Geisenfeld
Alte Feuerwehrautos: Suche nach Kompromiss

Kommandanten diskutieren im Rathaus über Kosten für Unterhalt und Ersatzbeschaffungen bei Fahrzeugen der Ortsteilwehren

06.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr
Zum Probesitzen stiegen am Ende des Festakts Kreisbrandrat Armin Wiesbeck (von links), Bürgermeister Christian Staudter und Feuerwehrkommandant Hans Rottler ins neue Flachwasser-Schubboot, während im Hintergrund der stellvertretende Landrat Josef Finkenzeller das neue HSF 20 inspizierte (Mai 2016 −Foto: Gerhard Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Wer soll in Zukunft was bezahlen? Dies ist bei einem Termin aller Geisenfelder Feuerwehrkommandanten im Rathaus die zentrale Frage gewesen. Besonders im Fokus dabei: die zum Teil schon recht betagten Fahrzeuge, die sich die allermeisten Ortsteilwehren seit 2012 angeschafft haben.

Das im Jahr 2011 vom Stadtrat verabschiedete Feuerwehrkonzept sah eigentlich Folgendes vor: Eigene Fahrzeuge nur für die Ortsteilwehren Rottenegg und Ilmendorf, weil diese am weitesten von der Stützpunktwehr Geisenfeld entfernt sind. Alle anderen Wehren sollten sukzessive mit neuen Tragkraftspritzenanhängern ausgestattet werden. Für die es freilich Zugmaschinen braucht, und daran, so argumentierte 2012 die Feuerwehr Unter- und Obermettenbach, mangle es mittlerweile gewaltig. Deshalb beantragte man bei der Stadt einen Zuschuss, um sich statt eines neuen Anhängers ein gebrauchtes Fahrzeug zu kaufen.

7000 Euro wäre der Betrag, den die Stadt für einen Anhänger zuschießen müsse, und mehr wolle man auch als Geldspritze für das Fahrzeug gar nicht haben, argumentierte man damals. Der Stadtrat sagte ja, legte aber Bedingungen fest: So gebe es später bei der Ausmusterung des Fahrzeugs keine Ersatzbeschaffung, auch trage der Feuerwehrverein die über den Sprit und die Versicherung hinausgehenden Unterhaltskosten.

Trotz dieser Bedingungen kam es so, wie es Hans Schranner (CSU) schon beim damaligen Beschluss prognostiziert hatte: „Wir schaffen damit einen Musterfall“, hatte er gesagt, und in der Tat: Seitdem haben sich fünf weitere Ortsteilwehren genau auf derselben Basis wie die Mettenbacher ein gebrauchtes Feuerwehrfahrzeug angeschafft: Geisenfeldwinden, Gaden, Zell, Unterpindhart und zuletzt Engelbrechtsmünster. Rottenegg und Ilmendorf wurden gemäß dem Konzept von 2011 jeweils mit neuen, größeren Fahrzeugen ausgestattet. Die einzige Wehr im Gemeindegebiet, die noch einen Tragkraftspritzenanhänger hat – und dabei dem Vernehmen nach auch bleiben möchte – ist Schillwitzried.

Doch lassen sich die vom Stadtrat 2012 beim Erstantrag der Mettenbacher Wehr gestellten Bedingungen auf Dauer halten? Dazu gehen die Meinungen mittlerweile auseinander: Aus den Ortsteilwehren wurden im Laufe der zurückliegenden Monate immer mehr Stimmen laut, die die Übernahme aller Unterhaltskosten durch die Stadt fordern. Schließlich sei der Brandschutz „Pflichtaufgabe der Stadt“, und die angeschafften Fahrzeuge würden schließlich auch zu Einsätzen offiziell herangezogen.

Bei der Stadt antwortete man auf solche Forderungen bis dato mit einem klaren Nein. Alle Ortsteilwehren hätten beim Kauf ihres gebrauchten Fahrzeuges die gestellten Bedingungen gekannt. Diese jetzt nicht mehr anerkennen zu wollen, sei „Salami-Taktik“.

Doch ist vielleicht ein Kompromiss denkbar? Um die Chancen für einen solchen auszuloten, wurden jetzt die Kommandanten aller Geisenfelder Feuerwehren von Bürgermeister Christian Staudter (USB) zu einer Besprechung eingeladen.

„Dabei gab es von den Wehren zu den anfallenden Unterhaltskosten ganz unterschiedliche Aussagen“, berichtet der Rathauschef. Was wohl auch daran liege, dass der Zustand der angeschafften Fahrzeuge nicht einheitlich sei. Und auch die Wehren selbst seien in Sachen Fahrzeugreparatur ganz unterschiedlich ausgestattet. „Die einen haben als Mitglied einen Mechaniker an der Hand, der kleinere Reparaturen vornehmen kann, die anderen nicht.“

Zumindest für die „sicherheitsrelevanten Instandhaltungen“ müsse die Stadt aufkommen, zeigten sich die Kommandanten der betreffenden Ortsteilwehren beharrlich. Letztendlich wurden beschlossen, eine Arbeitsgruppe einzurichten, bestehend aus dem Feuerwehrreferenten Jürgen Staudt sowie die Kommandanten Hans Rottler, Michael Merus und Robert Meier. Dieses Gremium soll nun in Sachen Kostenübernahme einen Kompromissvorschlag erarbeiten – also festlegen, was „sicherheitsrelevant“ ist.

Doch was passiert, wenn eines der angeschafften – und zum Teil schon recht betagten – Fahrzeuge seinen Geist aufgibt? Auch hier sind die von der Stadt 2012 formulierten Bedingungen eigentlich eindeutig. Auch dieses Thema kam bei dem Termin mit den Kommandanten zur Sprache, das Ergebnis war aber vage: Dies werde man entscheiden, sobald so ein Fall eintritt. Auf die Diskussionen im Stadtrat kann man freilich schon jetzt gespannt sein.

Und schließlich ging es bei der Besprechung um das Thema Feuerwehrbedarfsplan, den Geisenfeld bis dato noch nicht hat, den die örtlichen Wehren jedoch haben wollen. „Das ist aber auch nur eine Soll-Vorschrift“, betont dazu der Bürgermeister, dem das Thema zudem Sorgen bereitet: „Die Erfahrungen zeigen, dass die Erstellung eines solchen Bedarfsplanes durch externe Experten nicht selten zu Ergebnissen führt, wie sie die Feuerwehren nicht wünschen.“ Da werde mitunter die Daseinsberechtigung der kleinen Wehren infrage gestellt, „weil sie nur unter Brandschutzaspekten beurteilt werden“. Man beschloss deshalb bei der Besprechung im Rathaus, diesen Bedarfsplan „vom Gremium aller Kommandanten“ erstellen zu lassen. Dann, so Staudter, könne hier „jede Wehr ihre individuellen Interessen und Bedürfnisse einbringen“.

Einer, den zumindest das heiße Eisen „zukünftige Ersatzbeschaffung“ nur am Rande interessiert, ist Robert Meier, Kommandant der Nöttinger Wehr. Diese geht nämlich einen ganz eigenen Weg – sie kauft sich ein nagelneues Fahrzeug ( Bericht hierzu morgen ).