Szenenapplaus der Trainingskiebitze im Stadion von Arco registriert er. „Das ist schön, dafür spielt man doch Fußball.“ Der Superstar nimmt sich nach der schweißtreibenden Einheit auch noch die Zeit, um mit einem im Rollstuhl sitzenden Fan ein paar Worte zu wechseln.

Sammer schwärmt vom Einsatz des 28-Jährigen, Trainer Jupp Heynckes findet lobende Worte nach Robbens Dreierpack beim munteren 11:0 am Dienstagabend gegen eine Trentino-Auswahl: „Das ist gut, die Tore geben ihm Selbstbewusstsein und Sicherheit.“

Und bringen dem Holländer sukzessive jene Spielfreude zurück, die ihm am Ende der vergangenen Saison komplett abhanden gekommen war. So sehr hatten ihn die Diskussionen um seine Person getroffen, dass er sich sogar in seiner Spielweise beeinflusst sah. „Ich bin nicht dumm und ich vergesse auch nicht schnell“, sagt er heute über diese Zeit nach den drei zweiten Plätzen mit den Münchnern in Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Er sei ein Egozentriker, hieß es in den Medien, und als ihn auch noch die eigenen Fans beim überflüssigen Kick zwischen dem FC Bayern und den Niederlanden auspfiffen, riet ihm sein Landsmann Mark van Bommel, den Klub zu verlassen. Doch mit diesem Gedanken hat er sich nie ernsthaft befasst.

Robben ist genervt, wenn er noch einmal mit diesen Themen konfrontiert wird. „Ich will nach vorne schauen und nicht kritisch zurück. Was passiert ist, ist passiert.“ Das wesentlich größere Problem in der vergangenen Saison sei für ihn ohnehin die nach seinen Worten schwerste Verletzung seiner Karriere gewesen. Umso wichtiger sei es nun, absolut fit in die neue Spielzeit zu starten. „Ich weiß, was ich kann, wenn ich physisch in einer guten Verfassung und im Rhythmus bin.“

Als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, antwortet Robben auf die Frage, ob die neue Spielzeit speziell für ihn eine besondere wäre: „Nein. Das Einzige, was wir machen müssen, ist Titel zu gewinnen. Wir müssen die Meisterschaft zurückholen.“ Nachdem Sammer tags zuvor noch Zweifel anmeldete, ob der 28-Jährige künftig nicht nur Kreativspieler, sondern auch Leader sein könnte, wischte Robben gestern diese Bedenken beiseite. „Das mach ich gern. Wir haben einige Spieler, die Verantwortung übernehmen und vorangehen. Ich laufe da nicht davon.“

Sowohl Robben als auch Anatoly Tymoshchuk sehen einer möglichen Verpflichtung von Javi Martinez (Athletic Bilbao) durchaus optimistisch entgegen. „Wenn ein Spieler richtig Qualität bringt und eine Verbesserung darstellt, ist er immer willkommen“, sagt der Holländer. Bei dem Ukrainer klingt die Vorfreude gequält. Er wolle um seinen Platz kämpfen, so oder so. Es sei „kein Problem“, wenn Martinez komme, sagt er, wohl wissend, dass der Spanier ein direkter Konkurrent wäre. Noch bis zum 31. August ist das Transferfenster geöffnet. Tymoshchuk verneint Kontakte zu anderen Bundesligisten, schließt einen Wechsel jedoch nicht aus: „Ich habe noch lange Zeit, um mich umzusehen. Aber das ist derzeit nicht interessant. Ich will um meinen Platz kämpfen.“