stadtgeflüster
Am Schanzer Staplerparadeplatz

16.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:13 Uhr

(rh) Warum es den Schreiber dieses Stadtgeflüsters seit vielen Jahren immer wieder an den Paradeplatz zieht, das kann nicht nur mit seiner Vorliebe für den erholsamen Nachmittagskaffee samt Kuchenbeigabe zu erklären sein.

Doch muss man sich über tendenziell kauzige Angewohnheiten bei einem Menschen wundern, der in seiner Lehrzeit als Volontär bei einem Münchner Fachmagazin vergleichende Betrachtungen über Gabelstapler und die Effektivität von Laderampen angestellt hat? Der zum Erlernen des journalistischen Handwerks - ungeachtet seiner technischen Minderbegabung - einen Fachkongress über Kühltransporte zu reportieren gezwungen war? Der zum gleichen Zweck vom Chefredakteur angehalten wurde, den Taxiführerschein in München zu erwerben und ein Praktikum bei einer großen Spedition zu absolvieren? So eine Lehrzeit kann nicht ohne Folgen bleiben.
Womit wir wieder beim Ingolstädter Paradeplatz wären. Diese "Freifläche" zu Füßen des Neuen Schlosses und des Ludwigsbrunnens bietet dem interessierten Beobachter seit Jahren eine echte, noch dazu kostenlose Leistungsschau der Logistikbranche. Modernste Hub-, Verteil- und Abfüll- sowie Bohr-, Fräs- und Rütteltechnologie fehlen dabei ebenso wenig wie hochkomplexe Verpackungs- und Lagerungssysteme. Gab es je einen schöneren Sommer, um eine Fußgängerzone neu zu pflastern? Gab es je einen historisch reizvolleren Ort als den Paradeplatz, um Paletten mit Granitsteinen, Kabelrollen, verschiedenste Baumaterialien und Dixieklos würdig zu parken? Das alles wird bewegt von einem 1a-Fahrzeugpark, der keinen Vergleich zu scheuen braucht.

Alsbald naht der Advent, die hohe Zeit der Rustikalgastronomie alpiner Prägung, der dampfenden Schmankerlhütten und Glühweinbuden im Schneeflocken/Rentierdekor. Und auch die will von logistischer Seite perfekt vorbereitet sein, wiederum mit Spitzenfrequenzen von Staplern, Bierlastern und Lieferwagen am Paradeplatz. Eine Batterie von Power-Kühlaggregaten steht neben dem Schlossgraben schon startbereit. Wohl dem Reporter, der sich da in jungen Jahren schon mal mit der spröden Materie des Kühltransports vertraut gemacht hat.