Ingolstadt
Am Ludwigsgarten wächst das Misstrauen

Bürgergemeinschaft und Linke wollen Bedenken gegen geplanten Neubau im Stadtrat zur Sprache bringen

09.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:29 Uhr
  −Foto: DK

Ingolstadt (DK) Mit dem Ludwigsgarten als Traditionsgaststätte dürfte es endgültig vorbei sein. Die jetzigen Eigentümer des Anwesens haben ihre Versuche, einen Gastwirt zu finden, längst aufgegeben und planen stattdessen ein Büro- und Wohngebäude. Aber dabei stoßen sie auf einigen Widerstand.

Biergarten, Brasserie, bayerische Wirtschaft, American Bar – der Ludwigsgarten an der Westlichen Ringstraße hat eine reiche Vergangenheit als überaus beliebtes Lokal. Allerdings ging diese Zeit schon vor einigen Jahren zu Ende. Als Ingobräu 2009 das Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft der Gärtnerei Trögl an zwei Ingolstädter Geschäftsleute verkaufte, war das noch nicht so sicher. Die Geschäftspartner Josef Pfaff und Roland Gößl versichern, dass sie eigentlich die Gastwirtschaft erhalten wollten. „Es findet sich aber kein vernünftiger Betreiber“, sagt Gößl. Der Ludwigsgarten sei eben ein „Riesenlokal“, das hohe Anforderungen an die gastronomische Kompetenz stelle.

Wie auch immer – die Eigentümer haben sich inzwischen entschieden, den derzeitigen Bau abzureißen und einen neuen Komplex an die Ecke Brodmühlweg/Ringstraße zu stellen. Im Neubau sollen überwiegend Büros, drei großzügige Wohnungen und ein Tagescafé untergebracht werden. „Wir planen jetzt schon seit zwei Jahren und haben vier oder fünf Modelle gebaut“, berichtet Pfaff. Nach Angaben der beiden Geschäftsleute soll der terrassenförmig gestaltete Neubau mit Flachdach teils drei, teils vier Geschosse haben, weil das Grundstück zur Schutter hin abfällt. Die Fassade am Brodmühlweg soll mit knapp zwölf Metern nur unwesentlich höher als das bestehende Gebäude werden. Vorgesehen ist auch eine Tiefgarage mit 17 Plätzen.

Im April wurde das Projekt bereits dem Gestaltungsbeirat der Stadt vorgestellt, der die Baumasse und -höhe an dieser Stelle für „stimmig“ erklärte, ebenso wie die „massive Haltung des Hauses zu den Straßen“. Die Runde der Architekturexperten hatte aber auch einige Einwände: „Nicht überzeugen kann die Gartenfassade nach Süden und zur kleinteiligen Baustruktur im Westen. Eine teilweise terrassierte, vollständig verglaste Fassade stellt mit ihrer andersartigen Fassadenstruktur einen Bruch zu den anderen Fassaden dar.“

Ein überarbeiteter Entwurf des Objekts soll im September erneut dem Gestaltungsbeirat vorgelegt werden, kündigt Stadtpressesprecher Gerd Treffer an. Danach werde der Stadtentwicklungsausschuss über den Bauantrag der beiden Investoren entscheiden.

In der Nachbarschaft des Grundstücks sind die Pläne jedoch alles andere als gern gesehen. Die Bedenken einiger Anwohner haben mittlerweile auch zu ersten politischen Reaktionen geführt. Die Ausschussgemeinschaft von Linken und Bürgergemeinschaft (BGI) warnt: „Der Ludwigsgarten darf keine stadtplanerische Bausünde werden!“ Es sei zu befürchten, dass die Planung „hinsichtlich des Maßes der baulichen Nutzung zu groß dimensioniert wird“, heißt es in der Begründung eines gemeinsamen Antrages.

BGI und Linke fordern, dass die Verwaltung für das Projekt einen Bebauungsplan aufstellt und damit ein „angemessenes und umgebungsgerechtes Maß“ der Bebauung durchsetzt. „Gleichzeitig ist die Höhe der dort zu genehmigenden baulichen Anlage auf die Höhe des zurzeit existierenden Gebäudes zu begrenzen und festzusetzen.“ Gemeinsam mit dem direkten Grundstücksnachbarn, der Gärtnerei Trögl, soll „einvernehmlich das angemessene Maß der baulichen Nutzung“ definiert werden, lautet eine weitere Forderung. „Darüber ist auch eine politische Diskussion notwendig“, sagte Stadtrat Christian Lange dem DK. „Wir wollen vermeiden, dass vorher Rechtsansprüche entstehen.“