Ingolstadt
Ärger im Piusviertel: Wo bleibt die neue Mobi-Station?

OB Lehmann kritisiert die hohen Baukosten und erklärt: "Wir sind selber verzweifelt, dass es nicht vorwärts geht"

15.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:49 Uhr

Bunte Mieze: Die Tierfiguren im Piusviertel sind ein Hingucker. Doch viele sind kaputt oder verschwunden. Nachschub soll her - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Eigentlich hätte mit dem Bau der neuen Mobi-Station im Piusviertel längst begonnen werden sollen. Doch es herrscht Stillstand. Warum, erfuhren die Mitglieder der Kommission Soziale Stadt in der Sitzung am Mittwochabend: Wie Oberbürgermeister Alfred Lehmann erklärte, belaufe sich eine erste Kostenschätzung für den neuen Jugendtreff auf 1,9 Millionen Euro – lediglich 700 000 Euro habe die Stadt eingeplant. „Das ist vom Quadratmeterpreis her nicht mehr plausibel“, erklärte Lehmann und versicherte: „Da gibt es kein absichtliches Bremsen. Wir sind selber verzweifelt, dass es nicht vorwärts geht.“

Der zweite Haken an der Geschichte: Das Jugendamt fordert neue Regeln für die selbstverwalteten Räume in den Mobi-Stationen. Künftig sollen nicht mehr die jungen Leute als Schlüsselträger die Verantwortung tragen, sondern die mobilen Jugendarbeiter. Das bedeutet mehr Präsenz der Hauptamtlichen in den Treffs. Dagegen sträuben sich die Träger der mobilen Jugendarbeit: Das Vertrauen in die Schlüsselträger ist wichtiger Bestandteil der Zusammenarbeit mit schwierigen Jugendlichen. „Ein Restrisiko bleibt immer“, erklärte Anne Stahl, Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen. Der Verein ist Träger der Jugendarbeit im Piusviertel.

Da es bisher zu keiner Einigung gekommen ist, stoppt auch die Planung für die Mobi-Station, die baugleich zu den vorhandenen Treffs errichtet werden soll. Geplanter Standort ist an der Permoserstraße, nahe der Bezirkssportanlage des TV. Diese Nachrichten kamen bei den Kommissionsmitgliedern nicht gut an. „Wir brauchen diesen Treff dringend“, erklärte Michael Schels, Leiter der Herschelschule. „Wenn ich abends heimradele, dann sehe ich Siebtklässler auf der Straße herumstehen.“ Auch Pfarrer Martin Geistbeck von St. Pius übte Kritik: „Wir müssen Räume für Kinder und Jugendliche schaffen. Wir verlegen doch auch ganze Straßenzüge innerhalb kürzester Zeit.“

n Ein weiteres Bauvorhaben ist in Vorbereitung: Der Bildungsverein Atlantik will eine eigene Kita mit zwei Krippen- und einer Kindergartengruppe eröffnen. Die Stadt errichtet dafür das Gebäude am Rande der Erweiterungsfläche des Nordfriedhofs an der Waldeysen-straße. Geplant ist ein L-förmiger, ebenerdiger Bau mit Pultdach. Laut Hochbauamtsleiter Nißl soll Mitte 2013 mit dem Bau begonnen werden, die 49 Betreuungsplätze werden voraussichtlich im Herbst 2014 zur Verfügung stehen.

n Eine Sanierung des Schulhauses wünscht sich Rudolf Zehentbauer. Der neue Leiter der Grundschule an der Ungernederstraße stellte sich den Kommissionsmitgliedern vor und erklärte, warum er sich fürs Piusviertel entschieden hat: „Es muss ein bisschen vorwärtsgetrieben werden, und es liegt vieles brach.“ Unter anderem auch die schönen Grünflächen, die kaum genutzt würden – etwa zum Fußballspielen. Zehentbauer will den Kindern nicht nur mehr Bewegung verordnen, sondern möchte ihnen auch einen Zugang zur Natur ermöglichen. Er erzählte von einem Schüler, der nicht wusste, was ein Zweig ist. Hoffnungen setzt der Rektor da auf die Landesgartenschau 2020.

n Tierisch wurde es am Schluss der Sitzung: Pfarrer Geistbeck wies darauf hin, dass viele der bunten Figuren, die das Piusviertel einst zierten, entweder kaputt oder verschwunden sind. „Gibt es keine Möglichkeit, wieder neue aufzustellen – zum Beispiel eines pro Jahr bis zur Landesgartenschau? Da geht es doch auch um die Wertigkeit des Viertels.“