Pfaffenhofen
Andreas Dill kreiert Kunst aus der Dose

Der Sprayer gestaltet Graffiti an Hauswänden und Mauern in der Stadt

13.09.2021 | Stand 23.09.2023, 20:47 Uhr
Wolfgang Kollmeyer
Die "Bunterführung" gestaltete Andreas Dill im Jahr 2018 mit. −Foto: Kraus, PK-Archiv

Pfaffenhofen - Andreas Dill ist in der Pfaffenhofener Sprayer-Szene eine feste Größe und er beteiligt sich immer wieder bei Graffiti-Aktionen in der Stadt und in der Region. Als langjähriger Aktivist war er einer der ersten Mieter, der im Kreativquartier sein Zuhause fand.

Wie bei vielen anderen künstlerischen Akteuren, begann auch sein Interesse am Malen und Zeichnen bereits in der Schule. Auch wenn Dill den Weg nicht professionalisiert weiterverfolgt hat - zum Beispiel an einer Kunstschule -, hat er sich ständig fortentwickelt und sein Talent ausgebaut. Als Schüler hatte Dill zwar nie so viel Taschengeld, um sich die neuesten Bücher über internationale Street-Art zu kaufen. Doch im deutschen Hip-Hop-Magazin "Backspin" gab es nicht nur die neuesten Musiknachrichten, sondern auch tolle Storys über Graffiti aus aller Welt, die ihn inspirierten.

Als sein Vater die Kfz-Werkstatt und Tiefgarage in München künstlerisch durch versierte Sprayer ausgestalten ließ, war der jugendliche Andreas als begeisterter Zuschauer mit dabei und fühlte sich bestärkt, es später selbst auch zu versuchen. Während Dill in Ingolstadt auf die Schule ging, gab es dort die heute noch bekannte und weltweit vernetzte "DFM Crew", die alle zwei Jahre in Ingolstadt die "La Grande Schmierage" organisiert. An deren Werken fuhr Andreas Dill früher mit dem Bus vorbei, die Workshops im Ingolstädter Jugendzentrum besuchte er in den 2000er-Jahren gern - bis er 2012 selbst Teilnehmer dieser Ingolstädter "La Grande Schmierage" war. Andreas Dill, Künstlername Care, tat sich damals mit einem lokalen Sprayer unter dem Namen SKAE zusammen, später stieß auch SdKaroe hinzu, dahinter verbarg sich der heutige städtische Kulturmanager Sebastian Daschner. Letzterer gehörte in der Pfaffenhofener Sprayer-Szene schon seit Längerem zu den profiliertesten Sprayern in Pfaffenhofen - und war letztlich Impuls und Inspiration für Andreas Dill, sodass beide eines Tages zusammen die Fassade des Jugendzentrums Atlantis bemalten. Dort organisierten die Beiden auch Sprayer-Workshops, die Dill nun seit 2006 auf die Beine stellt. Seine erste Einzelausstellung hatte er 2019 in der Städtischen Galerie unter dem Titel "Who CAREs", zu deutsch: Wen kümmerts?

Als Sprayer braucht Andreas Dill einerseits Ruhe und andererseits Musik, die ihn antreibt. So sieht man ihn dann gelegentlich mit seinem beladenen Wägelchen, auf dem er Eimer, Sprühdosen, Lautsprecher und Leiter mitschleppt, durch die Straße zu seinem Projekt ziehen. Dort arbeitet er meistens alleine, da die früheren Mitglieder seiner Crew aus familiären Gründen weniger Zeit haben.

In früheren Jahren kam es immer mal wieder dazu, dass Passanten ihn beschimpften, wie Dill sich erinnert. Viele Menschen hätten damals diese "Schmierereien" verteufelt und nicht als Ausdruck von Kunst verstanden. Inzwischen ist diese sogenannte Urban Art aber eine anerkannte Kunstrichtung.

Andreas Dill versuchte immer, Wände zu verzieren, die dafür freigegeben waren, wie er erklärt. Beispielsweise war er in der Hohenwarter Straße, bei der Niederscheyern-Unterführung oder als Sonderaktion am Bahnhof. Legale Sprühflächen sind in Pfaffenhofen inzwischen von der Stadtjugendpflege freigegeben und mit Schildern versehen wie in der Hohenwarter Straße, Krankenhaus- und Niederscheyrer Unterführung sowie die Normarückwand bei der Skaterhalle.

Im Jahr 2017, als die Stadt den großen Würfel am Hauptplatz aufstellte, war Dill auch zweimal dabei, Seitenteile des Würfels zu bemalen. Im Laufe der Jahre hat er seine Technik und seine Ideen so fortentwickelt, dass sie mit geübtem Auge sofort als seine Werke erkannt werden. Seine auf den Graffiti abgebildeten Menschen haben sich im Laufe der Jahre verändert - waren sie früher teilweise kahlköpfig und ohne Bart, tragen sie heute meist Schnauzer oder Vollbart, ohne dabei bestimmte Personen abzubilden. Auch aktuell steht ein Werk von ihm - wenn auch nur auf einem Plakat sehr verkleinert - im Rahmen der Pfaffenhofener Kunstausstellung auf dem Hauptplatz mit vielen anderen Werken Pfaffenhofener Künstler.

Vieles, was Dill malt, entsteht vorab im Kopf und ohne Entwurf, gelegentlich aber macht er sich auch Skizzen - besonders dann, wenn er mit mehreren Künstlern zusammen arbeitet. Wenn er zu Ausstellungen eingeladen wird, bearbeitet er große Platten, die bis zu 2,50 Meter hoch sind. Auch private Aufträge nimmt er an, lässt sich aber die Freiheit abzulehnen, wenn er etwas malen soll, was ihm nicht zusagt. Und neuerdings lässt er einige seiner Figuren professionell in Kleinserie als Bilder drucken, die er dann verkaufen kann.

Von seiner Kunst leben kann Andreas Dill nicht, deshalb betreibt er das Malen mit der Spraydose rein als Hobby und verdient seinen Lebensunterhalt im kaufmännischen Bereich. "Früher hatte ich Zeit und kein Geld, heute ist es umgekehrt", so sein Resümee. Er ist auch nicht direkt sauer, wenn ein anderer Sprayer seine Bilder übermalt, wobei die Pfaffenhofener Szene recht überschaubar ist. Aber es kommen auch häufig Sprayer aus entfernteren Landkreisen nach Pfaffenhofen, aber: "Hauptsache, das ist gut gemacht", so seine Einstellung.

PK

Wolfgang Kollmeyer