Im
Angedacht

10.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:13 Uhr

Im spanischen Toledo steht eine grandiose Kathedrale. Von außen beeindrucken die zahlreichen gotischen Türmchen und Verzierungen – und natürlich die reich geschmückten Portale. Innen fällt ein gewaltiger Chorraum auf, der wie ein eigenes Gebäude zwischen dem Hochaltar und dem hinteren Bereich der Kirche steht.

Das Chorgestühl ist ein Meisterwerk für sich: Jeder einzelne der Sitze ist mit unterschiedlichen Schnitzereien verziert; darüber erheben sich filigrane Säulen. Das imposante Altarbild ganz vorn in der Kirche stellt mit großer Detailverliebtheit Szenen aus dem Leben Jesu dar, umgeben von jeder Menge Blattgold.

In meinem Urlaub im vergangenen Sommer habe ich die Kathedrale von Toledo bestaunt; folgendes habe ich in meinem Reiseführer über sie gelesen: Nach dem Baubeginn im Jahr 1226 dauerte es 250 Jahre, bis die Kirche fertiggestellt war.

Da habe ich mir gedacht: Derjenige, der den Bau begonnen hat, hat gewusst, dass er das fertige Gebäude nicht erleben wird. Dennoch hat er zu bauen angefangen. Weil er eine Vision von der Kathedrale gehabt und Stein auf Stein gesetzt hat, ist über die Jahrhunderte ein wunderbares Bauwerk entstanden.

An diesem Baumeister will ich mir ein Beispiel nehmen. Auch ich habe eine Vision: die von einer friedlichen, gerechten Welt für alle Menschen. Ich vermute, dass ich eine solche nicht erleben werde; doch es lohnt sich, an ihrer Verwirklichung zu arbeiten – und auch heute einen Baustein dafür zu setzen.

Pfarrer Matthias Blaha

Katholische Pfarrei St. Anton

Ingolstadt Foto: Strisch