"Anwalt der Stadtnatur"

09.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:49 Uhr

Ingolstadt (DK) Im Jahr 1909 wurde auf Betreiben des Königlich-Bayerischen Innenministers die "Staatlich autorisierte Vogelschutzkommission" gegründet. Dies war die Geburtsstunde des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV). Auch für die Kreisgruppe Ingolstadt war dies ein Anlass, den 100. Geburtstag zu feiern.

Der Kreisgruppenvorsitzende Rudolf Wittmann sparte nicht an Lob: "Wir haben viele Erfolge! Viele unserer Artenhilfs- und Biotopschutzprogramme erwiesen sich als überaus erfolgreich. Der LBV ist ein weit über die Grenzen Bayerns geachteter Umweltbildungsverband, ja sogar von der Unesco ausgezeichnet. Unsere Kompetenz wird in allen Instanzen von Politik, Verwaltung und Gesellschaft sehr geschätzt."

Mehr als 100 Mitglieder und Gäste waren der Einladung gefolgt und in den Dorfstadel von Brunnenreuth gekommen. In Ingolstadt sieht der LBV sein Engagement insbesondere als "Anwalt der Stadtnatur". Mittlerweile konzentrieren sich laut Wittmann viele Tierarten immer mehr im Stadtgebiet. Die städtische Vogelwelt sei heute artenreicher als in vielen Dörfern, so gehöre der Halsbandschnäpper zu den regelmäßigen Brutvögeln im Glacis. Die Stadtnatur sei zum "Schutzraum vieler Arten geworden".

Stadtrat Franz Liepold (CSU) überbrachte das Grußwort des Oberbürgermeisters und betonte die große Wertschätzung für den LBV. "Viele Schutzgebiete würde es heute nicht geben, wenn sich die Verbände nicht dafür eingesetzt hätten."

"Die Vielseitigkeit und die Leistungsfähigkeit des LBV" wurden in einem eigens für das Jubiläum produzierten Film unter dem Motto "LBV – Leben braucht Vielfalt" vorgestellt.

Thema des Festvortrags war der Eisvogel – Vogel des Jahres 2009. Anschaulich vermittelte Karin Glosser die geheimnisvolle Lebensweise des bezaubernden Königsfischers. "Jeder, der schon einmal den fliegenden Edelstein aus nächster Nähe beobachten konnte, hatte wohl das Gefühl, etwas ganz Besonderes erlebt zu haben."

Große Gefahr droht dem Eisvogel in frostreichen Wintern, bei starken Hochwässern, aber auch durch die zunehmende Verbauung von Bächen und Flüssen. Die Referentin stellte fest: "Der Erhalt naturnaher Flusslandschaften muss weiterhin unser höchstes Anliegen sein, damit wir auch in Zukunft unseren ,blauen Diamanten’ als schillernde Persönlichkeit erleben dürfen."

Die Kreisgruppe Ingolstadt kann – entgegen dem Trend in vielen Vereinen – einen deutlichen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Vorsitzender Wittmann meldete bereits jetzt ein Plus von zehn Prozent in Ingolstadt im Jubiläumsjahr. Er hatte auch eine Überraschung parat: "Wir haben heute 498 Mitglieder." Der 13-jährige Johannes Oswald erkannte sofort die einmalige Chance, das 500. Mitglied zu werden, trat mit der ganzen Familie bei und konnte so einen Vogelführer als Dank in Empfang nehmen.

Ein Geschenk hatte auch Johannes Eicheldinger von der Spardabank Süd in Ingolstadt im Gepäck: Er überreichte dem LBV einen Scheck in Höhe von 1500 Euro zweckgebunden für die Kinder- und Jugendgruppe.

Bei einem reichhaltigen und kunstvoll dekorierten Vollwertbuffet verweilten die zahlreichen Gäste der Geburtstagsfeier noch gerne und nutzten das Treffen zu einem intensiven und angeregten Gedankenaustausch.