Hilpoltstein
Ansturm auf Hilpoltsteins Friseure

Nach dem Ende der Corona-bedingten Zwangspause sind bei einigen Salons schon alle Termine für die kommenden Wochen vergeben

30.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:51 Uhr
Die Maske macht es unmöglich, die Vorfreude zu erkennen: Nach der mehrwöchigen Zwangspause freuen sich aber die Familie Yesil und ihre Angestellten darauf, dass es wieder los geht. −Foto: Flavia Zaunseder

Hilpoltstein - Wer in diesen Tagen einen Friseurtermin vereinbaren will, hat es schwer. Ab dem kommenden Montag dürfen die Salons in Bayern zwar wieder öffnen. Um sich aber die über Wochen gewachsenen Haare wieder in Form bringen zu lassen, braucht es zusätzliche Geduld. Denn der Ansturm auf die Friseure ist jedenfalls in Hilpoltstein enorm.

 

Seitdem es gewiss ist, wann die Friseure ihre Geschäfte wieder aufsperren dürfen, haben einige Läden ihre Anrufbeantworter besprochen und dort feste Zeiten angegeben, an denen man telefonisch einen Termin vereinbaren kann - eine freie Leitung vorausgesetzt. Meist ist der Anschluss aber besetzt. So auch bei Carolin Bernritter, die ihren kleinen Salon "Caros Cut" im eigenen Wohnhaus in Hofstetten betreibt. Die Friseurin kann sich vor Terminanfragen nicht mehr retten. Alle Termine bis Pfingsten sind voll.

"Seit der Bekanntgabe, dass die Friseure am 4. Mai wieder öffnen dürfen, werde ich mit WhatsApp-Nachrichten und Anrufen regelrecht bombardiert", sagt die 40-Jährige, die ihren kleinen Salon alleine betreibt und keine Angestellten hat. Bernritter hat zwei Kinder im Grundschulalter. "So lange die Schule geschlossen ist, muss ich die beiden zu Hause betreuen", sagt sie. Ihr Mann hat einen Vollzeitjob, deshalb kann sich das Ehepaar Bernritter die Kinderbetreuung auch nicht aufteilen. "Ich muss meine Arbeitszeiten deshalb auch deutlich reduzieren", sagt die Friseurin. Sie hat nach der Zwangsschließung zwar Soforthilfe beim Staat beantragt, bisher aber noch keine Rückmeldung erhalten. "Klar hab ich Einbußen, aber meine Existenz ist nicht gefährdet", versucht sie der schwierigen Gesamtsituation etwas Positives abzugewinnen.

Auch Liane "Bobby" Hager, die ihren Salon in der Kolping-straße zusammen mit einer Teilzeitkraft und einer stundenweisen Aushilfskraft betreibt, hat die Corona-bedingte Zwangspause aus ihrer Sicht gut überstanden. "Ich tu mich leicht", sagt die 59-Jährige, denn "a bissl was hab ich angespart", sagt sie. Und ihr Partner verdient auch. "Die paar Wochen konnte ich gut überbrücken. Hätte sich die Schließung aber noch länger hingezogen, wäre auch ich vor Problemen gestanden", sagt Hager, deren Terminkalender nun für die nächsten zwei bis drei Wochen ebenfalls schon voll ist. "Die Auszeit war doch irgendwie auch mal schön", fügt sie gut gelaunt hinzu. Zur Einhaltung der Auflagen sieht sich Hager bestens vorbereitet. "Man hat ja genug Zeit gehabt."

Bestens aufgestellt für den Neustart sehen sich auch die Friseurgeschäfte Hairpoint 2000 in der Siegertstraße und der Barbershop am Marktplatz, beide in den Händen der Familie Yesil. "Während der Zwangspause mussten wir unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken", sagt Cenk Yesil (23), der mit seiner Mutter Nersil den Hairpoint-Laden mit weiteren sechs Mitarbeitern leitet. Vater Ali (50) und Cenks Bruder Atilla (27) beschäftigen im Herrensalon Barbershop am Marktplatz noch drei weitere Frisöre.

"Die vorübergehende Schließung war natürlich nicht leicht für uns. Vor allem aus dem Grund, weil wir als ganze Familie letztendlich davon leben. Da muss man wirklich ein großes Dankeschön an den Staat aussprechen, weil es Unterstützungen wie Soforthilfe und Kurzarbeitergeld gegeben hat", sagt Cenk Yesil. "Die Zeit der Schließung haben wir immerhin sinnvoll genutzt, indem wir unseren Salon gleich ein bisschen umgebaut und renoviert haben." Auch der Lehrling musste nicht komplett mit der Ausbildung pausieren, sondern wurde per Videochat unterrichtet.

Um allen strengen Auflagen gerecht zu werden, hat die Familie Yesil nichts unversucht gelassen, um den Kunden ein wohliges Gefühl zu vermitteln, wenn der Betrieb am Montag wieder startet. "Alle unsere Mitarbeiter sind mit ausreichend Mundschutzmasken eingedeckt", sagt Cenk. Auch für die Kunden werden Einwegmasken bereitgestellt, sofern diese befürchten, ihre eigene Maske könnte beim Tönen oder Färben in Mitleidenschaft gezogen werden. Mit Plexiglas zwischen den einzelnen Plätzen soll den Kunden ein noch sichereres Gefühl gegeben werden.

Priorität für einen Friseurtermin bei den Yesils haben zunächst diejenigen Kunden, deren Termine schon vor der Corona-Krise vereinbart wurden, aber dann nicht eingehalten werden konnten. Alle anderen Kunden müssen zwei bis drei Wochen auf einen Termin warten. "Denn durch die Auflagen können wir aktuell noch nicht die volle Kapazität unserer Läden nutzen" sagt Cenk. Auch Rasuren und kosmetische Behandlungen fallen zunächst erst mal weg. Dennoch ist die Erleichterung aus Cenks Stimme deutlich zu hören. "Wir sind so glücklich, dass wir jetzt endlich wieder öffnen dürfen".

HK

Christa Bleisteiner