Auch Beamte können Spaß machen

16.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:11 Uhr

Aus der Verwaltung, aber trotzdem zum Lachen: Florian Erdle, Stadtjurist von Pfaffenhofen, bereicherte die Turmschreiberlesung im Festsaal mit pointensicherem Kabarett. - Foto: Rössle

Pfaffenhofen/Ingolstadt (PK) Seit November gab es keine Karten mehr, und im Ingolstädter Festsaal wurde jetzt schnell klar, warum: Die Turmschreiberlesungen garantieren jedes Jahr Heiterkeit. Die lautesten Lacher provozierte der "lustige Beamte" Florian Erdle – städtischer Jurist im Pfaffenhofener Rathaus.

Sie überraschen doch immer wieder, diese Turmschreiber. Bei ihrer jüngsten Kundgebung im Theaterfestsaal vernahmen die Mundartfreunde, was kaum jemand für möglich hält: Auch Beamte können Spaß machen, ziemlich sogar. Der Mann heißt Florian Erdle, amtiert als Stadtjurist in Pfaffenhofen und ist eigentlich gar kein Turmschreiber, aber lustig wie zwei von der Sorte. Vor vollem Haus haute der behördengestählte Kabarettist die Pointen nur so raus.

Frei nach Goethe verkündete der bekennende Landbewohner "Ingolstadt, du hast es besser!" und legte präzise die Gründe dar: Die Schanz habe Kabaretttage, im Umland von Pfaffenhofen herrsche die Realsatire. Schlimmer noch: "Wir haben ja schon keine Kultur, Ihr habt s’ mit dem Erzengel Gabriel sogar einen Kulturreferenten!" Der sei mit seinem güldenen Langhaar "ein leibhaftiger Gottschalk". Allerdings sei Ingolstadt auch die Heimat des Günter Grünwald, merkte Erdle an, das relativiere das kulturelle Übergewicht natürlich wieder.

Beachtlich sind die Unterschiede dem Beamten zufolge zudem bei der Politikerbeaufsichtigung. Ihn überrasche es, dass die Ingolstädter CSU immer so streng kontrolliert werde, "erst vom Oberstaatsanwalt Beckstein, jetzt vom Kriminaler Süßbauer". Im Kreis Pfaffenhofen, "wird gegen kommunale Würdenträger mehr so von außen ermittelt". Da lachte jeder, der wusste, wer alles gemeint war. Kurz: Es brüllte der ganze Saal.

Immerhin erkannte Erdle – fast – eine Gemeinsamkeit: "Ein medizinhistorisches Museum haben wir auch. Bei uns heißt es halt nur Kreiskrankenhaus."

Das saß. Dabei war er eigentlich nur als Edelreservist angereist. Turmschreiber mit mehrheitstauglichem Repertoire seien gar nicht mehr so leicht zu bekommen, das deutete Brigitte Fuchs, die Conférencière des Abends, am Rande an. Der Trend gehe bei vielen Autoren zur Lyrik. Zwei Stunden lang Gedichte – das kann fad werden (aber das sagte sie freilich nicht). Als es ihr arg an Turmschreibern gebrach, half ihr der geschätzte Kapellmeister Martin Ott. Er kenne da einen, "der arbeitet in der Verwaltung, aber da muss man lachen".

Musste man. Und auch über die "gloslose Frau Merkel"oder den neuen Glamourbedarf der Gerolfinger. Ein Marktplatz aus Marmor müsse her, "falls der Obama zum Ratschen vorbeikommt". Natürlich hatte Erdle Herrn zu Guttenberg im Angebot: "Der hat den Damen beim CSU-Neujahrsempfang besser gefallen als OB Lehmann. Ja ist denn das überhaupt möglich!"

Ähnliche Motivik rückte diesmal der Turmschreiber Helmut Eckl ins Zentrum seines Vortrags, oder wie er es formulierte: "Die Liebe und so." Ab und an geriet Eckls Prosa arg figurbetont, aber die Kurve vorbei am Herrenwitz bekam er immer. Eckl, vor 61 Jahren in Niederbayern geboren, schreibt nicht nur lebensnahe Humoresken, er vermag sie auch anschaulich vorzutragen. Im Falle der Radtour entlang der Nordseeküste gelang ihm das Schauspielerische besonders gut, bis selbst fantasielose Zuhörer nachvollziehen konnten, dass es einem auch im Flachland ganz schön bergig vorkommt, wenn der Gegenwind von allen Seiten pfeift.

Und schließlich Josef Steidle. Der Routinier vermag ebenso süffig zu schreiben und dynamisch zu rezitieren. Das Wortdrechseln hat er zur Meisterschaft entwickelt. Szenenapplaus erhielt Steidle für seine kühnen Stabreime: Wo heuglige Haderlumpn und Hallodris mit halbscharige Haferln wegen haglbucherne Heigein hudln (oder so ähnlich), können couragierte Kapuziner mit ihre Klapperln noch so kraxln, und das Publikum verstand einmal mehr, wieso die Turmschreiberlesungen immer Monate vorher ausverkauft sind.