Auch Zuhören will gelernt sein

Erste Hörclubreihe für Kinder geht mit Puppentheateraufführung zu Ende

23.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Aus einem alten Ohrenspitzerkoffer holen die Kinder Gegenstände, deren Geräusche sie vorher erraten mussten. - Foto: grb

Dietfurt (khr) „Nun spitzt mal wieder fleißig die Ohren! Achtung – Geräusch kommt!“ Schon lauschen alle 15 Kinder im Alter zwischen zwei und vier Jahren eifrig den Tönen und Geräuschen, die der Ohrenspitzerkoffer von seinen vielen Reisen mitgebracht hat.

Der Hörclub, den es seit Oktober in der städtischen Bücherei Dietfurt gibt, macht allen Spaß. Die Reihe aus fünf Veranstaltungen ist nun für diese Büchereisaison zu Ende gegangen. Erfahren und aufgenommen haben die kleinen Teilnehmer im Alter zwischen zwei und vier Jahren sicherlich viel. Nach meditativer Musik zur Entspannung und um Ruhe zu finden, verschenkten die kleinen „Ohrenspitzerkinder“ behutsam und bedächtig an andere Teilnehmer Klänge, die mit einer Klangschale erzeugt wurden.

Dabei trainierten sie beflissen und hoch konzentriert das achtsame Anhören eines Klanges bis zu seinem Erklingen. Maskottchen Lumpi Luchs, ein Plüschtier-Luchs, der ultimativ gute Ohren hat, begleitete die Kinder alle vier Wochen bei ihren Klangexperimenten. Auf dem Programm stand jedes Mal die Ohrenmassage, welche die eifrigen Zuhörer bewusst auf ihr Hörorgan aufmerksam machte und dieses für bevorstehende exakte Hörübungen bestens präparierte und wach machte. Das Organisationsteam rund um Büchereileiterin Maria Hauk-Rakos – bestehend aus Kathrin Gaag-Graf, Steffi Graf-Meyer, Katrin Hradetzky und Daniela Palm – bereitete jede Hörerlebnisstunde mit größtem Einsatz vor.

Thematisch tauchte man in den Herbst fantasievoll mit einem Besuch auf dem Bauernhof ein, erlebte gemeinsam einen Waldspaziergang, feierte Fasching und besuchte den Tiergarten. Zu guter Letzt standen die Alltagsgeräusche zu Hause auf dem Programm. Ein alter, etwas abgewetzter, schlabbriger brauner Koffer, der sogenannte Ohrenspitzerkoffer, erlebte auf seine alten Tage viel und brachte von seinen Ausflügen so allerhand interessante Geräusche mit. Oft durften die Kinder selbst Geräusche erzeugen und lustige Erzählgeschichten mit Instrumenten, Alltagsgegenständen und vielen Accessoires, die Töne erzeugen, sowie dem eigenen Stimmorgan untermalen. So wurden sie selbst zu kleinen Geräuschemachern.

Bei der letzten Zusammenkunft scharten sich um das Team von Maria Hauk-Rakos nur mehr kleine Klangexperten, die sogar ganz knifflige Alltagsgeräusche wie das Anbraten von Spiegeleiern in einer Bratpfanne oder die Geräusche einer Kaffeemaschine während des Aufbrühens auf Anhieb errieten. Belohnt wurde die aktive Mitarbeit der kleinen Lauscher mit der Aufführung eines Puppentheaters im alten Kindergarten, bei dem die Alltagsgeräusche des Frühstück-Zubereitens im Fokus standen. Das Drehbuch hierfür wurde extra geschrieben.

Alles in allem hat der Hörclub zum Ziel, das genaue, akkurate Zuhören, das bewusste Hinhören zu fördern. Diese Fähigkeit geht im modernen Alltag mit seiner Fülle an Reizen mehr und mehr verloren. Auch Lernerfolge später in der Schule hängen davon ab, „ob akustische Informationen erfolgreich aufgenommen und verarbeitet werden können“, so lautet der Ansatz der Stiftung Zuhören – dem Initiator der Hörclubs, von denen es bundesweit mittlerweile rund 2000 Stück gibt.

Zu Abschluss der Saison sind am Mittwoch die eifrigsten Besucher des Hörclubs und der Büchereizeit mit Preisen belohnt worden. Maria Hauk-Rakos, Daniela Palm und Steffi Meyer-Graf freuten sich mit den Gewinnern Vinzent Meyer, Carina und Leni Paulus, Yannik Reiß, Magdalena Neumeier, Sara Kniffka, Laura-Marie Kratzer und Elias Waas.

Damit mehr und mehr Kinder in der Großgemeinde die Möglichkeit haben, sich diese Schlüsselqualifikation anzueignen, will das Ohrenspitzerteam auch im Herbst wieder mit einer neuen Reihe starten. Interessierte, die ebenfalls einen Hörclub gründen wollen, können sich unter www.stiftung-zuhoeren.de informieren.