Rohrbach
Auch im Rentenalter noch jung

Nick Woodland zeigt bei Incontri, dass er noch immer nichts verlernt hat

13.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:03 Uhr
Wolfgang Kollmeyer
Nick Woodland und seine Band schafften es im Incontri wieder, das Publikum mitzureißen. −Foto: Kollmeyer

Rohrbach - Mit einem hochwertigen Act ist die Incontri-Bühne des Fördervereins für Kulturveranstaltungen in Rohrbach ins neue Jahrzehnt gestartet. Denn mit Nick Woodland ist am Wochenende ein alter Bekannter nach Rohrbach gekommen.

 


Im Laufe der knapp 25-jährigen Geschichte des Incontri schaute Woodland immer wieder einmal mit seiner Band auf der Bühne in Rohrbach vorbei. Dabei konnte er sich bei seinem jetzigen Konzert noch gut an die Zeit vor knapp zehn Jahren erinnern, als bei seinem Konzert plötzlich der Strom ausfiel und die Gäste bei Kerzenlicht im Saal darauf warteten, dass die Elektrizität wieder kommt - doch es gab nur ein kurzes Aufflackern und dann war wieder Schluss. Und es war kein lokaler Stromausfall, sondern große Teile des Landkreises waren damals davon betroffen. Nick Woodland hatte sich aber im selben Jahr dazu bereit erklärt, sein Konzert vom Jahresanfang am Jahresende zu wiederholen, wie Vereinsvorsitzender Herbert Folger beim jetzigen Auftritt erzählte.

Bei dem Konzert unter dem Titel "All Night Long" präsentierte Nick Woodland Rock- und Bluesmusik vom Feinsten, immer dynamisch begleitet von seiner dreiköpfigen Band: Manfred Mildenberger (ganz dynamisch am Schlagzeug), Tom Peuschel (Bass) und Klaus Reichardt (Keyboard und Steelguitar).

 

Seine Ansagen machte der geborene Londoner auf Englisch und zum Teil aber auch auf Deutsch, wobei er gelegentlich durchblicken ließ, dass er eigentlich perfekt Deutsch spricht. Denn der Musiker kam bereits als Schüler nach München und ist der Stadt bis heute treugeblieben. Woodland ist ein wirkliches Urgestein der Blues- und Rockszene Münchens. Er hatte keine Schwierigkeiten, seinen schwarzen englischen Humor auch auf Deutsch über die Bühnenrampe zu bringen, um das Publikum schmunzeln zu lassen.

Woodlands Musikstil ist authentisch, aber viel mehr noch sein Bühnenauftritt: Seine langen Haarlocken deckt er mit einem schwarzen Zylinder ab und seine übliche Nickelbrille, die ihm sonst fast immer auf der Nasenspitze saß, fehlte dieses Mal. Das gilt auch für seinen gewohnten Look mit schwarzem Sakko. Er steht mit einer leicht gebeugten Haltung vor dem Mikro, die Gitarre lässig umgehängt - einfach ganz cool. Und selbst bei schnellen Stücken und heißen Gitarrenriffs steht der Musiker immer ruhig und locker auf der Bühne.

Und auch, wenn Nick Woodland das Rentenalter eigentlich schon erreicht hat, so klingt seine Stimme dennoch immer noch recht jung. Diese Mischung aus äußerer Erscheinung, seiner Art mit dem Publikum umzugehen, seinem Gitarrenspiel und dem Zusammenspiel mit seiner Band machen ihn unglaublich sympathisch. Und schon von seinem äußeren Bild her wäre es kein Wunder gewesen, wenn die Legende zutroffen würde, dass er einmal als Nachfolger für Mick Taylor bei den Rolling Stones im Gespräch gewesen sein soll - die Ausstrahlung dazu hätte Woodland jedenfalls gehabt, wie er im Incontri wieder gezeigt hat.

Er spielte an diesem Abend viele eigene Nummern, aber auch Adaptionen von anderen Musikern - dabei aber immer in seinem eigenen Stil. Die begeisterten Gäste im vollbesetzten Incontri konnten dann einfach nicht anders, als auf ihren Stühlen mitzuwippen oder zumindest Kopf und Schultern im Rhythmus zu bewegen. Bei seinem Song über leicht verdientes Geld durch Krieg und Zerstörung ("Somebody in Switzerland is making lots of money") animierte er die Gäste erfolgreich den Refrain mitzusingen. Mit Steelguitar und rasantem Schlagzeug kam dann gelegentlich Cajunmusik-Feeling auf, was gut ins Repertoire passte. Die Gäste waren begeistert und spendeten jedes Mal kräftigen Applaus und ohne Zugabe kam Woodland natürlich nicht von der Bühne.

PK

Wolfgang Kollmeyer