Aldersbach
Aldersbach feiert die Rückkehr der "Wirtshausmusi"

Das Trio Schleudergang holt sich den Internationalen Volksmusikpreis 2017 Django Asül erhält Kabarettpreis

18.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Die Musik- und Tanzgruppe Práchenský Soubor aus Tschechien wirbelte über die Bühne im Brauereihof von Aldersbach. - Foto: Jäger

Aldersbach (DK) "Pudelnackert, pudelnackert, ohne Hemd" singen die Gäste im voll besetzten Festzelt auf dem Klosterareal in Aldersbach (Landkreis Passau) den Refrain mit und klatschen rhythmisch in die Hände. Auf der Bühne stehen drei Männer, zwischen 30 und 35 Jahre alt, und sorgen mit längst vergessen geglaubten Melodien für Stimmung.

Bekannt sind die drei Musiker unter dem Namen Schleudergang. Am Sonntag wurden sie auf dem 15. Internationalen Volksmusiktag der Verlagsgruppe Passau mit dem Volksmusikpreis ausgezeichnet. Zum zweiten Mal in der Geschichte der Veranstaltungsreihe "Menschen in Europa" wurde außerdem ein Kabarettpreis verliehen. Er ging an den Hengersberger Kabarettisten Django Asül.

"Meine Heimat - Unser Europa" war das Motto des Tages, bei dem rund 500 Musiker auf dem Aldersbacher Klostergelände im Herzen Niederbayerns musizierten. Gleich drei Gruppen (Aflusn, Manda und die Schmankerlmusi aus der Holledau) belegten demnach den zweiten Platz. Die Online-Abstimmung der Leser der "Passauer Neuen Presse" ("PNP") und des Donaukurier und eine dreiköpfige Fachjury, bestehend aus Staatsminister Marcel Huber, Veronika Keglmaier vom Kulturreferat Niederbayern und Andreas Samböck, Organisator der Obernzeller Volksmusiktage, haben Schleudergang hingegen auf den ersten Platz katapultiert. Nicht etwa, weil sie "Waschmaschinenvertreter" sind, spielte Siferlinger scherzhaft auf den Namen der Musikgruppe an. Sondern weil sie die Zuhörer musikalisch in vergangene Zeiten zurückschleudern, "ganz ohne Weichspüler".

Florian Weinmann, Roland Stetter und Raimund Pauli frischen als Schleudergang alte Wirtshausmusi auf. "Ganz ohne Anlage und Verstärker", sagt Weinmann gegenüber der "PNP". Kennengelernt haben sich die drei, die aus Lalling, Freyung und Vilshofen stammen, in einem Passauer Wirtshaus, auf dem Volksmusikfest "Drumherum" in Regen wurden sie schließlich entdeckt. "Vielen Dank, mia san schon stolz", freute sich Weinmann gestern auf der Bühne über den Volksmusikpreis. Mit "Mia san drei Niederbayern" überzeugten sie das Publikum im Anschluss von ihrem musikalischen Talent. Dass Schleudergang auch frech und witzig sein kann, zeigte die Gruppe schließlich mit dem Lied "Pudelnackert", das aus dem Jahr 1930 stammt und bei dem das Publikum lautstark mitsingen durfte.

Dass Kabarett und Volksmusik, nicht zuletzt im Rahmen von "Gstanzerl", nah miteinander verwandt sind, betonte auch der ehemalige Bayern-Profi und Fußball-Weltmeister Paul Breitner, der seinem guten Freund Django Asül den Kabarettpreis überreichte. "Früher war Django ein Fan von mir und jetzt bin ich ein Fan von ihm", sagte Breitner in seiner Laudatio. Er sei froh, dass Django Asül, der Hengersberger mit den türkischen Wurzeln, der einst Bankkaufmann gelernt hatte, sich heute nur noch um seine eigenen Finanzen kümmere, scherzte er und lobte zugleich Asüls Lebenswerk.

"Wenn man in der Öffentlichkeit steht und nicht allzu viel falsch macht, kommt man Ehrungen nicht aus", reagierte Django Asül in gewohnt lässiger Manier. Von dieser Auszeichnung aber fühle er sich wirklich geehrt.

"Volksmusik ist nicht nur für die Ohren und fürs Herz, sondern auch für den Geist", brachte es Angelika Diekmann, Initiatorin der Veranstaltung, in ihrer Rede schließlich auf den Punkt, bevor es im Festzelt endlich "O'zapft is" hieß. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer zapfte zusammen mit Bürgermeister Harald Mayrhofer das erste Bier an. Zwei Schläge brauchte er zunächst dafür. Weil der wertvolle Hopfen daraufhin allerdings nur langsam aus dem Zapfhahn tröpfelte, musste er noch zwei Schläge nachsetzen.