Ingolstadt
"Audi kriegt von uns nix geschenkt"

09.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:16 Uhr

Unterwegs für Audi: Auch im ersten Güterverkehrszentrum sind alle Abläufe bei den Zulieferern auf die Bedürfnisse der Automobilbauer abgestimmt. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Die Zeit der politischen Diskussionen geht zu Ende – jetzt übernehmen im Nordwesten die Ingenieure und Baufirmen das Kommando. Sie werden zwischen Piusviertel und Gaimersheim mit dem zweiten Güterverkehrszentrum deutliche Spuren hinterlassen.

Bisher existiert das logistische Großprojekt GVZ II nur in den Köpfen der Planer und auf dem Papier. Aber schon in den nächsten Wochen wird sich das ändern. Zunächst graben die Archäologen auf dem künftigen Baugelände, dann wird ab dem 15. Februar die provisorische Baustraße angelegt – eine Schleife auf der Nordseite der Gaimersheimer Straße, die es ermöglicht, dass die alte Trasse der Verbindung zwischen Ingolstadt und dem Nachbarn Gaimersheim noch einige Zeit genutzt werden kann.

Bereits seit Monaten sind die Grundstückskäufer der städtischen Tochtergesellschaft IFG zu Gange, die das ganze Land zwischen alter und neuer Gaimersheimer Straße – die Trasse wird nach Westen verlegt – sowie der Permoserstraße aufkaufen wollen. "Restprobleme sind noch zu lösen", deutet IFG-Chef Werner Richler an, dass noch nicht alle Flächen in öffentlicher Hand sind.

"Wir erwerben alles"

Die kommunalen Wirtschaftsförderer wollen nicht nur die Baufläche des zweiten Güterverkehrszentrums in ihren Besitz bringen, sondern auch das südlich anschließende Areal bis hinunter zur Kaufland-Kreuzung, das Gewerbegebiet werden soll. "Wir erwerben alles", kündigt Richler an, der dort am liebsten "unternehmensnahe Dienstleistungen für den Automobilsektor" ansiedeln will. "Das Gebiet entwickelt sich aus sich selbst", glaubt der Geschäftsführer.

Ab dem 24. Februar wird auch der letzte Autofahrer auf der Gaimersheimer Straße mitbekommen, dass etwas Größeres im Gange ist: Dann wird der Bauernhof der Familie Schlagbauer dem Erdboden gleichgemacht, weil er genau dort steht, wo das GVZ II errichtet wird. Erster Spatenstich für das Logistikzentrum ist voraussichtlich am 12. April. Der riesige Komplex beansprucht nach einem von Audi herangezogenen Vergleich die Fläche von neun Fußballfeldern. Schon Ende dieses Jahres soll Teil eins fertig sein.

Auch beim Straßenbau gibt die IFG heuer richtig Vollgas. Richler zufolge wird auf jeden Fall noch eine neue Brücke gebaut, die im Westen des GVZ ein Bahngleis und die Gaimersheimer Straße überquert. "Wir müssen oben drüber", konstatiert der Geschäftsführer, selbst wenn augenblicklich die Details des künftigen Hochkreisels noch nicht vom Stadtrat beschlossen sind.

"Schneller geht’s nicht"

Im Lauf des nächsten Jahres will die IFG die komplette Infrastruktur – Straßen, neuer Gleisanschluss – für das GVZ fertig gebaut haben. Die restlichen Arbeiten für die neue Trasse der Gaimersheimer Straße und den Verkehrsknoten am Kaufland werden sich allerdings bis 2012/13 hinziehen. "Schneller geht’s einfach nicht", gibt Richler zu bedenken, "das ist ja mit insgesamt 40 Millionen Euro eine Riesenbaumaßnahme."

Im Übrigen sei es keineswegs so, wie vielfach behauptet, dass sich die Autobauer an der Investition für das GVZ II nicht beteiligen würden. "Audi kriegt von uns nix geschenkt", erklärt der Geschäftsführer, "Audi und seine Dienstleister finanzieren über die Miete das GVZ." Das Gleiche gelte für die Kosten der Infrastruktur, die mit dem Bauprojekt zusammenhingen und in die spätere Miete mit einflössen. "In 25 Jahren hat Audi das GVZ abfinanziert."