Auch Fußball interessiert die Hundertjährige

26.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:19 Uhr

Zum 100. Geburtstag von Christina Wahler gratulierten neben vielen Bekannten und Verwandten auch stellvertretende Landrätin Rita Böhm und Vizebürgermeister Anton Grad. - Foto: Hieke

Beilngries (dh) "Heute war ein anstrengender Tag für mich, aber eigentlich ist jetzt jeder Tag ziemlich anstrengend!" – Christina Wahler konnte als dritte Beilngrieserin in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiern, und viele kamen zum Gratulieren: die zahlreichen Nichten und Neffen, sogar ihre Schwester, die in einem Seniorenheim in Nürnberg lebt.

Geboren am 24. November 1907 im mittelfränkischen Großenried, ist Christina Wahler zusammen mit neun Geschwistern aufgewachsen und musste schon früh bei der Erziehung der kleineren Geschwister mithelfen. Sie erlernte den Beruf der Arzthelferin und arbeitete mit 20 Jahren bei einem Pfarreronkel als Haushälterin. "Anschließend war ich bei einer Frau Doktor ,Mädchen für alles‘, bis ich ab 1953 schließlich meine Lebensstellung fand: Pfarrhaushälterin von Georg Karch." Diesen begleitete sie in seinen Wirkungsorten Großweingarten und Wettstetten. "Früher musste eine Pfarrköchin nicht nur kochen können, sie war unter anderem für den gesamten Kirchenschmuck, für die Ministrantenkleidung und für die Pfarrbücher zuständig." Letztere sind wegen der gestochenen Schrift der Jubilarin viel beachtete Kostbarkeiten. "Also, der Garten war mir schon manchmal zu viel," meint die Jubilarin verschmitzt, "gerne hätte ich Malen gelernt, aber dazu reichte die Zeit einfach nicht." Sie war mit Leib und Seele Pfarrhaushälterin, versorgte ihren Pfarrherrn auch im Ruhestand in Mailing und folgte ihm schließlich am 1. April 1997 ins Beilngrieser Seniorenheim, wo er im März 2004 verstarb. Ihre bemerkenswerte geistige Frische verdankt die Seniorin nicht zuletzt ihrer regen Anteilnahme an ihrem persönlichen Umfeld und an vielerlei Dingen, wie Fußballspiele und Tennis im Fernsehen. Gerne singt sie jeden Monat Volkslieder mit oder lässt sich aus der Heimatzeitung vorlesen. Jeden Wahltermin – ob politisch oder kirchlich – hat sie pflichtbewusst wahrgenommen, und der wöchentliche Sonntagsgottesdienst war eine Selbstverständlichkeit. Bis vor einigen Wochen ein Sturz die Beweglichkeit zunichte machte und jetzt viel Geduld fordert; auch die ständig nachlassende Sehkraft beeinträchtigt zunehmend. "Die vielen schönen Blumen heut seh ich halt gar nimmer", bedauert Christina Wahler.

Am heutigen Dienstag findet um 16 Uhr auf ihren Wunsch ein Dankgottesdienst in der Kapelle des Seniorenzentrums statt. Auf die Frage nach einem Rezept für 100 Lebensjahre antwortet die Jubilarin: "Viel arbeiten, gut sein zu den Menschen, aber ruhig auch mal schimpfen! Doch die Lebenszeit bestimmt der Herrgott, das liegt nicht in unseren Händen."