Bergheim
Anwohner nehmen Anwalt

24.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:40 Uhr

Bergheim (ahl) Der Antrag vom 7. Juni, mit dem die Gemeinde Bergheim beim Landratsamt um eine Fällgenehmigung für die vom Eichenprozessionsspinner befallenen Eichen in Unterstall ersucht hat, ist bislang noch nicht entschieden.

Bürgermeister Tobias Gensberger hat die Angelegenheit daher in die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung gestern Abend aufgenommen (Bericht folgt). Zudem haben sich die Anwohner einen Anwalt genommen.

17 Tage sind seit dem Ortstermin mit Landrat Peter von der Grün (FW) im Baugebiet an der Holzgasse vergangen, 16 Tage seit der von der Gemeinde beauftragte Förster die Eichen soweit möglich abgesaugt hat. Seitdem warten die Anwohner der Holzgasse auf eine Entscheidung, was mit den verbliebenen Nestern beziehungsweise Raupen auf den drei nur teilweise abgesaugten Bäumen passieren soll. "In Unterstall sind einige eigentlich unmögliche Dinge passiert", sagt Gärtnermeister Werner Hecht, der dort im Frühjahr alte Nester abgesaugt hat. Der Befall sei besonders stark und die Nematoden, die er im Mai zweimal zur Bekämpfung aufgebracht hatte, hätten dort nicht so gewirkt wie andernorts. Zudem schöben die Verwaltungen in Gemeinde und Landratsamt die Verantwortung hin und her, weshalb zu lange nichts passiert sei. Nun müssten alle beide zusammenarbeiten und für die Menschen eine Lösung finden, die zugleich den Schaden an der Natur so gering wie möglich hält.

"Unsere Schreiben an Herrn Dr. Donhauser, mehrmalige Anfragen und Bitten an Herrn Geißler und zwei Schreiben an Herrn Landrat persönlich blieben unbeantwortet, die versprochene Antwort von Herrn Dick zum Nachweis des Monitorings blieb aus", zählt Gerhard Jahn auf. Mittlerweile habe der Raupenbefall auf die Gärten übergegriffen, teils seien Raupen auf der Fensterbank gelegen. "Ich bin vom Landratsamt sehr enttäuscht", sagt der Anwohner der Holzgasse, offenbar sei "der Leiter dieser Behörde nicht willens, die Sorgen von 13 Familien mit ihren Kindern zu erkennen, geschweige denn dafür Verständnis zu zeigen". Die Gärten der Anwohner seien Tabuzonen, Gesundheitsgefahr im Verzug. Das sieht Kreisfachberaterin Katrin Pilz etwas anders. Gesundheitsgefahr ginge hauptsächlich von alten Larvenhäuten aus den Nestern des Vorjahres aus, beziehungsweise sei heuer erst nach dem Schlupf des Falters ab August zu erwarten.

Die Brennhaare enthalten ein Nesselgift, das Hautreaktionen und beim Einatmen auch Bronchitis und Asthma auslösen kann - weshalb einige Anwohner vorübergehend aus ihren Häusern ausgezogen sind. "Wir werden am Dienstag zum Rechtsanwalt gehen, die Möglichkeiten einer Klage ausloten und damit den Rechtsweg gehen", sagt Stefan Lorz. "Da im Moment totaler Stillstand herrscht, sehen wir dies als einzig möglichen Weg. "

Man arbeite "natürlich an einer Lösung", sagt Landratsamtssprecherin Sabine Gooss, der Antrag der Gemeindeaufhellung werde weiterhin geprüft und solle bis Ende der Woche entschieden werden. "Das Problem ist das Landschaftsschutzgebiet", sagt Gooss, daher gebe es noch einiges zu klären.