Schrobenhausen
Ansichten aus dem Goachat

23.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:25 Uhr

Lothar Vietzke (l.) präsentierte in der Galerie des Kunstvereins den neuen Kalender mit Ansichten aus dem Goachat. Im Original sind die enthaltenen Bilder in der Galerie ausgestellt. - Fotos: Hammerl

Schrobenhausen (ahl) Das Goachat in Öl und als Digitalfotografie zeigen derzeit Sig Fabig und Lothar Vietzke in der Galerie des Kunstvereins.

Naturalistische Landschaftsbilder sind Stimmungsbilder, und die lassen sich nicht erklären. Findet jedenfalls Sig Fabig und begründet so, dass es auf der gut besuchten Vernissage ausnahmsweise einmal keine Einführungsrede gibt. Auch Musik ist nicht vorgesehen, denn "ich war schon bei Ausstellungen dabei, wo die Musik wesentlich besser als die ausgestellten Werke war", merkt der Maler an.

Ähnlich wortkarg sind die Titel, die er seinen Ölbildern verpasst hat. Acht der zehn, jeweils ein Meter mal ein Meter großen Quadrate tragen den schlichten Titel "Im Goachat", zwei sind mit "Goachat Impression" überschrieben. Letztere haben kein reales Vorbild, sind aus dem Kopf entstanden und so finden sich hier Halme, die Fabig an einem Kiesweiher in Geisenfeld begegneten und die er kurzerhand in eine Goachat-ähnliche Landschaft verlegte. Die Goachat-Bilder selbst hat er von Fotografien abgemalt, ohne jedes einzelne Detail umzusetzen.

"Ich halte mich nicht sklavisch an die Fotografien", erklärt der Künstler, "ich variiere beispielsweise in der Farbe, lasse etwas weg oder ergänze, wenn irgendwo etwas fehlt." Wichtig ist ihm die Komposition, ob sich nun Eisschollen und Schnee im Goachat finden oder sommerliche Landschaften, symmetrische Pfützen oder Wasser, Gras und Buschwerk. Titel fände er irreführend, Fabig will es dem Betrachter überlassen, sich ein eigenes Bild zu machen und dafür reicht ein kurzer Moment nicht aus, findet er.

Mia, ganze eineinhalb Jahre alt, trifft ihre persönliche Entscheidung dagegen sehr schnell. Viel zu hoch hängen die Bilder in der Galerie, doch draußen, an das im Hof aufgestellte Plakat, da reicht die kleine Neuburgerin hin. "Schau, da ist Wasser", hat Claudia Pitsch ihr Töchterchen auf die Bilder aufmerksam gemacht und schon patscht Mia begeistert auf der Fotografie Vietzkes herum, die vom Kontrast zwischen tiefblauem Wasser im Hintergrund und Schaumkronen der Paar im Vordergrund lebt.

Weitaus kreativer als der Maler gestaltet Fotograf Vietzke die Titel seiner Werke. Vom "Blick ins Goachat mit Osterfeuer" über "Pfingstdrecklachen im Goachat", die "Nachfolgerin der Holzbrücke" bis "Winter am Altwasser" oder "Zeitzeichen am Überleitungsrohr" reicht die Palette sprechender Überschriften. Während Fabig auf Stimmung setzt, inszeniert Vietzke Landschaft mit modernen Bauten, Industrieanlagen am Rande des Goachat oder geometrischen Formen wie der Stahl-Beton-Brücke. Einige der zwölf Fotografien ähneln jedoch in ihrer emotionalen Expressivität durchaus den Ölwerken Fabigs. Besonders ausdrucksstark in den warmen Farben ist das "Sommerwind überm Goachat" genannte Foto mit Gerstenfeld und Mohnblumen vor dem Goachat, das hier nur als Kulisse fungiert.

Je zur Hälfte gingen Fotos und Ölbilder in den Kalender ein, den die beiden Künstler erstmals aufgelegt haben. Die Idee sei schon mehr als zehn Jahre alt, erzählt Fabig. Damals aber war sie aus Kostengründen nicht zu verwirklichen. Der Kalender in Offsetdruck liegt in verkäuflicher Auflage von 180 Exemplaren vor und ist nur bei den Künstlern für je 28 Euro erhältlich.

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 12. Dezember, in der Kunstvereingalerie in der Liebfrauengasse 5 zu sehen, geöffnet ist donnerstags von 18 bis 20 Uhr und an Wochenenden von 12 bis 17 Uhr.