Ingolstadt (dk) Die letztjährige 11b des Ingolstädter Apian-Gymnasiums hat das Film-Finale des regionalen Kulturfestivals Fliesstext10 gewonnen. Die Schülerinnen und Schüler überzeugten die Jury mit ihrem filmischen Beitrag über Marieluise Fleißer.
Es war im Wortsinn großes Kino, das am Sonntagnachmittag im Ingolstädter Altstadttheater gezeigt worden ist. So groß, dass die aufgestellte Leinwand die projizierten Filme zunächst gar nicht ganz fassen konnte. Mit Hilfe des cineastisch vorbelasteten Publikums gelang es schließlich, zumindest die wesentlichen Teile des Bildes auf die Leinwand zu dirigieren.
Tatsächlich wäre es schade gewesen, die Filme nicht in Gänze zu sehen, handelte es ich doch um jene sieben Streifen, die die Jury von Fliesstext10 als die besten Beiträge des regionalen Kulturfestivals auserkoren hatte. Schade auch, dass außer den Nominierten und deren Angehörige kaum andere Zuschauer zu der Veranstaltung gekommen waren.
Der Sieg für das Schülerprojekt sei in der Jury einstimmig vergeben worden, erklärte Johannes Langer im Namen des Vergabegremiums. "Ungeheuer vielseitig" sei der Film, "mit großem Arbeitsaufwand" fertig gestellt. Die damaligen Elftklässler hatten sich mit Hilfe ihrer Lehrerin Anna Wenzl im Rahmen des Deutschunterrichtes auf die Spuren der berühmten Ingolstädterin gemacht und ihre Rechercheergebnisse mit szenischen Lesungen, dokumentarischen Sequenzen und historischen Aufnahmen in ein filmisches Gesamtkonzept gegossen. "Das ist klasse", lobte Langer die Beteiligten.
Der zweite Platz ging an den Film "Nacht", der von den Eichstätter Filmemachern von Lichtpunkt-Film eingereicht worden war. Eine "ambivalente Annäherung" an Eichstätt sei der Film, erklärte Sabine Roelen von INTV in ihrer kurzen Laudatio. In dem Clip setzen die drei Slam-Poeten Pauline Füg, Dominik Stahl und Gunther Dommel ihrer Heimatstadt ein literarisches Denkmal. Roelem lobte auch die technische Umsetzung des Films, der unter schweren Bedingungen bei Nacht und Kälte gedreht worden sei.
Dritter wurde Fred Darimont, der in seinem Film "Eine jüdische Familie in Ingolstadt" dem Schicksal eines jüdischen Ehepaars nachspürt, das in der Pogromnacht des Jahres 1938 von einem Ingolstädter Mob in die Donau getrieben und getötet wurde. Seinen Film verknüpft er mit der Forderung an die Stadt Ingolstadt, eine Gedenktafel zu errichten, die an der Adenauer-Brücke an dieses Verbrechen erinnern soll. Darimont habe in seinem Beitrag das umgesetzt, was sich die Initiatoren von Fliesstext10 als Ideal vorgestellt haben.
Einen Sonderpreis erhielt Andreas Köpf für seinen Film "Es zogen zwei Fischer zum Tore hinaus", der an der Paar bei Hohenwart spielt. Der sprenge zwar die vorgegebene Zehn-Minuten-Grenze deutlich, mache aber so viel Spaß, dass er dennoch ins Finale gekommen sei. Köpf drehte den Film mit ein paar Fischerfreunden bereits im Jahr 1968. Anders als heute, da jedes Handy digitale Clips schießt, mussten sich die Filmfreunde vor 40 Jahren mit einem Super-8-Film ohne Ton herumschlagen. Die Dialoge und Geräusche wurden nachträglich hinzugefügt. Noch schwieriger gestaltete sich der Nachdreh entscheidender Szenen. Da der Film im Winter spielt und das Material erst gesichtet wurde, als der Schnee bereits geschmolzen war, mussten die fehlenden Sequenzen nach einem Jahr Wartepause nachgedreht werden.
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