Eichstätt
Arbeitstitel: "Plattensee einfach"

Der Eichstätter Autor Akos Doma erhält das Bayerische Literaturstipendium

22.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Erhält am Donnerstag, 30. Oktober, in der Staatskanzlei ein Literaturstipendium der Staatsregierung: Akos Doma - Foto: buk

Eichstätt (wbu) Wird sein neuer Roman der große Wurf, der ihm nun den Durchbruch bringt? Manches spricht dafür, denn der Eichstätter Schriftsteller Akos Doma erfreut sich allmählich immer größerer Aufmerksamkeit. Am Donnerstag, 30. Oktober, erhält er, zusammen mit fünf weiteren Schriftstellerkollegen, in der Bayerischen Staatskanzlei das Literaturstipendium der Bayerischen Staatsregierung, das mit 6000 Euro dotiert ist.

Außerdem steht sein neuer Roman kurz vor der Fertigstellung.

\tDamit setzt sich eine Autorenkarriere fort, die 2001 begann: Einen ersten Achtungserfolg erzielte Doma damals mit seinem Debüt „Der Müßiggänger“, der in überregionalen Medien und auch in der Schweiz Rezensenten fand. Erst im Februar 2011 legte Doma seinen zweiten Roman „Die allgemeine Tauglichkeit“ vor, der zwei Auflagen erzielte und dem Verfasser den Adelbert-Chamisso-Förderpreis der Robert Bosch-Stiftung einbrachte.

Das bescherte weitere Aufmerksamkeit bei den Medien. Nun kam es zu etlichen Lesungen, öffentlich oder an Schulen – in Amberg, Nürnberg, Neumarkt oder München, in Tegernsee und Dortmund, in Uelzen und im Allgäu, natürlich auch am Eichstätter Gabrieli-Gymnasium, in Ingolstadt und Leipzig, in Bietigheim-Bissingen und Bremen, Dachau und Ottobrunn. Viele davon wurden von der Robert Bosch-Stiftung initiiert.

Auch Stipendien blieben nicht aus: So war Doma 2012 Stadtschreiber von Dresden. Er hielt sich jeweils für einige Monate 2013 in Stuttgart im Schriftstellerhaus („ein romantisches altes Fachwerkhäuschen“) und heuer von Januar bis März in Lüneburg im „Heinrich-Heine-Haus“ auf, auch erhielt er im Sommer das Prager Literaturstipendium („Das Nonplusultra! Ich wohnte im vierten Stock in einer Altbauwohnung unmittelbar an der Moldau!“).

Schon für 2015 wurde ihm das Stipendium des Deutschen Studienzentrums in Venedig zugesprochen. Im Mai hatte er das „Spreewald-Literaturstipendium“ inne, zur Jury gehörten Bernhard Schlink und Heinz Rudolf Kunze: „Das war ein Monat im Edelhotel Zur Bleiche– in einer Kategorie, bei der man mich sonst schon an der Türschwelle abweisen würde!“ Stipendien sieht Doma als „große Chance, in Abgeschiedenheit abseits vom Alltag schreiben zu können“. Er könne sich „gut und schnell an neue Orte anpassen“. Zuhause schreibt er gern in einer Holzhütte in einem abgeschiedenen Garten an der Luitpoldstraße. „Ich bin kein Kaffeehaus-Literat! Das wäre für mich unvorstellbar.“

In seiner Laudatio auf Doma zum Chamisso-Förderpreis hatte der bekannte ungarische Schriftsteller György Dalos Doma gemahnt: „Ich hoffe sehr, dass wir auf das nächste Buch nicht mehr zehn Jahre lang warten müssen!“ Das hat er offenbar beherzigt: In Kürze will er das Manuskript seines neuen Romans unter dem Arbeitstitel „Plattensee einfach“ abschließen, worin er die Flucht seiner Familie aus Ungarn von 1972 verarbeitet: „Dieses Thema lag ja schon lang bei mir in der Luft“, der Stoff sei ja eigentlich „irrsinnig spannend“. Doch handle es sich um keine autobiografische, sondern um eine fiktive Geschichte.

Seit drei Jahren arbeitet Doma an diesem neuen Werk, das er selbst als seinen bislang „ambitioniertesten Roman“ sieht. Dafür hat er erstmals ausführlich recherchiert: So kehrte er an die markanten Stätten dieser Flucht, nach Capua, nach Neapel, nach Slowenien zurück und reiste der Fluchtroute nach. Nach Budapest, wo sein Vater („inzwischen wieder“) und die Tante („noch“) leben, beide rund 80 Jahre alt, kehrte er zurück, um sie zu interviewen, da es im Roman auch etliche Rückblenden auf die ungarische Geschichte gebe, seine Familie gerät da unvermittelt in die Position von Zeitzeugen.

Mit dem Thema dieses neuen Romans, den er lange vor sich hergeschoben hatte, trifft Doma nun unversehens auf Tagesaktualität: Schließlich geht es um die Flüchtlingsthematik, ein Thema, wie es heute aktueller kaum sein könnte: „Was heißt es, die Heimat verlassen zu müssen? Wie kommt man in neuen Gesellschaftssystemen, in einem neuen Milieu, zurecht? Wie ist es, wenn man sich plötzlich in völlig neuen Denkweisen wiederfindet“ All das sind Fragen des neuen Romans, die derzeit die Gesellschaft bewegen – vielleicht ein Grund dafür, dass „Plattensee einfach“ ein großer Wurf werden könnte.