"Alle zwei Stunden muss ich etwas essen"

15.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:59 Uhr

Hand-über-Hand-Technik: Kliesch benötigt 25 Sekunden, um mit der einen Zwölf-Tonnen-Lkw über 20 Meter zu ziehen. - Foto: Schlotfeldt

Riedenburg (DK) Es ist noch nicht mal ein Jahr her, dass Wilfried Kliesch zum ersten Mal bei einem professionellen Strongman-Wettkampf gestartet ist. Jetzt hat er den Auftaktwettkampf der Deutschen Meisterschaft nach Riedenburg geholt. Am 27. April lassen die starken Männer ihre Muskeln spielen.

Wilfried Kliesch, den alle schlicht "Willi" nennen, ist ein begeisterter Sportler und sehr ehrgeizig. Dies ist auch ein muss in dieser Sportart. Mit Kraft und Technik ist es bei den Strongmen freilich nicht getan. Der Riedenburger hält strenge Diät, allerdings ohne dabei auf regelmäßige Mahlzeiten zu verzichten. "Alle zwei Stunden muss ich essen", erzählt der 31-Jährige. Denn: "Unter 4000 Kalorien am Tag geht gar nichts". Zum Vergleich: Ein Big Mäc hat rund 480 Kalorien.

Den allerdings gönnt sich der Kraftsportler nur selten. Auch wenn Fett ein absolutes Tabu ist, ist Schmalhans keinesfalls der Küchenmeister im Hause Kliesch. Jede Menge Kohlenhydrate und eiweißreiche Kost sind angesagt. Bei dem starken Mann, der bei einem Riedenburger Autohaus als Verkaufsleiter beschäftigt ist, kommt vornehmlich Putenbrust mit Reis auf den Teller – stets verbunden mit diversen Aufbaupräparaten wie Proteinkonzentraten, Creatin und Glutamin.

Der 31-Jährige trainiert jeden Tag bis zu zwei Stunden. Und das seit vier Jahren. "Am Anfang", erinnert sich der Kraftprotz, "hab’ ich 76 Kilo gewogen" – heute sind es deren 128, verteilt auf 189 Zentimeter Körpergröße. "Man muss sich immer verbessern", so der Laubhofer. Neben seinen regelmäßigen Besuchen eines Riedenburger Fitnessstudios trainiert Kliesch überwiegend in Ingolstadt. Dort wird er betreut vom Bodybuilding-Superschwergewichtler Klaus Reichel.

"Ein Riesentalent"

Reichel weiß, was in dem Strongman-Neuling Kliesch steckt: "Willi ist ein Riesentalent." Als mehrfacher Landesmeister und Internationaler Deutscher Vizemeister im Bodybuilding muss es der Vohburger schließlich wissen. Mit seinem Manager trainiert Willi Kliesch die anspruchsvollen Disziplinen der Strongmen. "Technik ist extrem wichtig", sagt der Riedenburger. Etwa beim Umgang mit den schweren Kugeln. Sie müssen richtig gefasst werden, damit sie nicht aus den Händen kippen. Die Arme der Athleten werden bei den Hebedisziplinen außerdem mit Harz eingeschmiert, an dem die Gewichte möglichst lange haften bleiben sollen. Zwei Mal in der Woche quält sich das Kraftpaket beim Training auf der Schanz, bei dem er insbesondere den diffizilen Umgang mit den kolossalen Gerätschaften der Strongmen – beispielsweise den Koffern oder dem Metallgerüst namens Yoke – übt und dabei alles seinem Nahziel unterordnet: "Im nächsten Jahr will ich unter den Top zehn der deutschen Strongmen sein", sagt der 31-Jährige und sein Ton verrät, dass er es ernst damit meint. Und auch Coach Reichel ist überzeugt: "Willi hat das Zeug, die Szene aufzumischen."

Ächzen und schwitzen

Um beim 1. Riedenburger Strongman-Cup am 27. April auf dem Volksfestplatz, bei dem Willi Kliesch als Mitorganisator und Lokalmatador die erwarteten 500 Zuschauer zu begeistern hofft, ächzt und schwitzt der Newcomer täglich zwei Stunden lang auf der Suche nach der besseren Technik und der Jagd nach der verlorenen Zeit. So wie am vergangenen Montag, als er den Zwölf-Tonnen-Lastwagen einer hiesigen Brauerei gleich fünf Mal binnen 25 Sekunden über eine Distanz von 20 Metern zog.