Nonstop-Angriffe auf das Zwerchfell

16.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:11 Uhr

Ludwig Baumgartner als genervter Theaterbesucher, dessen bessere Hälfte (Anneluise Scheinder) gleich ohnmächtig wird, weil "es hier genauso stinkt wie zu Hause seit wir verheiratet sind".

Rennertshofen (DK) Erwartungsgemäß bekam Vizebürgermeister Wolfgang Fürmann das meiste Fett ab. Die Prunksitzung der Fidelitas Rennertshofen war wieder bestens besucht, die Stimmung grandios, zumal die Kommunalpolitiker im vergangenen Jahr ja Munition ohne Ende geliefert hatten.

Munition, die nicht nur Höhlenzwerge und Usselbruck’n -Penner genüsslich nutzten, sondern auch Stefan, Roland und Sepp, deren musikalische Schlagerreise sich in unglaubliche kommunalpolitisch-kabarettistische Höhen hinauf schraubte. "So a Gaudi ham wir schon lange nimmer g’habt", sprach Hofmarschall und Moderator Thomas Hager dem Publikum aus tiefster Seele. Auf Udo Jürgens "Aber bitte mit Sahne" passt silbengenau "Der gekaufte Kumpane". Den Titel schlugen die drei Musikanten für einen Komödienstadel aus dem Rennertshofener Gemeinderat vor, der dann über Schüssel und Kabel Einzug in Bayerns Wohnzimmer hielte.

"Fürmann, lass das träumen. Denk’ nicht lang zurück, bei den schwarzen Freunden findest du kein Glück" sangen Stefan, Roland und Sepp, und der Saal tobte. Eine Steigerung schien kaum möglich, bis die drei intonierten: ". . . und weil jede Stimme zählt, hast du selber dich gewählt" – der ultimative Brüller. Fürmann selbst saß während der Abendvorstellung in der ersten Reihe und lachte tapfer mit.

"Blick’ zurück"

Weil die "Texte gerecht verteilt werden" sollten, erklang "Was kann der Polzer denn dafür, dass er so schön ist" sowie der Rat an den CSU-Bürgermeisterkandidaten "Blick’ zurück, Schornsteinfeger, blick’ zurück", und auch das Bertoldsheimer Schloss kam nicht ungeschoren davon.

Die Usselbruck’n Penner waren in Geldnot, weshalb der eine sich für einen Job bei der Polizei bewerben wollte: "In der Zeitung stand, die suchen einen, der junge Frauen belästigt." Der andere bevorzugt sicheres Geld – 2500 Euro erhielte er demnächst: "Ich hab nämlich die Abwrackprämie für Gebert beantragt." Ob die italienische Mafia, die offensichtlich den Rennertshofener Sitzungssaal verwanzt hat, wohl schlimmer sei als der Auernhammer Toni? Gedanken machten sich Werner Kühbacher und Hans Muschler auch über den "Spengler Theo R., der mit dem Blech tanzt", suchten ein schlüsselfertiges Schloss für die Feuerwehr – nur schade, dass "Graf Moy keine Büffel reinlässt", und forderten eine Runde Mitleid für die Gemeinderäte, die offensichtlich bei der "legendären Bürgermeisterwahl ferngesteuert von Gebert" waren. Rehms Türen knallenden Abgang aus jener turbulenten Sitzung erklärten sie mit einer Dschungelcamp-Verwechslung: "Ich bin ein Gemeinderat – holt mich hier raus".

Die Weinbergzwerge plädierten für ein lebendes Museum – Leben wie vor 50 Jahren. Dann sei wieder Ruhe in Ranzhof, das sie kurzerhand in "Markt Spar-mich-tot-hofen" umtauften. Wurde doch sogar an Heiligabend der Strom für die Weihnachtsbaumbeleuchtung einfach gespart. Es ginge ja ohnehin niemand Weihnachten auf die Straße, mit Ausnahme der Kirchgänger. "Das war ein ganzer Haufen Leute – aber nicht die Wähler vom Bürgermeister".

Eine einfache Erklärung für dessen Sparkurs lieferten später die drei Musikanten. Gebert sei nur eine Abkürzung aus Schwaben für den Satz "Mir Gebert nix".

Trotz knapper Finanzen aber fand Ludwig Baumgartner, begleitet von Manfred Rehm am Keyboard, reichlich Baustellen innerhalb der Gemeinde. Seine musikalische Rundreise begann beim Wintergarten mit Blick auf den Schweinestall, schlug den Rennertshofenern ein Feuerwehrhaus auf Rädern und schließlich ein Heimatmuseum im Torbogen vor. Als Direktor eigne sich Wolfgang Fürmann.

Schön in der Bütt

Vier Stunden Nonstop-Angriffe auf das Zwerchfell – die Prunksitzung in Rennertshofen hatte es in sich. Atempausen verschafften Irmgard Pahl und ihre Haremsdamen sowie Kinder- und großer Hofstaat, die souverän und locker auftanzten. Dem ebenso eleganten wie sportlichen Prinzenpaar setzte nur die niedrige Decke in der Musikmanege Grenzen.

Ranzhof verfügt aber nicht nur über politisch versierte Kabarettisten. Irmgard Pahl, im bunten Mix aus Hofdame, Zigeunerin und Hexe, begab sich in der Bütt auf Schönheitstrip, der Stammtisch fand wieder über "ois und jeden" etwas zu ratschen, Josef Neumeier berichtete von Bierzelterlebnissen, Anneluise Scheinder ging mit Baumgartner ins Theater und zusammen mit Vroni Fürholzer in Ranzhof auf Suche nach Herrchen für Tierheimhunde. Hedderle Mäh!