Schanghai
Audi zeigt sein zweites E-Gesicht

2019 soll ein weiteres Elektroauto auf den Markt kommen: eine Kreuzung aus Limousine und SUV

18.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:17 Uhr

Grimmiger Blick. Dank der grauen Kühlergrillfläche sieht der e-tron Sportback trotzdem weniger Furcht einflößend aus als andere Audis. In den "Lufteinlässen" unterhalb der Scheinwerfer sitzt jeweils eine 3D-LED-Matrix. In die Motorhaube ist ein Frontspoiler integriert.

Schanghai/Ingolstadt (DK) Das erste Elektroauto von Audi heißt e-tron, soll 2018 auf den Markt kommen - und wird ein SUV. Wie das zweite E-Modell aus Ingolstadt aussehen soll, zeigt die Marke mit den vier Ringen jetzt mit einer Studie auf der Automesse in Schanghai: eine Art futuristischer A7 im Offroad-Look.

Marc Lichte ist ziemlich groß - und schlank. Jedenfalls dürfte man Audis Chefdesigner kaum für einen Bodybuilder halten. Bei seinen Entwürfen lässt er allerdings gerne die Muskeln spielen. Auch sein neuester Wurf - der nun in Schanghai präsentierte e-tron Sportback concept - kommt ziemlich kraftvoll daher. Das liegt zum einen an den weit ausgestellten Radhäusern, die den quattro-Antrieb betonen sollen. Zum anderen an den gigantischen 23-Zoll-Felgen. Die elegante Dachlinie und das Fließheck erinnern stark an den A7. Ingesamt ist das Auto ein spannender Mix aus SUV und Limousine. "Crossover" nennt man so etwas.

"Was Sie hier sehen, ist zu 80 Prozent Serie", sagt Lichte. Von vorne ist das Konzeptfahrzeug dank des typischen Grills eindeutig als Audi zu erkennen. Weil ein E-Auto deutlich weniger Luftzufuhr braucht als ein Verbrenner, besteht die Kühlergrillfläche nicht mehr aus Streben oder Waben, sondern aus einer silbergrauen Kunststofffläche. Das nimmt etwas Aggressivität aus dem Antlitz. Das Heck wird besonders durch das durchgezogene Leuchtband charakterisiert.

Natürlich ist bei so einer Messe-Studie immer etwas Show-Schminke dabei. Da wären zum Beispiel die leuchtenden Audi-Ringe vorne und hinten. Am Heck können sie sogar die Farbe wechseln - für den Einsatz als dritte Bremsleuchte. Eine Idee ist, die Ringe so hell leuchten zu lassen, dass sie auch als Rückfahrlicht dienen können. Doch die Leuchtringe dürften zunächst einmal genauso Zukunftsmusik bleiben wie der in die Motorhaube integrierte Frontspoiler. Gleiches gilt für die jeweils aus 250 LED bestehende Matrix in den "Lufteinlässen" unterhalb der Scheinwerfer. Deren schicke Lichtspielereien wird nur das Messepublikum zu sehen bekommen.

Kräftige Schweller und Seitenleisten sollen die Batterien im Fahrzeugboden betonen. Audis Elektro-Gran-Turismo bringt es dank dreier E-Maschinen (eine an der Vorderachse, zwei an der Hinterachse) auf eine Leistung von 320 KW (435 PS). Damit soll das sicherlich nicht ganz leichte Gefährt in nur 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprinten. Bei 210 km/h ist der e-tron abgeregelt. Den Energieinhalt der Batterien gibt Audi mit 95 Kilowattstunden an - damit soll das Fahrzeug mit einer Ladung mehr als 500 Kilometer weit kommen.

Praktisch: Aufladen kann man das Auto von zwei Seiten. Die Ladebuchse sitzt jeweils im Kotflügel unterhalb der Spiegel. Die Leuchtstreifen, die das Lichtband am Heck seitlich einrahmen - die sogenannte e-tron-Signatur - sollen den Ladestand anzeigen. Auch kontaktloses Aufladen soll mit einer entsprechenden Ladeplatte für den Garagenboden möglich sein.

Sowohl als Fahr- als auch als Fernlicht fungiert bei der Studie ein sogenanntes Digital Matrix Light (DLM). Dabei handelt es sich um eine Art hochauflösenden Laser-Beamer mit 1,3 Millionen Pixel, der entgegenkommende Fahrzeuge extrem präzise aus dem Lichtkegel ausblenden kann. Außerdem projiziert das Showcar - ebenfalls per Laser - in bestimmten Situationen Animationen auf den Boden. Etwa beim Blinken oder bei einer Notbremsung. So soll die Generation Smartphone gewarnt werden, die den Blick auch während des Gehens gerne nach unten Richtung Telefon senkt.

Beschlossene Sache sind angeblich die Kameras, die die Außenspiegel ersetzen. Die zugehörigen Displays sitzen in den Türen. Nicht nur vorne, sondern auch im Fond - das soll die Sicherheit beim Aussteigen erhöhen. Auch der Rest des Interieurs kommt ziemlich futuristisch daher. Der Fahrer bedient das Fahrzeug über mehrere extrem schick gestaltete, teils frei schwebende Touchscreens. Auch der Beifahrer geht nicht leer aus: Er kann wichtige Infos wie etwa Musiktitel, Temperatur und Ankunftszeit von einer daumendicken Display-Leiste auf Höhe des Handschuhfachs ablesen.

Einen Hauch von Öko bringen die Sitzbezüge aus Bambusfasern ins Innere. Für eine spektakuläre Optik sorgt sogenannter Elektroluminiszens-Lack, mit dem ein Teil des Interieurs bedeckt ist: Sobald der Lack unter Strom gesetzt wird, beginnt er dezent zu leuchten. Ebenfalls nur zur Messe-Ausstattung zu rechnen sind die vier Einzelsitze - die Serienversion wird hinten eine ganz normale Rückbank bekommen.

Einen Konkurrenten hat der Audi auch - der ist schon auf der Straße: den Tesla Model X, ebenfalls eine Mischung aus SUV und Limousine.

Übrigens wird die Serienversion des e-tron Sportback auch etwas haben, was das Showcar nicht hat: Türgriffe.