Eitensheim
Anzeige nach Maibaumdiebstahl

Gemeinde Eitensheim hofft auf Hinweise auf eine aus dem Wald entwendete Fichte

24.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Die Abgeschiedenheit dieses Waldstücks beim Steinbruch nahe Eitensheim nutzte der Dieb, um die als Maibaum vorgesehene Fichte zu stehlen. Dort lagerte sie bereits seit vergangenem Jahr, um zu trocknen und bemalt werden zu können. - Fotos: Stephan/Rössle

Eitensheim (DK) Maibaumdiebstahl ist ein beliebter Brauch. Streng genommen ein Delikt, das jedoch - gerade in Bayern - kulant behandelt wird. Die Eichstätter Polizei muss nun aber aktiv werden, weil die Gemeinde Eitensheim Anzeige erstattet hat: Die als Maibaum vorgesehene Fichte ist fünf Wochen vor dem Maifeiertag gestohlen worden.

Der Eitensheimer Bürgermeister Michael Stampfer ärgert sich sehr über die Maibaudiebe. "Wenn er aus der Ortschaft entwendet wird, kann ich das ja verstehen, aber aus dem Wald, das geht gar nicht", empört er sich am Freitagnachmittag im Gespräch mit unserer Zeitung und verwendet ganz bewusst das Wort "Diebstahl". Die etwa 30 Meter lange Fichte sei bereits am vergangenen Wochenende aus dem Waldstück beim Steinbruch nahe Eitensheim entwendet worden. "Der Baum wurde dort schon seit vergangenem Jahr zum Trocknen gelagert, damit er bald angemalt werden kann", sagt Stampfer.

Laut Polizei transportierten die Verantwortlichen den schon geschälten Baum im Wert von 100 Euro mit einem größeren Fahrzeug ab. Ein bislang unbekannter Anrufer habe sich bereits am Dienstagnachmittag bei Stampfer gemeldet und dabei über eine "Auslöse" verhandeln wollen. Das ging Stampfer allerdings zu weit - die Gemeinde erstattete am Donnerstagnachmittag Anzeige bei der Polizei. "Die Regeln des Brauchs, einen gestohlenen Maibaum mit Bier und einer Brotzeit auszulösen, sind diskutabel, da habe ich bis jetzt auch immer mitgemacht", sagt der Bürgermeister. "Aber wenn das schon so anfängt, dann geht das zu weit." Einen Ersatz werde es deshalb nicht geben, sollte die Fichte nicht mehr auftauchen - und in Zukunft eben nur noch unbemalte und kurzfristig aufstellbare Bäume, falls so etwas noch einmal passiert.

Dass mit dem Bürgermeister der entsprechenden Gemeinde über eine Auslöse verhandelt wird, ist laut Polizei in Bayern nicht ungewöhnlich. "Normalerweise wird der Maibaum aber erst kurz vor dem Aufstellen gestohlen", bestätigt Heinz Rindlbacher, Dienststellenleiter der Eichstätter Polizeiinspektion, gegenüber dem DONAUKURIER. "Diebstahl ist es immer", betont er. Doch eigentlich komme es nicht vor, dass Anzeige erstattet wird. Da dies aber nun der Fall sei, "ist es unsere Verpflichtung, die Ermittlungen aufzunehmen".

In den sozialen Netzwerken wird der Fall ganz unterschiedlich kommentiert. Einige Nutzer können nicht nachvollziehen, warum die Gemeinde Anzeige erstattet hat. "Das Schöne an dem Brauch ist, dass Bewacher und Entwender das Fassl zusammen im Gasthaus konsumieren. Wer Anzeige erstattet, der löst sich von diesem Brauchtum ab. Schade!", heißt es dort. Ein anderer schreibt: "Das ist Tradition. Dann muss man halt besser auf den Maibaum aufpassen." Auf der anderen Seite weisen einige Nutzer auf die "inoffiziellen Regeln zum Maibaudiebstahl" hin. "Sorry, aber aus dem Wald herausstehlen, das ist schon lächerlich", ist beispielsweise in einem Kommentar zu lesen.

Der Eitensheimer Rathauschef hat am Freitag übrigens einen Anruf seines Buxheimer Kollegen Peter Doliwa erhalten, mit Mitleidsbekundungen - und der Nachricht, dass der Maibaum des Ortsteils Tauberfeld ebenfalls gestohlen wurde. "Da kann man nur mutmaßen, ob das dieselben Diebe waren", sagt Stampfer. Ob die Gemeinde Buxheim ebenfalls Anzeige erstattet, sei dahingestellt, "ärgerlich ist es so oder so". Doliwa war bis Freitagabend nicht zu erreichen.

Die Eichstätter Polizei hofft indes auf Hinweise auf die Täter in Eitensheim. Verlaufen die Ermittlungen ergebnislos, wird der Fall laut Rindlbacher an die Staatsanwaltschaft übergeben. Hinweise zum Diebstahl der Fichte nimmt die Polizeiinspektion Eichstätt unter der Telefonnummer (0 84 21) 97 70-0 entgegen. Bürgermeister Stampfer setzt - auch durch seinen Gang an die Öffentlichkeit - auf das schlechte Gewissen der Maibaumdiebe: "Ich gehe davon aus, dass sie ihn wieder zurückbringen."