München
Arme Schlucker

Münchner Verein plant riesiges Bier-Erlebniszentrum in der Landeshauptstadt Standort und Geld fehlen noch

06.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:41 Uhr

Große Pläne: Alexander Ammer zeigt einen Entwurf des Bier-Erlebniszentrums, das der von ihm gegründete Verein in München errichten möchte. Allerdings ist noch unklar, wo das Vorhaben umgesetzt werden könnte - und wer es bezahlen soll. - Foto: Stäbler

München (DK) Ein XXL-Museum rund ums Bier. Mitten in München. Und so groß wie die BMW-Welt. Das sind die ambitionierten Pläne des Vereins "Münchens Bier Erlebnis und Museum". Noch freilich fehlen ein Standort und auch die nötigen Millionen.

Es ist eine steile These, die Alexander Ammer aufstellt - ausgerechnet hier in einem Traditionslokal in der Münchner Innenstadt, keinen Steinwurf vom "Hofbräuhaus" entfernt. "Bier ist zurzeit in", sagt der 49-Jährige und macht eine kurze Pause, um dem folgenden Halbsatz mehr Wirkung zu verleihen: "Aber nicht in München."

Dies gesagt, greift Alexander Ammer nach seinem Weißbier - zu dieser Mittagsstunde ist es ein alkoholfreies - und nimmt einen Schluck. Zeit also zum Nachhaken: Und was bitteschön ist mit den sechs Brauereien der Stadt, eine bekannter als die andere? Und mit dem Oktoberfest? Doch Ammer winkt ab. Die meisten Brauereien gehörten ohnehin längst zu internationalen Konzernen und hätten die Innenstadt verlassen. Und die Wiesn sei "ein großer Rummel", "eine riesige Verdienstquelle" und "ein Besäufnis".

Von daher bleibt der gebürtige Münchner dabei: "Ich warne davor, dass die Stadt ihre Biergeschichte und Bierkultur weiter vernachlässigt, wie sie es seit zwanzig Jahren tut." Abhilfe schaffen will Ammer höchstpersönlich. Mit seinem Verein und dessen geplanten Bier-Erlebniszentrum.

Die Idee hierzu sei ihm und seinem Kompagnon Veit Klipphahn vor einigen Jahren in Irland gekommen, erzählt Ammer. Dort besuchten sie in Dublin das "Guinness Storehouse" der gleichnamigen Brauerei - ein Museum auf sieben Stockwerken, das mit mehr als einer Million Besuchern pro Jahr zu den größten Attraktionen des Landes gehört. "Wir haben uns hinterher richtig geärgert, dass es so was nicht in München gibt - obwohl wir hier eine viel größere Biertradition haben", erzählt Ammer. "München will doch immer die Nase vorne haben, doch bei diesem Thema hinkt die Stadt hinterher."

Also gründeten Ammer und Klipphahn ihren Verein und entwickelten ein Konzept für solch ein Bier-Erlebniszentrum. "Kein Museum im klassischen Sinn" soll es werden, sagt Ammer und rollt die Pläne aus. Auf ihnen sieht man imaginäre Besucher durch Hopfenfelder wandeln, vorbei an Braukesseln spazieren, in der Hopfenbar verschiedene Biersorten testen und in einem 3 D-Kino in ein Oktoberfestzelt eintauchen. Dazu gibt es einen Biergarten auf der Dachterrasse sowie Veranstaltungsräume, schließlich soll in der Erlebniswelt an 360 Tagen und rund um die Uhr etwas geboten sein - "vom Kochkurs bis zur Bierverkostung", sagt Ammer, der einst Filmemacher war und inzwischen als Unternehmensberater arbeitet.

Es gibt da freilich zwei Haken, einer groß, einer klein. Letzterer ist, dass München bereits über ein Biermuseum verfügt - und zwar das Bier- und Oktoberfestmuseum unweit des Isartors. Doch damit sei das Erlebniszentrum kaum zu vergleichen, wendet Ammer ein, der vielmehr in den Dimensionen einer BMW-Welt denkt - immerhin die meistbesuchte Touristenattraktion in ganz Bayern. "Das Bier- und Oktoberfestmuseum ist ein architektonisches Juwel", betont der 49-Jährige. "Aber die Möglichkeiten dort sind durch das historische Gebäude stark beschränkt."

Bliebe der zweite, ungleich größere Haken: Noch ist unklar, wo das Erlebniszentrum entstehen könnte - und wer es bezahlen soll. Der Verein sei auf der Suche nach Geldgebern und Fürsprechern, auch die Stadt müsse man ins Boot holen, sagt Ammer, der keine konkreten Summen nennen will: "Geld wird irgendwann später eine Rolle spielen." Zuvor brauche es ohnehin einen Standort, der wiederum gut erreichbar in der Innenstadt sein müsse, betont der Vereinschef.

Auch beim Zeitplan bleibt Ammer vage: "So ein Projekt ist eine Sache von vielen Jahren", sagt er. "Bis das Deutsche Hopfenmuseum in Wolnzach gestanden ist, hat es auch zwanzig Jahre gedauert."