"Zu Stoßzeiten mehr anbieten"

15.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:59 Uhr
Knapp ein Jahr im Amt: INVG-Chef Robert Frank. −Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Ist der öffentliche Nahverkehr in seiner bisherigen Form noch zeitgemäß? Wie sollte die INVG Liniennetz, Tarife und Kundeninformation reformieren? Mit diesen Fragen setzt sich heute der Aufsichtsrat auseinander.

Herr Frank, Sie haben vor einem Jahr mit der INVG eine der größten Baustellen im Stadtkonzern übernommen. Was haben Sie seitdem erreicht?
 
Robert Frank: Zunächst stand natürlich die Einarbeitung im Vordergrund. Als ich die Geschäftsführung übernommen habe, gab es schon die Diskussion um die fallenden Fahrgastzahlen in Ingolstadt. Wir versuchen, auf mehreren Ebenen dagegenzuhalten. Zum einen durch die Schwachstellenanalyse, die jetzt in einem Zwischenbericht vorgestellt wird. Wir versuchen aber auch, durch Einrichtung von Schnellbuslinien wie Eichstätt-Ingolstadt oder auch die Integration von neuen Gemeinden in die INVG neuen Zuspruch zu finden. Auch unsere Weihnachtsfahrkartenaktion war ein voller Erfolg. Wir rechnen allein im Dezember mit einer Fahrgaststeigerung von sieben Prozent.

Bei der jüngsten Versammlung der Nahverkehrsinitiative mussten Sie als INVG-Chef viel Kritik einstecken. Ist denn eine echte Verbesserung überhaupt möglich, wenn die Stadt nicht deutlich mehr Geld in den ÖPNV steckt

Frank: Wir haben Verluste bei den Zuschüssen des Bundes und des Freistaats hinnehmen müssen, was zusätzlichen Druck auf die Kasse der Stadt Ingolstadt ausgeübt hat. Ich musste mit dem Budget auskommen, das ich habe. Sicherlich ist es leichter, mit zusätzlichen Mitteln Verbesserungen zu erreichen. Aber man kann auch durch strukturelle Maßnahmen bei der Qualitätsverbesserung etwas voranbringen. Das sind zum Beispiel Themen wie verbesserter Anschluss Bus/Bahn. Ich lege Wert auf eine langfristige, nachhaltige Finanzierbarkeit. Mir ist nicht mit einer Taktverstärkung für zwei, drei Jahre geholfen, wenn ich sie dann wie zurücknehmen müsste.

Die Stadt macht den Autofahrern das Leben mit großzügigen und besonders günstigen Parkplätzen leichter. Wird damit nicht der INVG-Bus noch unattraktiver

Frank: Sie haben vollkommen Recht. Wir stehen im Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern, insbesondere Pkw, aber auch Fahrrad. Grundsätzlich belebt Wettbewerb das Geschäft, und im Wettbewerb können wir auch unsere Stärken ausspielen. Ich möchte die Qualität verbessern. Ich habe die Hoffnung, dass wir mit RBL (Rechnergestütztes Betriebsleitsystem) auf Jahre hinaus einen neuen technischen Standard schaffen. RBL ist deswegen so wichtig, weil es die Anschlusssicherung garantieren kann. Die verpassten Anschlüsse ärgern den Fahrgast.

Im Aufsichtsrat wird jetzt vom Gutachter MVV der erste Zwischenbericht zur Lage des Ingolstädter Nahverkehrs vorgelegt. Ihr Resümee

Frank: Der grundsätzliche Buslinienplan wird als sinnvoll und zweckmäßig eingeschätzt. Das Taktsystem ist nachvollziehbar und klar gegliedert. Gleichwohl wird angeregt, zu den Stoßzeiten, insbesondere im Berufsverkehr, mehr anzubieten. Da sind wir gefordert, wie wir das umsetzen können. Sicher wird dann auch die Frage gestellt: Wer kann das bezahlen? Beim Tarif ist Kritik gerechtfertigt. Da müssen wir daran arbeiten, dass wir das Verhältnis zwischen Zeitkarten und Einzelfahrscheinen verbessern. Derjenige muss mehr belohnt werden, der sich länger an uns bindet und bereit ist, eine Dauerkarte zu kaufen. Das muss im Verhältnis zum Einzelfahrschein attraktiver sein. Dritter Punkt: die dynamische Fahrgastinformation, wie man sie von der Bahn oder anderen Verkehrsverbünden schon kennt. Das erleichtert die Orientierung und teilt dem Fahrgast mit, wann der nächste Bus kommt. Auch beim Internetauftritt der INVG müssen wir nachlegen, insbesondere was die Fahrplaninformation anbelangt.

Die Freien Wähler sind jetzt mit in der Stadtregierung, sie fordern seit langem, dass die Busse aus der Nord-Süd-Achse der Altstadt verbannt werden.

Frank: Wir haben bereits die Anzahl der Busse erheblich reduziert. Ich glaube, das war ein guter Kompromiss, an dem wir festhalten sollten.