Neuburg
Alte Gemäuer mit Charme und Historie

Tag des offenen Denkmals

30.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:46 Uhr
−Foto: Janda

Der Tag des offenen Denkmals steht dieses Jahr unter dem Motto "Entdecken, was uns verbindet". Auch einige Sehenswürdigkeiten aus der Region öffnen bei der bundesweiten Aktion am 9. September ihre Tore für Besucher. Mit dabei: einige Schlösser und Kirchen sowie auch Privathäuser.

Nichts  sagt so viel über die Historie der Region aus wie ihre Bauwerke. Ob Schlösser und  Burgen, Kapellen und Kirchen oder  altehrwürdige  Wohnhäuser − sie alle sind stumme Zeugen der vergangenen Jahrhunderte. Und viele erzählen ihre ganz eigene Geschichte, vorausgesetzt man nimmt sich etwas Zeit dafür.
Eine passende Gelegenheit, um tief einzutauchen in die Historie dieser besonderen Orte im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und der Umgebung, ist der Tag des offenen Denkmals, der heuer am 9. September stattfindet. Diesmal steht die bundesweite Aktion unter dem Motto  „Entdecken, was uns verbindet“.
Dieses Thema ist wie immer beim Denkmaltag recht vielseitig auslegbar. Und es passt eigentlich auf so gut wie jedes besondere Gebäudeensemble. Immerhin gibt es viele Burgen und Schlösser, deren Materialien aus mehreren europäischen Ländern stammen und die dadurch  zum grenzübergreifenden Monument geworden sind. Gleichzeitig schaffen die Denkmäler Verbindungen, beim gemeinsamen Besuch ebenso wie beim Gespräch vor Ort.  
 
Die Verantwortlichen des Aktionstags, die Fachleute der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, verfolgen zugleich ein weiteres Ziel: Sie wollen die Menschen damit dafür sensibilisieren, die oftmals in die Jahre gekommenen oder auch etwas baufälligen Gebäude zu  erhalten. Passend dazu zeigen heuer in  der Region rund um Neuburg auch mehrere  Privatleute ihre  mit  viel Eigeninitiative hergerichteten Immobilienschätze − sozusagen als Motivation.
 
