Hamburg
Auf dem Boden der Tatsachen

FC St. Pauli steckt nach vier Niederlagen in Serie in der Krise - und Trainer Kauczinski in der Kritik

20.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:38 Uhr

Hamburg/Ingolstadt (szj) Trotz vier Niederlagen in Serie zeigt sich Trainer Markus Kauczinski vom FC St. Pauli vor dem Duell bei seinem Ex-Klub FC Ingolstadt (18.30 Uhr, Audi-Sportpark) angriffslustig.

"Wir fahren guten Mutes nach Ingolstadt und machen ein starkes Spiel", sagte der 48-Jährige. Wie sein FCI-Kollege Stefan Leitl (siehe Artikel oben) steht aber auch Kauczinski mächtig unter Druck.

Blickt man sechs Wochen zurück, stellte sich die Situation am Millerntor noch wesentlich freundlicher dar. Mit der optimalen Ausbeute nach Auftaktsiegen gegen den 1. FC Magdeburg (2:1) und gegen Darmstadt 98 (2:0) thronten die Kiezkicker an der Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga. Doch mit dem Erstrunden-Aus im DFB-Pokal bei Drittligist SV Wehen Wiesbaden (2:3 n. V. ) nahm der Negativlauf seinen Anfang. Es folgten weitere Niederlagen gegen Union Berlin (1:4), den 1. FC Köln (3:5) und Erzgebirge Aue (1:3), wodurch St. Pauli auf den elften Tabellenplatz zurückfiel.

Als "unglücklich" versuchte Kauczinski gegenüber unserer Zeitung die Sieglos-Serie zu beschwichtigen und ergänzte: "Man schmeißt nach drei Spielen ohne Sieg gerne alles zusammen. Aber für mich ist die Partie gegen Aue ausschlaggebend. Da konnten wir mit dem, was wir abgeliefert haben, nicht zufrieden sein. " Vor allem die Einstellung seiner Mannschaft missfiel dem "Trainer des Jahres 2016", der daraufhin sein Führungstrio Johannes Flum, Marvin Knoll und Christopher Buchtmann öffentlich angriff.

Neben der richtigen Mentalität ist dem ehemaligen Ingolstädter Chefcoach, der in seiner kurzen Amtszeit bei den Schanzern in der Saison 2016/17 kein einziges Bundesliga-Spiel gewinnen konnte, ein weiteres Problem nicht unentdeckt geblieben: die defensive Anfälligkeit. Allein in den vergangenen drei Partien musste Torhüter Robin Himmelmann den Ball zwölfmal (! ) aus dem Netz holen. Mit nunmehr 13 Gegentreffern stellt St. Pauli die schlechteste Abwehr der Liga - dicht gefolgt vom FCI (12) nach dessen 0:6-Debakel am vergangenen Sonntag beim VfL Bochum.

Für Stabilität soll in Ingolstadt wieder St. Pauli-Innenverteidiger Christopher Avevor sorgen, der bei den jüngsten Niederlagen in der Liga verletzt zuschauen musste. "Christopher Avevor hat voll trainiert", verriet Kauczinski: "Wir müssen jetzt gucken, wie er die Belastung vertragen hat. Wenn er dann grünes Licht gibt, kann ich mir vorstellen, dass er spielt. "

Erneut verzichten muss der gebürtige Gelsenkirchner auf Mittelfeldakteur und Kapitän Bernd Nehrig sowie die Defensivspieler Marc Hornschuh, Luca Zander und Jan-Philipp Kalla. Sami Allagui trainierte in dieser Woche zwar wieder mit der Mannschaft. Der Angreifer, der im letzten Duell mit dem FCI das entscheidende Tor erzielt hatte, muss sich nach seinem Rippenbruch aber noch weiter gedulden.

Und dennoch: Kauczinski zeigt sich vor der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte optimistisch. "Dass ich als Trainer in der Kritik stehe, weiß ich - das ist auch normal. Ich weiß, was zu tun ist und wie ich der Mannschaft helfen kann", meinte er. "Da darf man sich nicht unterkriegen lassen, wenn einem der Wind ins Gesicht bläst. " Lässt der FC St. Pauli heute Abend auf die Worte seines Trainers jedoch erneut keine Taten folgen, warten stürmische Tage auf Kauczinski.