Ärger bei der Jungen Union

22.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:42 Uhr

Ingolstadt (DK) Im Kreisverband der Jungen Union herrscht Miss?stimmung: Der Vorsitzende der Haunstädter Ortsgruppe, sein Stellvertreter und fünf weitere JU-ler sind aus Protest ausgetreten, weil eine Wahl nicht in ihrem Sinne verlaufen ist. Eine Rolle spielten aber auch Klagen über mangelndes Engagement.

Offiziell ging es um einen Formfehler bei der Delegiertenwahl, inoffiziell aber lag wohl mehr im Argen: Weil Jürgen Szczepanski, Kandidat der Jun?gen Union (JU), Ortsgruppe Ober-/Un?ter?haun??stadt, ent?ge?gen den Absprachen vom JU-Kreisverband nicht zum Beisitzer gewählt wurde, sind kurz danach sieben JU-ler aus Protest ausgetreten. Allen voran: Wolfgang Kraus, Vorsitzender der Ober?haun?städter Ortsgrup?pe, sein Stellvertreter Szcz??e?panski und fünf weitere Mitglieder. Versöhnung ist nicht in Sicht. "Da müsste sich viel bei der JU ändern, dass ich da wieder eintrete", sagte Kraus dem DK.

Die offizielle Begründung für die Nicht-Wahl Szczepanskis sei eine fehlende Ein?verständ?niserklärung gewesen, die nötig war, weil der Kandidat an der Abstimmung am 2. April nicht teilnehmen konnte. Auch Ortsvorsitzender Kraus war an diesem Montagabend verhindert. Und weil das Dokument nicht vorlag, wurde auf Initiative des JU-Kreischefs Benedikt Seidenfuß an Szczepanskis statt der 16-jährige Thomas Bauer zum Beisitzer gewählt.

"Völlig überraschend"

Für Kraus und seinen unberücksichtigten Kandidaten kam das "völlig überraschend". Jetzt fühlen sie sich "schon ein bisschen hintergangen". Wäre ihm bewusst gewesen, dass ohne Einverständniserklärung eine Wahl in Abwesenheit nicht möglich sei, "dann hätte ich den Brief auch noch um zehn Uhr abends vorbeigebracht", beteuerte der 23-Jährige auf Anfrage des DK. Das Beharren auf formaler Korrektheit irritiere ihn, schließlich sei Szczepanski vorher schon Beisitzer gewesen "Außerdem war die Kandidatur abgesprochen", betonte Kraus. Er sei auch verstimmt, weil er erst 14 Tage nach der Wahl von Szczepanskis Scheitern erfahren haben will. "Der Kreisverband hat es totgeschwiegen, dass der Jürgen nicht mehr gewählt worden ist." Das halte er für keinen guten Stil.

Der JU-Kreisverbandsvorsitzende Be?nedikt Seidenfuß widerspricht dem entschieden. Er habe schon bei der Vorstandswahl der Haunstädter JU-Ortsgruppe, die kurz vor der Kreisverbandswahl absolviert wurde, "klar darauf hingewiesen", dass ein Kandidat nur dann in Abwesenheit gewählt werden könne, wenn seine schriftliche Ein?verständniserklärung vorliege. "Das steht sogar so im Sit??zungsprotokoll", sagte Sei?den???fuß auf Anfrage. Der Anlass der Belehrung sei Szczepanskis Ankündigung gewesen, an der Kreisverbandswahl am 2. April nicht teil?nehmen zu können.

Seidenfuß erklärt den Verlauf dieses Abends aus seiner Sicht: "Da war weder der Kandidat da noch die Einverständ?niserklärung. Die Wahl wäre also ungültig gewesen." Er habe sogar eine Unterbrechung veranlasst und versucht, Kraus am Telefon zu erreichen – "aber er ist nicht hingegangen". Daher, so Seidenfuß, habe er zwei Alternativen gehabt: "Wir wählen einen Anwesenden zum Beisitzer, der alle Voraussetzungen erfüllt. Oder wir wählen Szczepanski formal inkorrekt in Abwesenheit – und haben keinen Beisitzer." So sei Thomas Bauer zu seinem Amt gekommen.

Seidenfuß befremdet Kraus’ beleidigter Rückzug sehr. "Mir gegenüber hat er berufliche Gründe angegeben und betont, dass er mir in keiner Weise grollt." Allerdings deutet der JU-Kreis vorsitzende an, dass es in Richtung Ober-/Unterhau?n?städter Ortsgruppe immer wieder zu Aufforderungen gekom?men sei, dass sich der CSU-Nachwuchs dort ruhig ein bisschen mehr für die Partei engagieren könne. "Das sind nicht gerade Aktivposten", sagte Seidenfuß bemüht zurückhaltend. Wieso Kraus nun auf einmal die nicht zustande gekommene Wahl Szczepanskis als Grund für seinen Austritt aus der JU angebe, kann er sich nicht erklären.

"Beruflich eingespannt"

Auch Wolfgang Kraus hatte im Gespräch mit dem DK eingeräumt, dass es oft Klagen an der Passivität seiner Ortsgruppe gegeben hat, und dass diese nicht ganz unberechtigt waren. "Viele von uns sind beruflich sehr eingespannt", argumentierte der 23-jährige Steuerberater. Allerdings habe es auch aus anderen Gründen "diverse Schwierigkeiten" zwischen seiner JU-Gruppe und dem Kreisverband gegeben. So sei die Idee, die JU in Ober-/Unter?haunstadt und Etting zu vereinen, verhindert worden.