Hohenwart
An 5G denkt erst mal noch niemand

Hohenwart hat eine Analyse der Mobilfunkversorgung - und könnte nun selbst Masten bauen

22.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:28 Uhr

Hohenwart - Ein wenig Durchblick in den Dschungel der Mobilfunkversorgung im Bereich der Marktgemeinde Hohenwart hat Karl Manstorfer vom Ingenieurbüro IK-T gebracht.

Er und seine Mitarbeiter haben umfangreiche Messungen im gesamten Landkreis Pfaffenhofen angestellt und die für Hohenwart relevanten nun auch im Marktgemeinderat vorgestellt. Klar ist: Der Handyempfang in Weichenried bleibt schwierig - und ein echtes 5G-Netz ist sowieso erst mal nur ein Traum.

Denn noch nicht mal das - inzwischen rund 30 Jahre alte - 2G-Netz ist flächendeckend. Das ist auch auf den Karten, die IK-T erstellt hat, gut zu erkennen. Viel Grün gibt es da zwar im Hohenwarter Gemeindegebiet, aber auch gelbe Flecken und manche rote. Diese Ampelfarben verdeutlichen den Mobilfunkempfang - gut, noch in Ordnung, nicht vorhanden. Wobei Manstorfer darauf hinweist, dass die Messungen "outdoor" gemacht worden seien, also im Freien. In Gebäuden oder Fahrzeugen werde das Funksignal stärker abgeschirmt, der Empfang sei also schwächer.

IK-T hat entlang der Straßen im Gemeindegebiet gemessen, mit einem Abstand von zehn Metern zwischen den einzelnen Messpunkten. Das Ganze ist also recht genau. Zudem gibt es getrennte Auswertungen für jeden der drei Netzbetreiber (Telekom, Vodafone und Telefónica/O2) und für jedes der drei Netze - 2G, 3G (UMTS) und 4G (LTE).

Für das staatliche Förderprogramm zum Mobilfunkausbau sei erst einmal das 2G-Netz maßgeblich. Da habe man natürlich im Hohenwarter Gemeindegebiet die größte Netzabdeckung, auch wenn es immer noch Lücken in den Netzen der einzelnen Betreiber gebe, sagt Manstorfer, speziell auch im Hinblick auf die bekanntermaßen unbefriedigende Situation in Weichenried. Was im politischen Sinne als eigentliche Unterversorgung zählt, ergebe sich erst, wenn man die Karten aller drei Netzbetreiber übereinanderlege: "Nur was dann noch als unterversorgt überbleibt, ist förderrelevant", erklärt der Fachmann. Im Grunde bräuchte man also für einen flächendeckend guten Handyempfang Verträge mit mehreren Mobilfunkanbietern. Was ja kaum jemand habe.

Die nächsten Karten gehen einen Schritt weiter in die Moderne: Das 3G-Netz ist in Hohenwart nur bei Vodafone gut ausgebaut, bei den anderen Anbietern nicht - "das hängt damit zusammen, dass die Frequenzen damals sehr teuer versteigert worden sind", erklärt Manstorfer. Im 4G-Netz ist die Versorgung deutlich besser. Es gibt viele grüne Bereiche auf der Gemeindekarte - bei allen drei Netzanbietern sind es im Grunde dieselben. "Im wesentlichen", so Manstorfer, "nutzen die auch die selben Funkmasten. "

Weil ein kompletter Neubau eines 5G-Netzes nicht finanzierbar sei, liege das Augenmerk jetzt erst mal auf dem Ausbau von 4G (das dann später softwaremäßig auf 5G-Standard angehoben werden könne). Und da seien die Kommunen gefragt, die Netzanbieter dort zu unterstützen, wo ein wirtschaftlicher Lückenschluss nicht möglich ist. Dazu gebe es, wie Manstorfer erläutert, auch ein staatliches Förderprogramm, das bis Ende 2022 laufe. Bis zu 90 Prozent betrage der Fördersatz, die Maximalsumme liege bei 500000 Euro pro Gemeinde. Bei einer interkommunalen Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden sei ein Bonus von 50000 Euro drin. Ein Standard-Funkmast, 40 Meter hoch, koste inklusive Anbindung etwa 200000 Euro.

Ein Vorteil für die Gemeinden sei, dass die Netzanbieter verpflichtet seien, den Empfang entlang der großen Verkehrswege sicherzustellen. Deswegen sollen an der B300 zwei Funkmasten aufgestellt werden, einer bei Hohenwart, einer bei Freinhausen. Die schlechte Nachricht für Weichenried: Um Empfang zu haben, dürfen keine Hindernisse im Weg sein. Selbst Bäume könnten da stören. "Da, wo ich hinsehe", erklärt Manstorfer, "da geht der Funk; da, wo ich nicht hinsehe, da geht er nicht. " Die Gemeinde müsse wohl zwei oder drei weitere Masten selbst errichten, um eine Netzabdeckung für das gesamte Gemeindegebiet schaffen zu können. Wobei die Mobilfunkanbieter nicht verpflichtet seien, einen von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Mast zu nutzen; es empfehle sich also, das im Vorfeld vertraglich zu regeln.

Und auch die Absprache mit den Nachbargemeinden dürfte sinnvoll sein, nicht nur wegen der zusätzlichen Fördergelder. So könnte zum Beispiel Koppenbach von einem Mast in Waidhofen profitieren, zum Beispiel, wenn auch dort an der B300 einer aufgestellt werden sollte.

Der Mobilfunkausbau sei für eine Gemeinde "schon eine Herausforderung", meint Karl Manstorfer. Die Hohenwarter Marktgemeinderäte haben bereits deutlich gemacht, dass sie sich dieser Herausforderung stellen wollen.

SZ

Bernd Hofmann