Torshavn
"Alle haben stundenlang geweint"

Schrobenhausenerin Melike Pekel scheitert mit der türkischen Frauen-Fußballnationalmannschaft in der WM-Qualifikation

26.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Melike Pekel erzielte in der WM-Qualifikation vier Tore. - Foto: privat

Torshavn (DK) Niedergeschlagenheit, blankes Entsetzen, Riesenenttäuschung bei der Schrobenhausenerin Melike Pekel: Ihr Traum von einer WM-Teilnahme 2018 ist völlig überraschend schon frühzeitig beendet - weil sie mit dem türkischen Frauenteam in der Qualifikationsgruppe D an den Färöer Inseln scheiterte.

Nicht einmal 50 000 Einwohner zählen diese - und trotzdem brachten ihre Kickerinnen nun das Kunststück fertig, ihren Heimvorteil auszunutzen. Da half es den Türkinnen auch nichts, dass Pekel sie bereits in der 17. Minute in Führung schoss. Rannvá Andreasen (37.) sowie Milja Simonsen (65.) wendeten das Blatt - und stürzten damit das Team rund um die Nationalspielerin aus Schrobenhausen in ein Tal der Tränen. "Alle bei uns haben stundenlang geweint", erzählt die 22-Jährige und ergänzt: "Am liebsten wären wir sofort nach dem Spiel heimgeflogen, die Stimmung war miserabel. Der Schmerz über das Ausscheiden liegt selbst jetzt immer noch sehr tief in meinem Herzen."

Kopfschüttelnd sagt sie das, einfach nur frustriert. "Wir hatten wirklich gute Chancen, eine Runde weiterzukommen. Wir besaßen einen Top-Kader, Top-Spielerinnen, Top-Bedingungen - und dann passierte so etwas." Vor allem für den Cheftrainer Talat Tuncel tut ihr das Ganze extrem leid: "Im türkischen Fußball ist es leider oft der Fall, dass man sehr schnell gefeuert wird, wenn der Erfolg ausbleibt. Daher hat er sich schon ein bisschen von uns verabschiedet."

Dabei hätte alles so schön werden können für Pekel und ihre Teamkameradinnen. Im ersten Gruppenspiel gab es sofort einen klaren 3:0-Erfolg gegen Montenegro. Pekel hielt sich hierbei noch in Sachen Torerfolge vornehm zurück. Aber das sollte sich sehr bald ändern - genauer ausgedrückt knapp 53 Stunden später, in der Qualifikationspartie Nummer zwei auf den Färöer Inseln gegen die Auswahl Luxemburgs.

Exakt 16 Minuten waren in jener absolviert, als die Schrobenhausenerin einnetzte. Und was machte Pekel dann? Sie zog frech ihr Trikot nach oben und präsentierte ein eigens für diesen Fall entworfenes T-Shirt. "Für meinen Papa", stand da in türkischer Sprache geschrieben - eine Widmung, die der 22-Jährigen ausgesprochen wichtig war. "Ich habe meinem Vater so viel zu verdanken. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Es kommt schon dazu, dass ich meine Familie momentan sehr vermisse", räumt Pekel ein. Aktuell lebt die Angreiferin in Metz im Nordosten Frankreichs, wo sie für den dortigen FC auf Torejagd geht - rund 480 Kilometer von ihrer Heimat Schrobenhausen entfernt.

Nun aber wieder zurück auf die Färöer Inseln, zurück in die Partie gegen Luxemburg: In deren weiterem Verlauf netzte Pekel noch zweimal ein und schnürte damit beim 9:1-Kantersieg einen Dreierpack. "Erstmals gleich drei Tore in einem Länderspiel zu erzielen, natürlich war das toll für mich - aber kein Grund für Überheblichkeit oder Ähnliches", sagt die 22-Jährige - zumal dann noch die große Enttäuschung gegen die Gastgeberinnen inklusive des Scheiterns in der WM-Qualifikation folgten.