Der Tag des offenen Denkmals feiert in diesem Jahr  übrigens auch ein kleines  Jubiläum:  Nach der ersten Auflage 1993 gibt es die bundesweite Aktion bereits seit 25 Jahren. Seitdem ist die Veranstaltung regelmäßig Bestandteil der  vom Europarat ausgerufen „European Heritage Days“.  Diesmal ist der Tag des offenen Denkmals außerdem der deutsche Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr, das 2018 auf EU-Ebene besonders im Mittelpunkt steht. 
 NEUBURGEs ist das Neuburger Wahrzeichen schlechthin: Kein anderes Bauwerk prägt das Erscheinungsbild der Kreisstadt auf so markante Weise wie das Schloss. Kein Wunder, dass die Verantwortlichen der dortigen Verwaltung am Tag des offenen Denkmals seltene Einblicke gewähren. Im Mittelpunkt steht dabei aber diesmal lediglich ein kleiner Teil des Bauwerks, nämlich der Glockenturm vom Südflügel, dessen Spitze derzeit saniert wird. Vor einigen Wochen hatte ein Kran die Laterne samt Glocken vom Dach gehoben, nun wird das in die Jahre gekommene Teil im Hof neben dem Schloss saniert. Um 10 Uhr werden Thomas Sendtner, Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt in Ingolstadt, und sein Kollege Thomas Kürzinger die Besucher über die Besonderheiten dieser nicht ganz alltäglichen Maßnahme informieren. 
 KIENBERGDer 300. Jahrestag der Einweihung ist zwar bereits knapp ein Jahr vorbei, dennoch steht die Wallfahrtskirche St. Leonhard im kleinen Kienberg diesmal erneut im Mittelpunkt. Zum Tag des offenen Denkmals führt um 14 Uhr Kreisheimatpfleger Manfred Veit durch das 1717 fertiggestellte Gotteshaus. Die Saalkirche und die darum entstandene Wallfahrt hatten ihren Ursprung der Überlieferung zufolge in einem Traum. Geträumt hat ihn ein gewisser Hans Abreimer. Der Inhalt: Er sollte aus einer Weide eine Statue des heiligen Leonhards schnitzen. Um dieses Bildnis, das heute noch in der Kirche zu sehen ist, entwickelte sich schließlich im Laufe des 18. Jahrhunderts eine rege Wallfahrt auf den Kienberg. Noch immer gibt es dort jedes Jahr einen Leonhardiritt samt Segnung der Tiere. 
 GANSHEIM UND LECHSENDDas Gemeindegebiet von Marxheim (Kreis Donau-Ries) steht beim diesjährigen Aktionstag gleich zweimal im Fokus des Interesses. Und zwar mit zwei besonderen Kirchen. In Gansheim, das nur wenige Kilometer von der Grenze zu Rennertshofen entfernt liegt, gibt es Einblicke in die Barockkirche aus dem Jahr 1730. Um 15 Uhr führt Historiker Franz Josef Merkl Besucher durch das Innere der Nikolauskirche und informiert auch über den Turm, der noch aus dem Jahr 1259 stammt. Der frühere Rainer Schulrektor Horst Schweidler stellt hingegen sowohl um 14 als auch um 16 Uhr die Pfarrkirche St. Vitus in Lechsend (Foto) in den Mittelpunkt. Sie stammt aus dem 14. beziehungsweise 15. Jahrhundert und ist im Laufe des 18. Jahrhunderts barockisiert worden. Die Kirche ist sonst nicht geöffnet. 
 SCHROBENHAUSENEbenfalls mit zwei Projekten ist die Stadt Schrobenhausen beim Tag des offenen Denkmals dabei. Die Dauerbaustelle der Innenstadtsanierung gibt es dort zwar rund um die Uhr zu sehen. Architekt Emil Lehnert erläutert bei einem Rundgang allerdings die Details der Maßnahme. Los geht es um 13 Uhr am Lenbachplatz vor dem Rathaus. Apropos Rathaus: Das Gebäude steht ebenfalls im Mittelpunkt, nämlich gleich im Anschluss, um 14 Uhr. Architekt Günther Schrammel gibt Einblicke in das dreigeschossige Gebäude mit steilem Satteldach, Stahlbetonskelettbau und geschlämmtem Ziegelmauerwerk. Der Bau stammt aus den Jahren 1968/69, bei der Führung wird auch die bevorstehende Sanierung erläutert, die Architekt Schrammel begleiten wird. 
 BRUNNENMit viel Liebe geht Zimmerer Jonas Meier in Brunnen ans Werk. Dort hat er im Gerstettener Weg 1 ein ehemaliges Bauernhaus erworben und mit der Sanierung begonnen. Das Baudenkmal aus dem Jahr 1900 erfordert dabei viel Feingefühl für die Substanz, daher sind die Denkmalbehörden ebenfalls mit im Boot. Sie bewerten das Vorgehen des Zimmerers als vorbildlich. Am Westgiebel bleibt dabei der Charakter der Verbretterung erhalten, da dort einst der Stallteil untergebracht war. Dem verglasten Giebel im Dachgeschoss wird unterdessen eine Fassade aus Lärchenriegeln vorgehängt. Wer einen Blick in das historische Gemäuer in Brunnen werfen will, hat dazu zwei Mal die Möglichkeit: Sowohl um 11 als auch um 15 Uhr wird Meier jeweils eine Stunde lang durch sein Haus führen und Fragen beantworten.
 SCHAINBACHGerade mal 120 Einwohner hat Schainbach. Und doch hat es die Dorfgemeinschaft mit viel Tatkraft und finanzieller Unterstützung geschafft, die Sanierung ihrer Kirche zu stemmen. Nach Abschluss der 570000 Euro teuren Maßnahme und der Einweihung im Juli gibt es nun viele Informationen rund um die Renovierung und die Baugeschichte der Kirche, die dem heiligen Martin geweiht ist. Sie stammt wohl aus dem 13. oder 14. Jahrhundert und ist im 18. Jahrhundert erweitert worden. Aus Letzterem stammt auch die Ausstattung, die als besonders wertvoll gilt. Das Leinwandbild beispielsweise stammt vom Lauinger Maler Hans Thurner. Wer Interesse an dem Bauwerk hat, kann ab 14 Uhr an einer Führung mit dem langjährigen Kirchenpfleger Franz Meitinger teilnehmen.
 ERGERTSHAUSENEin früheres Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert hat es Benjamin Murr besonders angetan. Seit mittlerweile sieben Jahren saniert er das Gebäude im Rohrenfelser Ortsteil Ergertshausen. Vor allem das steile Greddach gilt als besonders schützenswert und versetzt Liebhaber in Verzückung. Das Tragwerk darunter haben der Bauingenieur und sein Vater bereits gesichert und dabei hervorragende Arbeit geleistet, wie aus den Behörden zu erfahren ist. Die Schäden stammten unter anderem aus einer Bombardierung im Zweiten Weltkrieg. "Eigentlich war alles kaputt", sagte der Bauherr im Frühling gegenüber unserer Zeitung. Bei zwei Terminen gewährt Murr am Tag des offenen Denkmals Einblicke in das sonst nicht zugängliche Gemäuer - um 11.30 und um 15 Uhr. Treffpunkt ist das Anwesen in der Dorfstraße 16 in Ergertshausen.