Pförring
Kaneschka darf bleiben

Adoptiveltern überglücklich: Afghane erhält nach Jahren Aufenthaltstitel

16.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:59 Uhr
"Wir gehören zusammen": Ute und Klaus Kleindorfer mit ihrem Adoptivsohn Kaneschka (Mitte), dem die Ausweisung drohte. −Foto: Richter

Pförring (DK) Alles sieht nach einem glücklichen Ausgang aus: Ein 26 Jahre alter Afghane, der trotz seiner Adoption durch ein Ehepaar aus Pförring (Kreis Eichstätt) und einer festen Arbeitsstelle abgeschoben werden sollte, darf nun offenbar doch bleiben - aus humanitären Gründen. Die jahrelange, zermürbende Warterei findet damit ein Ende.

Unsere Zeitung hatte den Fall von Kaneschka Kleindorfer vor gut einem Jahr aufgegriffen und seine Lage ausführlich geschildert. Seither ist viel geschehen, und obwohl es zwischendurch nicht mehr danach aussah, soll der junge Mann nun einen Aufenthaltstitel zunächst für ein Jahr erhalten - zuvor musste er Monat für Monat eine neuerliche Duldung beantragen. Ute und Klaus Kleindorfer hatten den Afghanen spontan adoptiert, als dem 2010 eingereisten Flüchtling vor drei Jahren die Abschiebung drohte. Die Behörden hatten ihm kein Asyl gewährt, er sei "ausreisepflichtig" hieß es. Die Adoption änderte daran allerdings nichts: Da Kaneschka erwachsen sei und eine Erziehungsgemeinschaft als Basis für ein Aufenthaltsrecht nicht mehr infrage komme, müsse er das Land verlassen.

Ute Kleindorfer und ihr Mann hatten seither alles daran gesetzt, ihren Adoptivsohn hier zu halten. Auf welchen nervenaufreibenden Papierkrieg sie sich damit einließen, wissen sie erst jetzt. "Ich bin nicht sicher, ob ich das heute noch einmal packen würde", sagt die Pförringerin. Die Angst, dass Kaneschka von heute auf morgen abgeholt und in sein Herkunftsland abgeschoben würde, schwang immer mit. Dabei hatte er keine Bindung mehr nach Afghanistan. Als Kleinkind schon hatte er die Mutter verloren, sein Vater ist seit 2008 verschollen. Er wäre als Fremder gekommen.

"Ich bin meiner Familie, unseren Bekannten und meinen beiden Chefs so dankbar, dass sie immer zu uns gestanden sind. In der Arbeit haben sie uns immer unterstützt, das macht nicht jeder mit." Ute Kleindorfer hatte den jungen Afghanen im Vohburger Betrieb HF-Sicherheitskleidung kennengelernt, wo sie als Vorarbeiterin tätig ist. Dort hatte Kaneschka sich bald nach seiner Einreise in Deutschland um eine Stelle als Industrienäher bemüht, weil er niemandem auf der Tasche liegen wollte. Er bezahlt seit Langem Steuern und Sozialabgaben, besitzt eine eigene Wohnung und gilt als gut integriert. "Wir sind voll zufrieden mit ihm und brauchen Leute wie ihn", hatte seine Chef vor einem Jahr gesagt. Warum sein Mitarbeiter zurückgeschickt werden sollte, verstand er nicht.

"Die Härtefallkommission hat aber inzwischen bejaht, dass er bleiben kann", sagt Ute Kleindorfer. Das bayerische Innenministerium habe am Ende ebenfalls zugestimmt. Der Aufenthaltstitel liegt zwar noch nicht vor, "das dauert ein paar Wochen wie bei einem Pass", sagt Ute Kleindorfer. "Aber es ist uns zu 100 Prozent beschieden worden, dass er bleiben darf."

Kaneschka Kleindorfer kann es nach Jahren des Bangens kaum glauben, er ist überglücklich, "Gott sei Dank hat alles geklappt", freut er sich. Arbeit, Auto und Wohnung hat er bereits, nun wünscht er sich eine Familie - und einen deutschen Pass. Denn Bayern ist ihm längst zur Heimat geworden.

Offen ist derweil noch das Schicksal zweier anderer Flüchtlinge, die gerade eine Friseurlehre im Manchinger Salon von Eva Hoffmann absolvieren. Auch ihre Asylanträge wurden abgelehnt. Ihre Chefin hat viel versucht, um zu erfahren, wie es mit ihren Nachwuchskräften weitergeht - auch um als Unternehmerin planen zu können. "Aber vor der Wahl ist in Bayern nicht mehr viel passiert. Ich hoffe, dass sich jetzt wieder was tut." Die Friseurmeisterin denkt nun darüber nach, ebenfalls die Härtefallkommission zu bemühen.

Horst Richter