Aichacher Gesundheitsamtsleiter spricht über seine Versetzung

06.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:16 Uhr
Friedrich Pürner, Leiter des Gesundheitsamtes in Aichach. −Foto: Stefan Puchner/dpa/Archivbild

Aichach - Bis Sonntagmitternacht ist Friedrich Pürner (Foto) noch Leiter des staatlichen Gesundheitsamts in Aichach.

Seinen letzten Wochentag in diesem Amt begann er am Freitag mit einer Pressekonferenz. Sie war wohl die letzte in seiner Zeit als Behördenleiter und allein aufgrund des Mediums, über das sie abgehalten wurde, ungewöhnlich. Noch am Donnerstag hatte er die Presse zu sich ins Gesundheitsamt eingeladen. Wenig später gab Pürner aber bekannt, dass das Landratsamt Aichach-Friedberg ihm keine Räumlichkeiten für eine Pressekonferenz zur Verfügung stellen wollte, offenbar aus Sorge, "gewisse Gruppierungen" könnten der Veranstaltung beiwohnen.

Welche Gruppierungen die Kreisverwaltung damit meinte, konnte am Freitag nicht geklärt werden. Im Landratsamt war für eine Stellungnahme niemand erreichbar. So lud Pürner die Presse zu einem "Zoom-Meeting" ein. Auf diese Weise wohnten am Freitag Vertreter verschiedener Medien der Videokonferenz bei - auf Distanz.

Die wollte Pürner im Gespräch auch wahren. Nicht als Amtsleiter, sondern als Privatmann und Arzt trete er vor die Presse. Er hätte sich freigenommen und halte sich in einem Privatraum auf. Auch von den fraglichen Gruppierungen - mutmaßlich Gegner der Maskenpflicht, "Corona-Leugner" oder Rechtsextreme - hielt er betont Abstand, so wie bereits in den Monaten zuvor. Er wollte seinen Posten aber offenbar nicht ohne abschließende Worte räumen.

Am Dienstag hatte der von seiner Abordnung ans Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Oberschleißheim erfahren. Der offizielle Grund: Er soll ein Fachgebiet aufbauen, das mit Digitalisierung im Gesundheitswesen zu tun hat. Inoffiziell ist allerdings klar, dass der Epidemiologe durch mehrfache kritische Äußerungen im Hinblick auf die staatlichen Anti-Corona-Maßnahmen offensichtlich negativ aufgefallen ist. Wie bereits berichtet, hinterfragte Pürner etwa die Aussagekraft des sogenannten Sieben-Tage-Inzidenzwerts, in dessen Berechnung alle positiven Laborbefunde einfließen, nicht aber die tatsächliche Zahl der an Covid-19 Erkrankten.

Bei seiner privat organisierten Video-Pressekonferenz sprach er am Freitag auch von einer "Überdramatisierung" der Lage. Er wolle mehr Eigenverantwortung der Bürger - etwa bei der Frage, ob in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen sei.

DK/dpa/Foto: Brummer

Bastian Brummer