Anwalt: Neue Ermittlungen zu Wiesn-Attentat können zwei Jahre dauern

06.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:41 Uhr

München/Ingolstadt (DK/dpa) Die Ermittlungen zum Oktoberfest-Attentat von 1980 könnten nach Einschätzung des Opferanwalts Werner Dietrich etwa zwei Jahre dauern. Es seien rund 100.000 Seiten Akten aufzuarbeiten, sagte Dietrich am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung der Landtags-SPD in München. Sollte es zum Prozess kommen, sei die Dimension wahrscheinlich noch größer als beim NSU-Prozess, der seit fast zwei Jahren vor dem Münchner Oberlandesgericht läuft.

Der 68-Jährige hatte im September vergangenen Jahres einen Antrag auf Wiederaufnahme der Ermittlungen eingereicht. Generalbundesanwalt Harald Range hatte dem am 11. Dezember stattgegeben. Dietrich vertritt elf Opfer des Anschlags, darunter fünf Personen aus der Region Ingolstadt.
 
Die Bombe riss am 26. September 1980 13 Menschen in den Tod, unter ihnen der Attentäter Gundolf Köhler, ein ehemaliger Anhänger der "Wehrsportgruppe Hoffmann". 211 Menschen wurden verletzt, 68 davon schwer.

Der Rechtsextremismusexperte der SPD-Landtagsfraktion, Florian Ritter, stellte eine Anfrage an die Staatsregierung nach dem Verbleib einer abgerissenen Hand vom Tatort. Ein Polizist hatte sie in der Nacht des Attentats 25 Meter entfernt von dem Papierkorb, in dem der Sprengstoff deponiert war, gefunden. Ritter will wissen, an welche staatliche Stelle das Beweisstück seinerzeit nach erfolgter kriminologischer Untersuchung im Institut für Gerichtsmedizin zurückgegeben wurde und ob weitere Untersuchungen erfolgten.

Das Fragment könnte heute ein wichtiges Beweismittel sein, verschwand aber auf ungeklärte Weise. Opfervertreter spekulieren, die Hand könnte möglicherweise einem Mittäter weggerissen worden sein, der flüchten konnte. Inzwischen gibt es mehrere neue Zeugenaussagen, die auf mögliche Komplizen Gundolf Köhlers hindeuten könnten.