Eichstätt
Auf Augenhöhe mit dem Master

18.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:24 Uhr

Traditionell in Zunftkleidung kamen die Zimmerer zur Freisprechungsfeier. Obermeister Josef Mack (rechts) überreichte den frischgebackenen Gesellen ihre Briefe und beglückwünschte sie namens der Kreishandwerkerschaft - Foto: smo

Eichstätt (hr) Zu einer selbstbewussten Selbstdarstellung und zu einem klaren Bekenntnis zur Berufsausbildung hat das Handwerk die Freisprechungsfeier von 140 Junggesellinnen und -gesellen am Sonntag im Festsaal des Alten Stadttheater genutzt.Der Landesinnungsmeister der Maler- und Lackierer in Bayern, Roland Brecheis, rückte die Rolle des Handwerks ins rechte Licht: Deutschland, so Brecheis, sei „handgemacht“. Und dieses „Handmade in Germany“ sollten die Handwerksbetriebe mit Stolz für sich in Anspruch nehmen.

Schließlich sei das Handwerk „robuster als der Dax und weit stabiler als die schwankenden Kurven des Kapitalmarktes“, rief er die Leistungen der mittelständischen Handwerker ins Gedächtnis. Jeder achte Erwerbstätige in Deutschland arbeite im Handwerk, dabei aber werde dessen Bedeutung für die Volkswirtschaft oft und leicht unterschätzt. Das Handwerk, so Brecheis, sei „der Stabilitätsfaktor für die deutsche Volkswirtschaft“.

Auch den Vergleich mit den Akademikern und den Studienabsolventen müssten weder die jungen noch die älteren Gesellen und Meister scheuen. Die Gesellenprüfung und der Meister seien hervorragende Alternativen zu Bachelor und Master, so Brecheis, der den Meister und den Master auf „gleicher Augenhöhe“ sah. Denn: Ohne Handwerker wäre Deutschland ein Schreibtisch voll mit tollen Plänen.

Brecheis forderte die jungen Gesellinnen und Gesellen auf, stolz in den Beruf zu gehen und gleichzeitig sich ihrer Verantwortung für das Handwerk, für die Gesellschaft und die Familien zu stellen. Die Gesellschaft baut auf Sie“, rief er den Freigesprochenen zu. Dass diese das Rüstzeug dafür hätten, dass sie Stehvermögen, Disziplin und Anstrengungsbereitschaft besitzen, hätten die Absolventen während ihrer Berufsausbildung unter Beweis gestellt gezeigt.

Auch die stellvertretende Landrätin Tanja Schorer-Dremel wies darauf hin, dass die jetzt Freigesprochenen ihre Lehrjahre gemeistert und ihr Gesellenstück gemacht hätten. Sie dankte vor allem den Ausbildungsbetrieben, die den jungen Menschen „die Chance geben, ihre Zukunft meistern zu können“. Das Handwerk, so Schorer-Dremel, werde vom „Dreiklang Kopf, Herz und Hand“ bestimmt. Und wer diesen Dreiklang auflöse, ruiniere die Gesellschaft.

Eichstätts Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer nannte die Freisprechungsfeier einen Erfolg für die Gesellinnen und Gesellen und für die Handwerkerschaft, mit der die Bedeutung der Berufsausbildung unterstrichen werde. Er appellierte an die Betriebe, Ausbildungsplätze für alle Ausbildungswilligen und -fähigen zur Verfügung zu stellen.

Der neue Leiter der Staatlichen Berufsschule Eichstätt, Alfons Frey, erinnerte daran, dass „die Einstiegschancen für Berufsanfänger im Landkreis Eichstätt derzeit so gut sind, wie lange nicht mehr“. So sei die Zahl der Schülerinnen und Schüler ohne Ausbildung von 183 im Jahr 1997 auf jetzt 76 zurückgegangen und auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den neuen JoA-Klassen von 102 auf 38 gesunken.

Kreishandwerksmeister Hermann Meier, der zu Beginn der Freisprechungsfeier die Gäste begrüßt hatte, überreichte schließlich die Zeugnisse. Für den musikalischen Rahmen sorgte Ei-Vox. Bericht folgt.