Eichstätt
Ansichten einer Burg

Drei Stockwerke und Zwiebeltürme Ausstellung im Ur- und Frühgeschichtlichen Museum

22.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:55 Uhr

Ein imposantes Bauwerk: die Willibaldsburg, gezeichnet 1751 von Hofbaumeister Mauritio Pedetti.

Eichstätt (EK) Die Eichstätter haben die Willibaldsburg auf dem Bergsporn täglich im Blick. Der Historische Verein hat in seinem Fundus mehrere hundert Zeichnungen, Gemälde und vor allem Glasplatten-Fotografien von dem Bauwerk. Bis 30. November gibt es in einer Ausstellung eine Auswahl davon.

Aber geradezu unvorstellbar imposant muss das Bauwerk gewesen sein, als es ein Stockwerk höher und mit zwei Zwiebeltürmen auf der Höhe stand. Dem berühmten Baumeister Mauritio Pedetti und anderen Zeichnern ist es zu verdanken, dass wir heute ein Bild von der einstigen Anlage haben. Dieses und viele andere sind in einer Sonderausstellung im Ur- und Frühgeschichtlichen Museum im Gemmingenbau zu bewundern.

"Da sind sensationelle Ansichten dabei", sagte der Konservator im Referat zur Erhaltung von Kunst und Kulturgut der Stadt und des Landkreises sowie Vorsitzende des Historischen Vereins, Albert J. Günther, der die Schau konzipierte und einrichtete. Exponate kamen auch vom Staatsarchiv München, dem Domschatz- und Diözesanmuseum und von privater Seite.

Der Gang durch die Ausstellung beginnt bei einem faszinierenden Bild, das Bischof Bertold Burggraf von Nürnberg (1351 bis 1365), den Erbauer der Willibaldsburg, zeigt. Er war der erste Bischof der dort residierte; Johann Anton Knebel von Katzenelenbogen (1704 bis 1725) war der letzte. Die folgenden Bischöfe wohnten in der Stadtresidenz.

Die erste Abbildung der Burg stammt aus der Hartmann Schedelschen Weltchronik von 1493. Sie lässt keine Ähnlichkeit mit dem heutigen Bauwerk erkennen. Das nächste Bild der Burg, das uns überliefert ist, malte Sigmund Holbein um 1503. Beziehungen zur Urburg lassen sich auch bei der Zeichnung von Philipp Apian aus dem Jahr 1559 herstellen. Die Wucht der Burganlage und zugleich die Verspieltheit mit Türmchen und Gesimsen, Erkern und den Zwiebeltürmen tritt auf dem Kupferstich von Wolfgang Kilian aus dem Jahr 1627 hervor. Im September 1681 schlug ein Blitz in die Burg ein, Teile des Gemmingenbaus brannten aus. Die Anlage wurde wieder aufgebaut.

Von der Wintershofer Seite aus betrachtet, zeichnete im Jahr 1751 Hofbaumeister Mauritio Pedetti das Schloss. Hier kommen die drei Stockwerke mit den Türmen des Gemmingenbaus voll zur Geltung. Die Bollwerke und Bastionen lassen erkennen, dass es Angreifer nicht leicht hatten. Ein Gemälde, für das der Betrachter viel Zeit aufwenden sollte, ist das Kunstwerk von Johann Michael Franz und Mauritio Pedetti aus dem Jahr 1766, das sich im Rittersaal des Schlosses Hirschberg befindet. Im Vordergrund liegt die Stadt, deren einzelne Gebäude gesucht werden können, wie etwa die Nikolauskapelle auf dem Domplatz; ihre Grundmauern sind im Untergrund konserviert.

Einen detailgetreuen Plan der Burganlage hinterließ der Ingenieur-Hauptmann Herrmann im Jahr 1826. Er hat maßstabgetreu alle Baulichkeiten, die massiven Befestigungen, die Umfassungsmauern und auch die Lage der Zisternen festgehalten. Von 1819 stammt eine Zeichnung, die einen traurigen Eindruck macht: Die Burg ohne ihre Türme, das Mauerwerk ist zum Teil abgetragen. Hübsch ist dagegen ein Gemälde der Burg, wie sie sich heute präsentiert vom Tiefen Tal aus betrachtet mit einem berittenen Postillion und Passanten im Vordergrund von 1850. Ausklingen kann der Besuch der Schau mit dem Besteigen der Treppen zum Turm: In einer der Hallen steht das rund drei Meter große Burgmodell von etwa 1790.

Zur Abrundung schrieb Konservator Günther eine Zusammenfassung der Burggeschichte und eine Auflistung der wichtigsten Jahreszahlen. Daraus ein paar Beispiele: 1353 bis 1365 - Bischof Bertold errichtete die erste Burg, 1609 - Grundsteinlegung für das "Neue Schloss", den Gemmingenbau, 1803 bis 1806 - die Burg wurde verkauft, teils abgetragen und geplündert, 1962 - die Bayerische Verwaltung der Schlösser, Gärten und Seen übernahm die Burg, 1976 - Eröffnung des Juramuseums und 1998: "Es blüht im Hortus Eystettensis." Im Laufe der Geschichte war das Schloss Heimstätte des Ordens der Salesianer, Zuchthaus und Kriegsgefangenenlager. Räume belegt heute auch die Außenstelle des Bayerischen Staatsarchivs mit dem Notariatarchiv.