Schrobenhausen
Auch im Gotthard steckt Bauer

Schrobenhausener Know-how für den längsten Eisenbahntunnel der Welt

31.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:44 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Die Schweiz rückt zusammen: Heute wird der Gotthard-Basistunnel im Beisein von Staatsgästen aus ganz Europa eröffnet. Mehr als 1100 Gäste sowie 300 Medienvertreter werden an der offiziellen Jungfernfahrt durch den Tunnel teilnehmen, der 57 Kilometer lang ist und bis 2300 Meter tief unter dem Bergmassiv durchführt.

Es handelt sich um den längsten und tiefsten Eisenbahntunnel der Welt. Auch die Schweizer Tochter der Bauer Spezialtiefbau sowie die Bauer Umwelt GmbH waren an dem Jahrhundertbauwerk beteiligt, wie Bauer gestern mitteilte.

Der zweiröhrige Gotthard-Basistunnel führt von Erstfeld nach Bodio. 1999 liefen die Bauarbeiten an, der Tunnel wurde von fünf verschiedenen Angriffspunkten gleichzeitig aufgefahren. Der nördlichste Angriffspunkt befand sich in Erstfeld, von diesem Punkt aus wurde der Tunnel in südliche Richtung vorgetrieben. Die Bauer Spezialtiefbau Schweiz führte dort 2005 die Spezialtiefbauarbeiten für die Arge VGE Los 1 aus.

Die wesentlichen Leistungen bestanden aus Bohrpfählen mit Durchmessern von 1,20 und 1,50 Metern, die in schwierigen Baugrundverhältnissen, sogenannten blockigem Bergsturzmaterial, bis zu 33,5 Meter abgeteuft wurden. Ein Bauer BG 40 Drehbohrgerät wurde dabei eingesetzt. In die Pfahlwand baute die Bauer Spezialtiefbau Schweiz bis zu 70 Meter lange permanente Anker ein. Dafür wurden Bohrungen durch das blockige Lockergestein bis in den gewachsenen Fels abgeteuft. Die Baugrube diente im ersten Schritt als Startgrube für die Tunnelbohrmaschine. Nach dem Abschluss der Vortriebsarbeiten wurde der Tunnel in dem Bereich in offener Bauweise hergestellt, anschließend wurde die Baugrube wieder aufgefüllt.

Von Januar 2011 bis August 2013 stellte die schweizerische Bauer Spezialtiefbau AG zudem die Gründungspfähle für ein 1060 Meter langes Viadukt zwischen Lugano und Bellinzona her. Um die statischen Grundlagen zu testen, wurden im Vorfeld Probepfähle gebaut. Nach dem bestandenen Belastungstest wurden insgesamt 313 sogenannte Ortbetonpfähle mit einem Durchmesser von 1,20 Meter und Längen bis 29 Meter gebohrt und betoniert.

Auch die Bauer Umwelt GmbH war beim Tunnelbau in der Schweiz involviert. Sie wurde - zum Teil in einer Arbeitsgemeinschaft - mit der Errichtung und dem Betrieb zweier Wasserreinigungsanlagen beauftragt: Im schweizerischen Amsteg, wo das anfallende Bergwasser vor der Einleitung in den Fluss gereinigt werden musste, und in Faido, wo Bauer aufgrund der zu hohen Nitritkonzentration durch die eingesetzten Sprengstoffe beim Tunnelvortrieb eine Nitritbehandlungsanlage installierte.

Der Tunnel soll als Herzstück der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) am 11. Dezember 2016 fahrplanmäßig in Betrieb gehen.